5 queere Tipps für die Sommer­wochen in Wien

Von «The Beauty of Diversity» über die Eurogames bis zu LGBTIQ-Fotokunst aus China

Pixy Liaos «How to Build Up a Relationship with Layered Meanings», aus der Serie «Experimental Relationship», 2008 (Foto Courtesy Alexander Tutsek-Stiftung, München / Pixy Liao)
Pixy Liaos «How to Build Up a Relationship with Layered Meanings», aus der Serie «Experimental Relationship», 2008 (Foto Courtesy Alexander Tutsek-Stiftung, München / Pixy Liao)

In diesem Sommer gibt es in Wien so viele queere Veranstaltungen wie noch nie.

#1 Eurogames Wien bereitet sich für ein queeres Grossereignis vor. Vom 17. bis 20. Juli treffen sich in Wien 4‘000 Sportler*innen zu den Eurogames (MANNSCHAFT berichtete). Es ist das erste Mal, dass eine solche Veranstaltung in der österreichischen Hauptstadt stattfindet. Nicht nur Sportler*innen sondern auch viele Zuseher*innen aus ganz Europa werden in Wien erwartet. Rund um die Eurogames gibt es zahlreiche queere Events.

Am Wiener Karlsplatz, einem bekannten Platz in der Innenstadt, werden die Veranstalter*innen ein eigenes Eurogames Village aufbauen. Dort kann gegessen, getrunken und ausgiebig gefeiert werden. Auf einer grossen Bühne werden queere Künstler*innen auftreten. Auch Menschen, die sich nicht für Sport interessieren, sind willkommen. Das Zentrum für queere Geschichte QWien lädt anlässlich der Eurogames zu queeren Stadt-Spaziergängen ein. Viele Wiener Museen veranstalten eigene Führungen. Hinzu kommen Filmführungen, Lesungen, eine Ausstellung, Workshops und Diskussionen.

#2 ImPulsTanz-Festival Im Sommer verfällt Wien auch 2024 dem Tanzfieber. Schuld daran ist das ImPulsTanz-Festival, das jedes Jahr im Juli und im August stattfindet. Viele Tourist*innen reisen extra deswegen nach Wien. Es ist das mit Abstand grösste Festival in Europa für zeitgenössische Tanzkunst. Auch 2024 nehmen Künstler*innen aus der ganzen Welt daran teil. Zu den wichtigsten Aufführungsorten gehören das Burgtheater, Museumsquartier, Volkstheater, Schauspielhaus und das Filmmuseum.

In diesem Jahr stehen einige queere Produktionen auf dem Programm: Aus den USA kommen j. bouey und Tyrone Bevans nach Wien. Sie widmen sich voller Leidenschaft dem Waacking. Dabei handelt es sich um einen Tanz, der in den 1970er Jahren in den Schwulenclubs von Los Angeles entstand. Für queere Tanzende ist Waacking Empowerment, Freiheit, Zuflucht und auch eine Form von Heilung.

Luca Bonamore, ein in Rom geborener und in Wien lebender Tänzer, Choreograf und Performer, lädt ins Wiener Schauspielhaus zum Stück «Silent Lovers» ein. Dabei nehmen sich die Künstler*innen tänzerisch dem Cruising an. Sie zeigen, wie sich queere Personen in der Nacht unter anderem in öffentlichen Parks und Toiletten treffen. Nicht immer geht es dabei um anonymen und schnellen Sex, sondern manche sehnen sich nach Zuneigung und erhoffen sich sogar die grosse Liebe.

TRY Collaborative & Circo Zero: Hier treffen sich ein queeres Künstler*innen-Kollektiv im Wiener Museumsquartier auf einer bunt dekorierten Bühne zum gemeinsamen Tanz. Die Personen wollen in dem Stück mit ihren energetischen Körpern bei magischer Musik eine sinnliche, generationen- und genderübergreifende Fantasie entwickel

#3 Albertina Modern: The Beauty of Diversity Bis zum 18. August ist in der Albertina Modern die sehenswerte Ausstellung «The Beauty of Diversity» zu sehen (MANNSCHAFT berichtete). Die Albertina Modern gehört in Österreich zu den führenden Kunstmuseen für moderne und zeitgenössische Kunst von Weltrang. In «The Beauty of Diversity» setzen sich die Werke mit identitätspolitischen Themen rund um gender, race und Klasse auseinander. Dabei werden alte Identitätsmodelle hinterfragt.

