«We Are Here»: LGBTIQ-Community doppelt so gross wie angenommen

Das US-amerikanische Statistikamt hat neue Zahlen vorgelegt, mit den Ergebnissen einer Haushaltspulsumfrage

Eine Gruppe junger Menschen im Joshua Tree Park in Kalifornien (Symbolfoto: Jed Villejo / Unsplash)
Eine Gruppe junger Menschen im Joshua Tree Park in Kalifornien (Symbolfoto: Jed Villejo / Unsplash)

Einer Pressemitteilung der Human-Rights-Campaign-Stiftung zufolge leben in den USA mindestens 20 Millionen Lesben, Schwule, Bisexuelle und trans Menschen. Die Meldung trägt den Titel «We Are Here: Understanding the Size of the LGBTQ+ Community».

Die HRC-Zahlen basieren auf einer neuen Erhebung des US-amerikanischen Statistikamts, das im Rahmen einer sogenannten Haushaltspulsumfrage jüngst feststellte, dass acht Prozent der befragten US-Bürger*innen sich als lesbisch, schwul, bi oder trans bezeichneten. Das bedeutet, dass die queere Community in den Vereinigten Staaten etwa doppelt so gross ist als zuvor geschätzt.

«LGBTQ+ Menschen sind überall – in jedem Dorf, jeder Stadt, man findet sie unter jeder Postleitzahl», sagt Joni Madison, HRC-Präsidentin in der Pressemitteilung. «Die Zahlen belegen, was wir schon immer vermutet haben: unsere Gemeinschaft ist grösser und weiterverbreitet als wir bislang wussten.» (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass die Hälfte der queeren US-Jugendlichen unter Präsident Trump an Selbstmord dachte.)

Joni Madison von Human Rights Campaign (Foto: www.hrc.org)
Joni Madison von Human Rights Campaign (Foto: www.hrc.org)

Bisexuelle sind grösste Einzelgruppe Charleigh Flohr, bei HRC für Umfragen und Untersuchungen zuständig, weist in einem Interview mit der Zeitung USA Today darauf hin, dass die Zahlen auf eine Haushaltspulsumfrage zurückgingen, nicht auf die einmal pro Jahrzehnt durchgeführte Volkszählung des Census Bureau. Laut Flohr seien die Statistiker*innen inzwischen besser darauf vorbereitet, die LGBTIQ-Community zu berücksichtigen, ebenso die Tatsache, dass die Gesellschaft dieser Community heute mehr Akzeptanz entgegenbringt als früher: «Menschen fühlen, dass sie sich in solchen Umfragen zu erkennen geben können und dass sie auch in ihrem Alltag so sein können, wie sie sind», erklärt Flohr. (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass in Deutschland immer noch viele Arbeitnehmer*innen Angst haben, sich im Office zu outen.)

Laut Statistik würden sich mehr als zwei Millionen Erwachsene in den USA als trans identifizieren, eine frühere Schätzung war von 1,4 Millionen ausgegangen.

Bisexuelle würden den grössten Einzelteil der LGBTIQ-Community ausmachen, heisst es; etwa vier Prozent aller landesweiten Umfrageteilnehmer*innen äusserten sich entsprechend. Ferner sagten ungefähr zwei Prozent der queeren Befragten, dass sie sich einer sexuellen Orientierung zuordnen würden, die nicht lesbisch, schwul, bi oder trans sei. (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass Bisexuelle oft von der Gesellschaft übersehen werden.)

So viele Optionen wie möglich zur Wahl stellen Was damit gemeint sein könnte, erläutert Jay Brown, Vize-Präsident von HRC. Er führt sowohl Pansexualität als auch Asexualität als einige der möglichen Alternativen an. Die Umfrage selbst enthielt jedoch nicht die Möglichkeit, andere sexuelle Orientierungen und/oder Identitäten anzukreuzen, z. B. war «nicht-binär» keine Option. Brown sagt: «Wir möchten die Leute, die solche Daten sammeln und auswerten, ermutigen, so viele Optionen wie möglich zur Wahl zu stellen, um die ganze Spannbreite der Community einzufangen.» Denn die genaue Zusammensetzung der Community sei noch immer «etwas unklar», so Brown.

Jay Brown von Human Rights Campaign (Foto: www.hrc.org)
Jay Brown von Human Rights Campaign (Foto: www.hrc.org)

Trotzdem würden die Ergebnisse laut Brown zeigen, dass «man unsere Existenz nicht mehr leugnen» könne und «dass wir anfangen, Teil solch wichtiger Umfragen zu sein».

Ungeachtet all der nun auf dem Tisch liegenden Zahlen und Daten wäre es wünschenswert, meint Brown, «noch sichtbarer» zu werden in der Zukunft und «noch offener bezüglich unserer Identität» in solchen umfragebasierten Erhebungen.

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