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Affenpocken-Todesfälle weltweit: New York ruft Notstand aus

Der Bürgermeister schätzt, dass 150.000 New Yorker Affenpocken ausgesetzt gewesen sein könnten

New York
Krankenwagen in New York (Foto: Benjamin Voros / Unsplash)

Vor einer Woche erklärte die WHO den Affenpocken-Ausbruch zur Notlage. Nun meldet Spanien die zwei ersten Toten in Europa im Zusammenhang mit einer Infektion. Expert*innen warnen vor Panikmache, fordern aber mehr Massnahmen gegen das Virus.

Erstmals sind in Europa Todesfälle nach einer Affenpocken-Infektion bekannt geworden (MANNSCHAFT berichtete). Die beiden Männer starben am Freitag und Samstag in Spanien, wie Gesundheitsbehörden des Landes mitteilten. Ein weiterer Todesfall wurde am Wochenende in Brasilien bestätigt.

Angesichts der sich ausbreitenden Affenpocken rief die Gouverneurin des US-Bundesstaates New York den Notstand aus.

Die beiden Patienten starben in Krankenhäusern in den Regionen Valencia und Andalusien. Beide waren amtlichen Angaben zufolge mit einer Gehirnentzündung eingewiesen worden. Das Gesundheitsministerium der Region Valencia teilte am Freitagabend mit, der Tod des Patienten sei «durch eine infektionsbedingte Enzephalitis (Gehirnentzündung) verursacht» worden.


Die Weltgesundheitsorganisation empfahl MSM, wegen der Ansteckungsgefahr mit Affenpocken, weniger Sexpartner (MANNSCHAFT berichtete)

Die Regionalzeitung Levante schrieb, es handele sich um einen «etwa 40 Jahre alten Mann», der in Alicante auf der Intensivstation lag.

Affenpocken
Hautsymptome von Affenpocken-Patienten (Foto: Institute of Tropical Medicine Antwerp/dpa)

«In 99 Prozent der Fälle handelt es sich um eine gutartige Infektion»
In Andalusien gab das Gesundheitsministerium am Samstag bekannt, bei dem zweiten Todesopfer handele es sich um einen 31-Jährigen. Er war demnach mit einer Meningoenzephalitis – dabei sind ausser dem Gehirn auch die Hirnhäute betroffen – auf die Intensivstation des Universitätskrankenhauses in Córdoba gebracht worden.


Mehrere spanische Expert*innen betonten, beide Todesfälle seien wahrscheinlich auf Vorerkrankungen zurückzuführen. «In 99 Prozent der Fälle handelt es sich um eine gutartige Infektion, aber es gibt Patienten, die anfälliger sind, zum Beispiel Menschen mit Begleiterkrankungen oder Kinder», sagte der Mikrobiologe José Antonio López Guerrero von der Madrider Universidad Autónoma der Zeitung El País.

Zu Gehirnentzündungen meinte er, diese seien bei verschiedenen Virusinfektionen nicht selten.

Ob bei den beiden Todesfällen Begleiterkrankungen vorlagen, war zunächst unklar. El País schrieb, das medizinische Institut «Instituto de Salud Carlos III» in Madrid wolle Gewebeproben untersuchen, um die Todesursachen besser zu verstehen.

Forderung nach besseren Massnahmen
Spanien ist eines der von den Affenpocken am stärksten betroffenen Länder. Bei etwa 4.300 erfassten Fällen habe es etwa 120 Krankenhaus-Einweisungen gegeben, teilte das Gesundheitsministerium mit. Expert*innen forderten mehr und bessere Massnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung der Krankheit.

Man müsse verhindern, dass das Virus etwa «auf Bordelle oder auf Familien mit Kindern übergreift», sagte der Immunologe Alfredo Corell von der Universität Valladolid der Zeitung El Mundo. Dazu müsse man auch über die Isolierung von Infizierten nachdenken.

Der Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten an der Uniklinik Badalona, Roger Paredes, forderte, dass die Behörden nicht nur in Spanien, sondern in ganz Europa die Aktionen gegen Affenpocken «beschleunigen und stärken müssen» – etwa durch mehr Impfungen.

Auch Checkpoint Zürich fordert die schnellstmögliche Impfungen gegen Affenpocken in der Schweiz (MANNSCHAFT berichtete)

Todesfall in Brasilien
Auch Brasilien bestätigte am Wochenende einen Todesfall im Zusammenhang mit Affenpocken. Der 41-jährige Mann habe verschiedene Vorerkrankungen gehabt, sei immungeschwächt gewesen und habe Chemotherapien hinter sich, teilte das Gesundheitsministerium in Brasília mit. Wie sehr die Affenpocken zum Tod des Mannes beigetragen hätten, werde nun untersucht.

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Kolorierte, elektronenmikroskopische Aufnahme von Affenpocken-Viren. (Bild: Andrea Männel/Andrea Schnartendorff/RKI/dpa)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zum aktuellen Affenpocken-Ausbruch zuvor fünf Tote registriert – alle in Afrika. Angesichts der schnellen Verbreitung der Affenpocken hatte die WHO am vorigen Wochenende die höchste Alarmstufe ausgerufen. Die weltweite Verbreitung der Infektionskrankheit ist ungewöhnlich, bisher war sie im Wesentlichen auf sechs afrikanische Länder beschränkt.

Der US-Bundesstaat New York rief wegen des Ausbruchs den Notstand aus. «Diese Massnahme erlaubt es uns, schneller auf den Ausbruch zu reagieren und zusätzliche Schritte zu unternehmen, um mehr New Yorker zu impfen», sagte Gouverneurin Kathy Hochul.

«Jedes Werkzeug nutzen»
Man müsse zur Eindämmung des Virus «jedes Werkzeug nutzen» und besonders Risikogruppen so gut wie möglich schützen. Dafür werde die Kontaktverfolgung intensiviert und mehr Gesundheitspersonal mobilisiert, um Schutzimpfungen zu verabreichen. Ausserdem würden die Testkapazitäten ausgebaut.

Der Notstand gilt in New York vorerst bis zum 28. August. Am Freitag meldete das Gesundheitsministerium des Bundesstaats 1.383 Infektionen mit dem Affenpockenvirus, die sich hauptsächlich auf die Millionenmetropole New York konzentrierten. Das entspricht etwa einem Viertel der in den USA registrierten Fälle.

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Hautsymptome eines Affenpocken-Patienten (Foto: Institute of Tropical Medicine, Antwerp / dpa)

New Yorks Bürgermeister Eric Adams rief auch in der Stadt einen Gesundheitsnotstand aus: «New York City ist derzeit das Epizentrum des Ausbruchs, und wir schätzen, dass etwa 150.000 New Yorker Affenpocken ausgesetzt gewesen sein könnten.»

Nach der jüngsten Erfassung gab es knapp 23.000 Affenpocken-Fälle weltweit. Besonders betroffen ist Europa mit mehr als 14.000 Fällen. Davon entfielen bis Freitag knapp 2600 auf Deutschland. (MANNSCHAFT berichtete, dass es Hinweise gibt, dass sich Menschen bei Pride-Paraden infiziert haben könnten.)

Bei einer Affenpocken-Infektion können Hautausschlag, geschwollene Lymphknoten sowie Fieber, Schüttelfrost und Muskelschmerzen auftreten. Nach WHO-Angaben kamen bislang in Europa etwa acht Prozent der Patient*innen ins Krankenhaus, meist wegen starker Schmerzen oder Zusatzinfektionen.

Die Deutsche AIDS-Hilfe fordert eine Million Impfdosen gegen Affenpocken (MANNSCHAFT berichtete)


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