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Sieg vor Gericht: Der kleine Noel darf bei seinen Papas bleiben!

In Singapur wurde erstmals ein per Leihmutter geborener Junge dem Vater zugesprochen

Singapur
Symbolbild (Foto: Pixabay)

Das Urteil ist eine kleine Sensation. Und ein großes Glück für die erste schwule Familie Singapurs. Schafft das multikulturelle Land nun bald das Verbot von homosexuellem Sex ab?

Die Hoffnung bei James*, einem Arzt aus Singapur, und seinem Partner Shawn* war nicht besonders gross. Das Paar hatte 2013 mit Hilfe einer Leihmutter in den USA ein Kind bekommen. Seit Dezember 2014 versuchen sie, die unbedingt in ihrer Heimat leben und arbeiten wollen, ihren Jungen gemeinsam zu adoptieren. Der kleine Noel*, US-amerikanischer Staatsbürger, lebt zwar bereits in Singapur, muss das Land aber alle sechs Monate verlassen und ein erneutes Aufenthaltsrecht erwerben. Bisher war das mutige Vorhaben von James und Shawn, ihren Sohn offiziell bei sich aufzuziehen, in allen Instanzen gescheitert.

Bei schwulem Sex drohen zwei Jahre Gefängnis
Kaum verwunderlich, gilt doch in Singapur ein noch aus der britischen Kolonialzeit stammendes Gesetz: Nach Paragraph 377a kann homosexueller Sex mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden. Wird zwar kaum noch angewandt, die öffentliche Meinung in Sachen LGBTIQ-Themen ist aber, nicht zuletzt aufgrund der prekären Gesetzeslage, extrem gespalten. Rechtlich werden im Ausland geschlossene, gleichgeschlechtliche Ehen nicht anerkannt, ein Adoptionsrecht für schwule Männer oder gleichgeschlechtliche Paare gibt es unter diesen Umständen natürlich auch nicht. Bis heute.

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Um 10.25 erhielt James auf seiner Arbeit die Nachricht: Der Oberste Gerichtshof hat wider Erwarten zu seinen Gunsten entschieden! Er, von dem die Samenspende stammt, hat offiziell das Sorgerecht für Noel erhalten. Er allein allerdings, sein Partner Shawn, mit dem er seit 15 Jahren zusammen lebt, wurde nicht berücksichtigt. Was die Freude jedoch kaum schmälerte. «Der Kampf, unseren Sohn in Singapur großziehen zu dürfen, war eine lange und schwierige Reise» , sagte James, dessen wirklich Name ebenso wenig veröffentlicht wurde, wie der seines Partners, glücklich zur South China Morning Post. Jetzt will er umgehend die Änderung der Staatsbürgerschaft für Noel beantragen.


Keine gemeinsame Familie

Singapurs Community feiert das Urteil bereits als Sieg. Zu recht? Unmittelbar nach der Verkündung machte das Gericht klar, dass es sich keinesfalls um eine Grundsatzentscheidung handele, ausschlaggebend war allein das Kindeswohl, sagte der Vorsitzende Richter Sunderesh Menon der BBC zufolge. Und wurde dabei sehr deutlich: «Unsere Entscheidung sollte nicht als Bestätigung dessen verstanden werden, was der Beschwerdeführer und sein Partner vorhatten» , sprich: eine gemeinsame Familie zu gründen.

Indien machte es vor
Genau das kann und wird nun aber passieren. Dazu passt eine weitere Meldung: Bis vor Kurzem galt auch in Indien ein fast identisches Gesetz aus der britischen Kolonialzeit zur Ächtung von Homosexualität. Ein Urteil des Obersten Gerichtshofs dort hat es im September zu Fall gebracht. Genau das haben Singapurs LGBTIQ-Aktivisten nun auch vor: Der 43-jährige Johnson Ong hat bereits Verfassungsklage eingereicht. «Indien ist eine so konservative Gesellschaft, in mancher Hinsicht viel konservativer als Singapur,» sagte er, «wenn Indien es kann, warum können wir das nicht?» Dabei war erst vor wenigen Monaten eine Petition gestartet worden, die erreichen will, dass Homosexualität strafbar bleibt.

(*Namen geändert)



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