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Zwischen zwei Kulturen: Eine lesbische Liebe in Pjöngjang

Andreas Stichmann erzählt in seinem Roman eine unwahrscheinliche Geschichte

«Eine Liebe in Pjöngjang»
Symbolfoto: Thomas Evans / Unsplash

Der Autor Andreas Stichmann fragt in seinem Buch «Eine Liebe in Pjöngjang», wie eine LGBTIQ-Liebesgeschichte zwischen zwei Kulturen funktionieren könnte.

Es geht um Claudia Aebischer, jenseits der 50, in der DDR aufgewachsen, Germanistin. Sie reist als Präsidentin des Verbandes europäischer Bibliotheken mit einer Kulturdelegation von Berlin aus in die nordkoreanische Hauptstadt, um dort eine Deutsche Bibliothek zu eröffnen.

Dabei lernt sie die Dolmetscherin und Überwacherin Sunmi kennen.

«Eine Liebe in Pjöngjang»
Der Roman «Eine Liebe in Pjöngjang» (Foto: Rowohlt)

In einer Buchankündigung heisst es: «Die Ostdeutsche – im fernen Osten als Westlerin mit Widerwillen betrachtet und abgetan – fühlt sich schnell hingezogen zu der zwanzig Jahre jüngere Nordkoreanerin. Diese – mit einem einbeinigen Kriegsveteran zwangsverheiratet – spürt ihrerseits eine seltsame Verbundenheit. Es ist der Wunsch auszubrechen, die Fahrtrichtung zu ändern, das bisher Bestehende umzuwenden, zu zertrümmern, welcher die Frauen eint.»


Claudia wolle endlich den Roman schreiben, den sie sich lange vorgenommen hat und der als «Poesie-Ding» in ihrem Kopf umherschwirrt. Sumnie wiederum wolle ihrer Ehe, ihrem Land entkommen, sehnt sich nach einer Freiheit der anderen Art.


Mehr zum Thema: In Nordkorea gibt es offiziell keine Homosexualität, weil das Volk im kommunistischen Land angeblich über eine «gesunde Denkweise» verfüge


Das kleine Buch ist schnell zu lesen, diskret und respektvoll erzählt, ohne Verklärung eines politischen Systems. «Andreas Stichmann erzählt virtuos, lebendig, mit einem Hang zur Unterbrechung, zum Abbruch einer Vorstellung, eines Gedankens, einer Fantasie», urteilte Jens Roger von Lesering.de.


Stets wechsle Stichmann die Perspektiven, blicke mit den Augen der Fünfzigjährigen auf die junge Schönheit; blicke mit den Augen der jungen, gefangenen und eingesperrten Schönheit auf die Deutsche, in der sie die begehrte Freiheit zu erkennen glaubt.

Stichmann schaffe es tatsächlich, eine unmögliche erscheinende Annäherung möglich, lebendig werden zu lassen, so Roger.

Die Fragen, ob Verliebtsein Freiheit oder Einschränkung bedeutet, ob die Liebe eine Antwort sein kann oder die Revolution im Wünschen selbst stattfindet, begleite diese Lektüre bis zum Schluss.

Der Roman war letztes Jahr für den Deutschen Buchpreis nominiert.

In Südkorea outete sich 2020 der Sänger Kwon Do Woon als schwul – er war der erste Promi im Land, der das seit 20 Jahren wagte (MANNSCHAFT berichtete).


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