Die Ausstellungsstücke wollen auf die Schönheit des Diversen, Fremden und Anderen aufmerksam machen. So sind im Bereich «Self-Empowerment» beispielsweise provokative Fotografien des queeren deutschen Künstlers Jürgen Klauke zu sehen. Klauke gehört zu den Pionieren der queeren Kunst im deutschsprachigen Raum. Er hat die sogenannte «Bodyart» mitbegründet. Das bedeutet, dass er seinen eigenen Körper zum Medium von verschiedenen Performances macht.

#4 WestLicht: Queer-Sein in China Einen China-Fokus bietet derzeit WestLicht, das Wiener Museum für Fotografie und Fotokunst, mit der Ausstellung «Inside Views». Bis zum 11. August können dort zeitgenössische Arbeiten von chinesischen Künstler*innen betrachtet werden. Ausgangspunkt der gezeigten Werke ist oft der Körper. Er dient den chinesischen Künstler*innen als Zeichen, Medium und als Experimentierfeld.

Ren Hangs «Ohne Titel», um 2014 (Foto Courtesy Fotosammlung OstLicht / Ren Hang)
Ren Hangs «Ohne Titel», um 2014 (Foto Courtesy Fotosammlung OstLicht / Ren Hang)

Zu den Highlights der Ausstellung gehören die aussergewöhnlichen Werke des schwulen Künstlers und Fotografs Ren Hang. Sein Schicksal ist tragisch. Er hat sich 2017 im Alter von nur 30 Jahren das Leben genommen. Ren Hang hielt sich 2015 unter anderem in Wien auf. In dieser Zeit sind einige sehenswerte Arbeiten entstanden, die nun in der Ausstellung erstmals prominent zugänglich gemacht werden.

#5 Queerer KulturSommer in Wien Der Wiener KulturSommer will interessierte Menschen niederschwellig an Kunst und Kultur heranführen. Auf dem Programm stehen Musik, Workshops, Kabarett, Literatur, Tanz und Performances an unterschiedlichen Orten in der ganzen Stadt. Alle Veranstaltungen sind für die Besucher*innen kostenlos. Die Künstler*innen werden von der Stadt Wien bezahlt.

Viele Veranstaltungen im Wiener KulturSommer beschäftigen sich 2024 mit Queer-Sein und Identitätsfragen. Am 21. Juli wird im Währinger Park beispielsweise das Stück «Tante Hannelore – queere Fragmente» aufgeführt. Dabei geht es um sexuelle Vielfalt, die Akzeptanz des Anderssein und trans Identitäten.

Am 25. Juli lädt die queere Autorin Alexandra Stanić zu einer kabarettistischen Lesung mit Musik ein. Stanić schreibt aus queerer, migrantischer Sicht über gesellschaftsrelevante Themen. Am 26. Juli ist das queere Kabarett von PCCC (Politically Correct Comedy Club) zu sehen. Gegründet wurde PCCC von Denice Bourbon, einer lesbisch/queeren feministischen Performancekünstlerin, Sängerin, Autorin, Moderatorin, Kuratorin, und Stand Up Comedian.

Am 27. und 28. Juli steht ein queeres Kindertheater auf dem Programm. Dabei werden in dem Stück «In allen Farben des Regenbogens» Geschichten aus der queeren Kinderliteratur thematisiert. Die vorgestellten Geschichten sollen unterschiedlichste und bunte Lebensrealitäten unserer Gesellschaft abbilden.

Neue Platte, Netflix-Biopic, grosse Tournee: Mit der pansexuellen Künstlerin Gianna Nannini, die am 14. Juni 70 wird, sprach MANNSCHAFT+ über ihr gefühltes Alter, Vibratoren und Politik (MANNSCHAFT+).

 

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