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Wieder mehr homo- und transphobe Gewalt in Berlin

MANEO hat am Dienstag die neuesten Erkenntnisse zu Zahlen homo- und transphober Übergriffe vorgestellt

Gewalt
Foto: AdobeStock

Im Vorfeld des diesjährigen Internationalen Tags gegen Homo- und Transphobie (IDAHOT) hat das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin MANEO aktuelle Zahlen vorgelegt. Demnach stiegen die Fälle angezeigter Gewalt gegen LGBTIQ in der Hauptstadt um 58 auf 382 an. Gegenüber 2017 ist ein Zuwachs von fast einem Drittel zu verzeichnen.

Die Anzahl der erfassten Fälle homophober und transphober Gewalt in Berlin hat sich gegenüber dem Vorjahr um 58 Fälle auf 382 erhöht. Maneo hat 2018 insgesamt 733 Menschen beraten. «Wir müssen aber von weit mehr Vorfällen ausgehen, obwohl immer mehr Betroffene den Weg zur Polizei finden und sich mit einer Anzeige wehren», erklärte Maneo-Leiter Bastian Finke bei der Vorstellung der Zahlen am Dienstag in Berlin. Mit dabei waren auch die LGBTIQ-Ansprechpersonen bei der Staatsanwaltschaft Berlin und der Polizei Berlin, Markus Oswald und Sebastian Stipp, sowie Sabine Beck von L-Support e.V.

Gewalt gegen Homosexuelle
(Markus Oswald, Sebastian Stipp, Sabine Beck und Maneo-Leiter Bastian Finke (v.l.n.r. / Foto: Kriss Rudolph)

Das Dunkelfeld, so Finke, sei «enorm hoch». Aber auch wenn noch viel zu tun ist: Berlin sei im bundesweiten Vergleich erneut Spitzenreiter in dem Bemühen, homo- und transphobe Übergriffe ins Hellfeld zu führen. In keiner anderen Region Deutschlands werden vergleichbare Anstrengungen mit derartiger Ernsthaftigkeit unternommen, erklärte der Maneo-Leiter. Bundesweit fehlen nämlich nicht nur LGBTIQ-Ansprechpersonen in Vollzeitfunktion in den Landespolizeibehörden, sondern auch qualifizierte Anti-Gewalt-Projekte, die gemeinsam im Dialog mit Polizei und Staatsanwaltschaft Hürden für Betroffene abbauen, Zugänge zu den Strafverfolgungsbehörden zu finden.

Besonders viel Gewalt gegen homosexuelle Männer
Die meisten Fälle richteten sich gegen Schwule und Bi-Männer (286), gegen trans Personen (50), gefolgt von Lesben und Bi-Frauen (27) und gegen LGBTIQ allgemein, also etwa gegen Gedenkstätten (19).


Am häufigsten wurden Beleidigungen registriert (123 – im Jahr 2016 waren es noch 45 Fälle), einfache und gefährliche Körperverletzung (67), Nötigungen und Bedrohungen (54) und Raubstraftaten (20). Die meisten Fälle registrierte Maneo in Schöneberg (49 – ein Rückgang von 69 im Vorjahr), gefolgt von Neukölln (38 – ein Zuwachs von 100 %), Mitte und Kreuzberg.

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Die gute Nachricht: 123 Fälle von homophoben Beleidigungen wurden angezeigt, fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Fazit: Die Betroffenen beginnen sich zu wehren. Und noch etwas Positives: Die Aufklärungsquote der Polizei konnte von 42 % auf 47 % gesteigert werden, gab die LGBTIQ-Ansprechperson der Berliner Polizei, Sebastian Stipp, bekannt.

Homophobie und Transphobie, Rassismus und Antisemitismus haben in Berlin keinen Platz!

In seinem Grusswort zum IDAHOT verurteilt Berlins Regierender Bürgermeister, Michael Müller (SPD) die Gewalt gegen LGBTIQ: «Für den Senat sind die Prävention, die Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt zentrale Anliegen. Denn Homophobie und Transphobie, Rassismus, Antisemitismus und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit haben in Berlin keinen Platz!»


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In 10 Tagen findet wieder die Aktion «Kiss Kiss Berlin» statt. Seit 2006 macht Maneo zwischen dem 21. März (Internationaler Tag gegen Rassismus) und dem 17. Mai (Internationaler gegen Homo- und Transphobie) mit seiner jährlichen Kampagne Kiss Kiss Berlin mobil. In diesem Jahr wird die Kampagne abgeschlossen mit Veranstaltungen am 17. Mai, um 15 Uhr, am Boddinplatz in Berlin Neukölln, und um 17:30 Uhr, in der Fuggerstrasse Ecke Eisenacher Straße, im Regenbogenkiez von Berlin Schöneberg.

Das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin ist seit fast 30 Jahren in Berlin tätig. Maneo ist das älteste und nach Eigenaussage bekannteste Projekt seiner Art in  Deutschland und in vier Arbeitsbereichen tätig: a) zielgruppenspezifische, professionelle Opferberatung, b) Erfassung homophober Übergriffe in Berlin, c) Gewaltprävention und Vernetzung und d) Empowerment.


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