Wird James Bond künftig nicht-binär? Produzentin «offen» für Vorschläge

In einem Interview äussert sich Barbara Broccoli zu 007-Besetzungsideen

Der alte James Bond ist als Wachsfigur inzwischen bei Madame Tussauds in London gelandet (Foto: Aashish Rao / Wiki Commons)
Der alte James Bond ist als Wachsfigur inzwischen bei Madame Tussauds in London gelandet (Foto: Aashish Rao / Wiki Commons)

James Bond könnte in Zukunft auch nicht-binär sein: Produzentin Barbara Broccoli sagt, die sei «offen» für entsprechende Vorschläge.

In einem Podcast-Gespräch mit Anna Smith für Girls on Film diskutierte die 61-Jährige mehrere Optionen für die Zukunft. Sie schloss nicht aus, dass 007 demnächst von einer Frau gespielt werden könnte, sagte aber, dass sie es besser fände, wenn für Frauen neue Rollen geschaffen würden, statt den berühmten Spion einfach nur «gender-umgekehrt» zu besetzen. Eine Diskussion, die auch schon im Zusammenhang mit «Ghostbusters» und «Ocean’s 8» mit den exakt gleichen Argumenten geführt wurde.

Als Broccoli im Podcast gefragt wird, ob Bond auch eine nicht-binäre Figur sein könnte, antwortete sie weniger ausweichend und gesteht, dass das tatsächlich eine Option für sie wäre.

Produzentin Barbara Broccoli und Daniel Craig bei einer Bond-Premiere in Berlin, 2015 (Foto: www.GlynLowe.com / Wiki Commons)I
Produzentin Barbara Broccoli und Daniel Craig bei einer Bond-Premiere in Berlin, 2015 (Foto: www.GlynLowe.com / Wiki Commons)I

«Wer weiss», sagt Broccoli, der die Rechte an James Bond gehören und die neun Filme der Franchise seit 1995 produziert hat. «Ich glaube das ist offen, wissen Sie? Wir müssen dafür nur den*die richtige Darsteller*in finden.»

Aber bitte britisch! Broccoli ist gleichfalls offen für die Idee, James Bond mit einer Person of Color zu besetzen: «Absolut», sagt die Produzentin. «Wir wollen eine*n Schauspieler*in, die britisch ist. Das einzige Mal, wo wir das nicht so besetzt haben, war mit George Lazenby, der Australier war. Aber ich glaube, Brit*in zu sein, ist der zentrale Punkt. Und britisch sein, kann viele viele Dinge bedeuten, wie wir alle wissen.»

Seit Daniel Craigs letztem 007-Auftritt in «Keine Zeit zu sterben» gab es viele Spekulationen, wer künftig die Rolle übernehmen und wie sich die einst vom Schriftsteller Ian Flemming entwickelte Figur weiterentwickeln könnte. Auch über einen offen schwulen Darsteller als Bond wurde diskutiert – und einen möglichen schwulen 007 (MANNSCHAFT berichtete).

Daniel Craig (l.) als Geheimagent mit Lizenz zum Töten und seine beiden möglichen Nachfolger: Jonathan Bailey (Mitte) und Luke Evans (Fotos: Universal Pictures / Netflix / Instagram / @thereallukeevans)
Daniel Craig (l.) als Geheimagent mit Lizenz zum Töten und seine beiden möglichen Nachfolger: Jonathan Bailey (Mitte) und Luke Evans (Fotos: Universal Pictures / Netflix / Instagram / @thereallukeevans)

Aber auch Idris Elba, Tom Hardy bzw. Lashana Lynch tauchen als Namen immer wieder in der Diskussion auf. (MANNSCHAFT berichtete über die Lashana-Lynch-Spekulationen und einen möglichen schwarzen, weiblichen und lesbischen Bond.)

Ein nicht-binärer Bond würde die Diversität in der Filmbranche «merklich voranbringen», schreibt das Nachrichtenportal Pink News. Denn, wie GLAAD (Gay & Lesbian Alliance Against Defamation) jüngst im «Studio Responsibility Index 2021» feststellte, gibt es in keinem der Filme der acht wichtigsten Hollywood-Studios eine einzige trans oder nicht-binäre Figur – und das seit vier Jahren. (Die GLAAD-Statistik berücksichtigte allerdings nicht MGM, das Studio, das für die Bond-Filme verantwortlich ist.)

Trans und nicht-binäre Figuren in Filmwelt etablieren Obwohl es eine leichte Zunahme von LGBTIQ-Charakteren auf der Leinwand gegeben habe – in «No Time to Day» wurde angedeutet, dass Q queer sei – konstatiert GLAAD, dass im untersuchten Zeitraum «wieder einmal null transgender und nicht-binäre Charaktere in den Veröffentlichungen der grossen Studios» dabei gewesen seien.

In der Auswertung heisst es: «Obwohl es in den letzten Jahren durchaus trans und nicht-binäre Schauspieler*innen in einer Handvoll grosser Filme gab, hat keiner dieser Streifen ihre Charaktere als trans oder nicht-binär in der Filmwelt etabliert.»

Und weiter: «Wir freuen uns, dass trans Schauspieler*innen in Rollen besetzt werden, die nicht explizit als trans Figuren geschrieben sind. Und wir hoffen, das wird weiter so bleiben. Wir hoffen allerdings auch, dass es mehr Filme geben wird, die explizit die Geschichten von trans Charakteren erzählen, denn solche Repräsentation ist entscheidend, um die Diskriminierung und Befreiung von trans Menschen zu verstehen.» (MANNSCHAFT berichtete über die Bedeutung von queerer Repräsentation im Kino.)

Erfahrungen teilen und würdigen Es wäre grossartig, wenn die Filmwelt hier die TV-Welt aufholen und den Wandel beschleunigen könnte, meint GLAAD. Ein Wandel, der die Lebensrealitäten und -erfahrungen von trans Menschen mit anderen teilt und entsprechend würdigt.

Pink News fragt, wer eigentlich für einen nicht-binären James Bond in Frage käme. Und macht gleich einige Vorschläge: Emma Corrin («The Crown»), Olly Alexander («It’s a Sin»), Tylan Grant («Hollyoaks») oder Richard O’Brian («The Rocky Horror Picture Show»).

Auf alle Fälle machte die Äusserung Broccolis zu einem nicht-binären Bond in der englischsprachigen Presse Schlagzeilen von Fox News und der National Review bis zum Independent.

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