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Disney bringt erste offen LGBTIQ-Figur

Das Traditionshaus macht ein klares Statement zu LGBTIQ-Personen und zu Regenbogenfamilien

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Die Polizistin Specter erzählt von ihrer Freundin. (Bild: Disney/Pixar)

In Disneyfilmen identifizierten Fans schon lange mögliche schwule, lesbische oder bisexuelle Figuren. Im neuen Animationsfilm «Onward: Keine halben Sachen» kommt nun erstmals eine gleichgeschlechtliche Beziehung zur Sprache.

Sind Timon und Pumbaa Disneys erste Regenbogenfamilie? Ist die Seehexe Ursula in Wahrheit eine Dragqueen? Ist Li Shang in «Mulan» bisexuell (MANNSCHAFT berichtete)? Schon lange rätselten Fans über mögliche LGBTIQ-Figuren im Disney-Universum, doch diese blieben stets ungeoutet. Selbst die Szene in der Realverfilmung von «Die Schöne und das Biest», in dem der anfängliche Bösewicht LeFou für einen kurzen Augenblick mit einem Mann tanzt, war für viele noch nicht deutlich genug.

Mit dem neuen Animationsfilm «Onward: Keine halben Sachen» macht Disney nun ein klares Statement. Die Polizistin Specter, eine grossgewachsene Zyklopin, erwähnt nebenbei, dass sie eine Freundin hat. In der englischen Originalfassung leiht ihr Lena Waithe die Stimme, eine offen lesbische Schauspielerin bekannt aus der Netflix-Serie «Master of None».

 

Der Film handelt von den beiden Elfen-Brüdern Ian und Barley – zwei Jugendliche, die mit ihrer Mutter in einer Kleinstadt leben. Zur Bevölkerung zählen nebst Elfen auch Zwerge, Riesen und hyperaktive Haustier-Drachen, aber auch Einhörner und andere Fabelwesen. Mit Handys und Autos hat jedoch die moderne Technologie Einzug gehalten und die traditionelle Magie verdrängt. Ein Geschenk ihres verstorbenen Vaters führt Ian und Barley auf eine abenteuerliche Reise, auf der sie herausfinden, ob es nicht doch noch ein wenig echte Magie gibt. Vielleicht kann sie gar ein Wiedersehen mit dem geliebten Vater ermöglichen.


LGBTIQ als etwas «Unaufgeregtes»
Officer Specter nimmt im Film nur eine kleine Rolle ein und war bisher noch nicht in einem Trailer oder einem sonstigen Ausschnitt des Films zu sehen. Die Polizistin hält Ian und Barley an, die mit dem Wagen etwas zu schnell unterwegs sind. Die Brüder verwandeln sich mit Hilfe von Magie in den Polizeioffizier Bronco, ein Kollege von Specter, und jammern über ungezogene Kinder. Die Polizistin kann mitfühlen: «Wegen der Tochter meiner Freundin reisse ich mir oft die Haare aus.» Dem Publikum wird klar, dass Specter auch Teil einer Regenbogenfamilie ist.

Der Dialog sei unaufgeregt, schrieb das Portal Slate, das als erstes über die Szene berichtete. «In der Tat geht der Satz so schnell vorbei, dass man ihn kaum realisiert. Doch darum funktioniert die Szene so gut.» In der Fantasiewelt des Films sei es eine akzeptierte Tatsache des Lebens. «Einige Kinder haben zwei Väter, andere zwei Mütter – selbst, wenn diese Mütter Zentauren oder Elfen sind.»

Die Szene sei insofern wichtig, als sie eine vielfältige Gesellschaft widerspiegele, sagte Regisseur Dan Scanlon gegenüber Yahoo! Entertainment: «Wir wollten eine moderne Fantasiewelt darstellen, die eine moderne Welt repräsentiert.» Die Szene habe sich einfach so ergeben, ergänzte Produzentin Kori Rae: «Als wir sie geschrieben haben, schien es einfach zu passen.»


Lena Waithe schien von ihrer Rolle derart begeistert zu sein, dass sie sich die gesamte Lebensgeschichte von Officer Specter ausgedacht habe. Wie Rae im Interview mit EURWeb sagt, würde sie gerne ein Spin-off mit der Polizistin als Hauptfigur realisieren. «Ich will einen komplett neuen Film über Polizistin Specter drehen, das Material haben wir schon. Lena Waithe hat bereits alles niedergeschrieben und uns die Hintergrundgeschichte geliefert.»

 

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Eine Vorreiterrolle im Bereich LGBTIQ und Kinderproduktionen nimmt der Sender Nickelodeon ein, der in vielen Eigenproduktionen ganz selbstverständlich schwule und lesbische Elternpaare zeigt. So etwa in der Serie «Willkommen bei den Louds», wo der beste Freund der Hauptfigur zwei Väter hat (MANNSCHAFT berichtete). Mutiger waren bislang nur die Macher der Serie «Die Legende von Korra», die nicht nur Protagonist*innen verschiedenster Ethnien vereint, sondern auch erstmals eine lesbische Hauptfigur ins Zentrum rückt.

Am 5. März 2020 startet «Onward: Keine halben Sachen» in den Kinos.

 


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