Wirbel um Kampagne mit Jungen im Kleid – jetzt spricht die Mutter
Der Versicherung wird Misogynie, Genderideologie und Sexismus vorgeworfen
Das Werbevideo der Versicherungsfirma John Lewis & Partners aus Grossbritannien zeigt einen Jungen im Kleid, der geschminkt tanzt und dabei das Haus demoliert. Der Spot hat überraschend viele Reaktionen erhalten – auch viele negative. Die Mutter des Schauspielers hat sich nun gegenüber Daily Mail geäussert.
Ein 9-Jähriger tanzt ausgelassen zu «Edge of Seventeen» von Stevie Nicks, kommt geschminkt und verkleidet aus dem Zimmer seiner Mutter, und dabei geht einiges im Haus kaputt. Eigentlich ein passendes Szenario für eine Versicherungswerbung. Doch viele Kommentator*innen sehen das anders. Unter anderem wird der Firma Misogynie, Genderideologie und Sexismus vorgeworfen.
Wie kommt das? Einigen ist der Clip zu woke. «Das ist lächerlich und völlig unnötig. Hört auf, den Menschen Gender-Fragen aufzudrücken!», so ein Kommentar. Sie sehen den Jungen als trans oder schwul und finden es übertrieben, so etwas im Fernsehen zu zeigen.
Wieder anderen ist das Video nicht woke genug. Denn: Im Haus sind sowohl Mutter als auch Schwester des tanzenden Jungen anwesend, die aber kaum auf die Zerstörung reagieren. Einige Kommentare werfen dem Unternehmen John Lewis & Partner darum Misogynie, also Frauenfeindlichkeit vor. Es zementiere die patriarchale Vorstellung, dass Frauen und Mädchen passiv sind und «Männer halt Männer sind» und man sie deshalb gewähren lassen soll.
Die dritte Gruppe der Gegner*innen wiederum stört sich am Make-up und den Tanzbewegungen. Es seien nicht-natürliche Bewegungen, die Kinder machten, wenn sie tanzen, sondern erinnern an sexualisierte Darstellungen von Frauen in Musikvideos und Werbung. Ziemlich harte Kritik also, von fast allen Seiten. Nun hat Daily Mail mit der Mutter von Reggie Parker, dem 9-Jährigen aus dem Video, gesprochen.
Die stolze Mutter verteidigt das Video. «Ich bin schockiert darüber, dass es eine solche Kontroverse ausgelöst hat. Es ist lächerlich, wie kann man sich über etwas ärgern, das so unschuldig ist?» Einige Kommentare könne die 35-jährige Sam Parker gut wegstecken. Beispielsweise diejenigen Kommentare, die kritisieren, dass Reggie ein Kleid trägt. Andere hingegen gehen zu weit. «Was mich ankotzt, sind die Beschwerden, die Werbung Reggie mit dem Lippenstift und ‹aufreizenden› Bewegungen sexuell darstellt.» Wer etwas Sexuelles an einem Jungen in einem Werbespot sehe, der habe ein Problem, meint Parker.
Auch die Versicherung John Lewis sieht die harsche Kritik nicht ein. «Kinder sollten Spass haben und deshalb haben wir diese spielerische Geschichte für unsere neuste Werbung gewählt. Reggie hat dies wunderbar dargestellt.» Es zeige einfach einen kleinen Jungen, der sich zu einer dramatischen Performance hinreissen lässt, so das Unternehmen.
Ende der Woche erklärte die Versicherung, man habe das Video entfernt, aber bei YouTube ist es noch zu sehen.
Reggie hingegen lassen die kritischen Stimmen kalt. Es sei einfach ein Junge, der sich verkleidet uns Spass hat, meint der 9-Jährige. «Es ist übertrieben, weil es lustig sein soll.»
Reggie, der Gehirnchirurg werden möchte, darf einen Teil seiner Gage jetzt schon ausgeben. Den Rest erhält er dann, wenn er älter ist.
Auch andere Firmen setzen bei ihren Werbespots mittlerweile auf Inklusion. CarGurus und eine mexikanischen Dorito Werbung machen es vor – mit Witz und viel Gefühl. In der Schweiz hat die Lebensmittelhändlerin Migros ebenfalls auf ein gleichgeschlechtliches Paar gesetzt.
Das könnte dich auch interessieren
Regenbogenfamilie
Pflegeeltern gesucht: Die häufigsten Fragen und Antworten
Unser Artikel «Zwei Mamas, zwei Papas, vier Pflegekinder» hat viele Fragen aufgeworfen. Die Fachstelle Kinderbetreuung Luzern beantwortet die wichtigsten für alle, die sich interessieren. Ausserdem: Die Fachstelle sucht in der Zentralschweiz engagierte Menschen, die für ein Pflegekind da sein möchten.
Von Denise Liebchen
Sponsored
Türkei
Mindestens 50 Menschen festgenommen bei Pride-Parade in Istanbul
Versammlungen wie die Pride Parade werden in der Türkei seit Jahren untersagt. Auch dieses Mal sperrt die Polizei die Innenstadt weiträumig ab, um Kundgebungen zu verhindern.
Von Newsdesk/©DPA
Pride
Queerfeindlichkeit
News
Schweiz
Roman Heggli verlässt Pink Cross: «Dürfen uns nicht spalten lassen»
Acht Jahre lang war Roman Heggli das Gesicht von Pink Cross – nun tritt er zurück. Im Interview spricht er über politische Erfolge, wachsenden Gegenwind und Spannungen in der Community.
Von Greg Zwygart
Queerfeindlichkeit
Ehe für alle
Politik
LGBTIQ-Organisationen
Ungarn
Stärker als das Verbot: Grösste Pride in Budapest seit 30 Jahren
Mit einem verschärften homophoben Kurs wollte der rechtspopulistische Regierungschef bei den Wählern punkten. Das polizeiliche Verbot der Pride-Parade dürfte aber eher nach hinten losgegangen sein.
Von Newsdesk/©DPA
Pride