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Hassverbrechen gegen LGBTIQ – Bayern startet Beratung

Das Anti-Gewalt-Projekt im Sub mit seinem Leiter Michael Plaß hat bayernweit seine Arbeit aufgenommen

Hassverbrechen gegen LGBTIQ
Michael Plaß, Leiter des Anti-Gewalt-Projekts (Foto: Mark Kamin)

Hassverbrechen gegen LGBTIQ in München und in ganz Bayern sind präsenter denn je, wie die Schlagzeilen des letzten Jahres gezeigt haben. Seit Anfang des Jahres bietet das Sub Online- und Telefonberatung für schwule, bisexuelle und queere Männer, die Opfer von Gewalt wurden an.

Gewalt und Diskriminierung, die sich gegen schwule, bisexuelle und queere Männer richtet, ist leider Alltag in Bayern – wie etwa im Dezember 2018 in der Münchner U-Bahn (MANNSCHAFT berichtete). Seien es Beschimpfungen und Pöbeleien oder gewalttätige Übergriffe; nahezu jeder schwule, bisexuelle und queere Mann hat seine eigene Geschichte, wenn es um homo- und transfeindliche Situationen geht.

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Bisher gab es vom Freistaat Bayern keine Gelder für LGBTIQ Projekte. Im Ländervergleich ist Bayern trauriges Schlusslicht, als einziges Land ohne breit angelegtes LGBTIQ-Förderprogramm. Mit den Mitteln, die das Bayerische Ministerium für Familie, Arbeit und Soziales jetzt für die Anti-Gewalt-Arbeit zur Verfügung stellt (MANNSCHAFT berichtete), setzt es ein historisches Zeichen.

«Gewalt gegen schwule, bisexuelle und queere Männer war schon immer ein grosses Thema für uns», so Kai Kundrath – Geschäftsführer des Sub e.V. «Als sich das Sub 1986 gegründet hat, ging es vor allem darum, all die schwulen Gruppen Münchens unter einem Dach zu vereinen, um sich besser gegen gesellschaftliche Homosexuellenfeindlichkeit positionieren zu können. Die Beratung von schwulen, bisexuellen und queeren Männern, die Opfer von Gewalt wurden hat schon immer einen zentralen Teil unserer Arbeit dargestellt.»


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Da die Gelder jedoch bisher ausschliesslich von der Stadt München kamen, habe sich das Angebot vor allem auf München und das nähere Umland beschränkt. Durch die Förderung des Freistaats für eine bayernweite Online- und Telefonberatung haben wir jetzt endlich die Möglichkeit für ganz Bayern Anlaufstelle zu sein», so Kundrath weiter.

Durch die Gelder, die das Ministerium für Arbeit, Familie und Soziales – vorerst für ein Jahr befristet – zur Verfügung stellt, konnte Michael Plaß im November 2019 die Arbeit des Anti-Gewalt-Projekts aufnehmen. Ging es in den ersten zwei Monaten vor allem darum, die Infrastruktur und bayernweite Vernetzung zu initiieren, so kann jetzt die Online- und Telefonberatung starten.

«Es gibt zwei zentrale Handlungsfelder für die bayernweite Anti-Gewalt-Arbeit: Zum einem steht die Beratung und konkrete Hilfeleistung im Vordergrund», so Plaß. «Beratung für schwule, bisexuelle und queere Männer, die Opfer von Gewalt wurden, muss klar parteiisch, niedrigschwellig und auf Wunsch anonym angeboten werden. Hier gilt es den besonderen Problemen und Lebenswirklichkeiten unserer Zielgruppe gerecht zu werden. Gerade für schwule, bisexuelle und queere Männer, die Opfer von Gewalt wurden muss es spezifische Hilfsangebote geben, um der oftmals komplexen Belastungssituation gerecht zu werden», so Plaß weiter.


Auch 2020 sei es für viele Männer schwer, sich selbst als Opfer zu sehen und zu zeigen. Das Paradigma des starken Mannes scheine gesellschaftlich immer noch tief verwurzelt zu sein. Für schwule, bisexuelle und queere Männer, die Opfer von Gewalt wurden, kommt häufig noch eine doppelte Belastung hinzu. Wir wachsen alle in einer Gesellschaft auf, in der Heterosexualität als normal gilt. Schwule, bisexuelle und queere Männer die Opfer von Gewalt wurden haben demnach nicht nur gegen das Paradigma des unverwundbaren Mannes zu kämpfen, sondern entsprechen durch ihre sexuelle Orientierung oder Identität nicht der gesellschaftlichen Mehrheit.

«Der zweite zentrale Aspekt meiner Arbeit, ist die Erhellung der Dunkelziffer von homo- und transfeindlichen Gewalttaten in Bayern», so Plaß weiter. «Aufgrund der mangelhaften Statistik und Dokumentation solcher Fälle herrscht von Seiten der Politik oftmals kein wirkliches Problembewusstsein. Gewalt, die sich gegen schwule, bisexuelle und queere Männer richtet, wird von der Polizei als politisch motivierte Tat erfasst. Somit werden diese Straftaten zusammen mit rassistischen oder antisemitischen Übergriffen aufgenommen. Diese Art der statistischen Erhebung ist viel zu undifferenziert und wird der wirklichen Problemlage nicht gerecht.»

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Durch die Aufnahme der Arbeit will man eine differenzierte Statistik initiieren, die die tatsächlichen homo- und transfeindlichen Gewalttaten in Bayern besser abbilde, kündigte Plaß am Mittwoch an.

Am 18. Februar 2020 ist MANNSCHAFT im Münchner SUB zu Gast. Dort sprechen wir mit Gästen wie Tessa Ganserer (Grüne) und Michael Plaß (Leiter Anti-Gewalt-Projekt im Sub) über die Gewalt gegen Queers in Bayern und nötige Massnahmen dagegen (zur Facebook-Veranstaltung).


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