Was wurde aus den über 100 «LGBT-freien Zonen» in Polen?
In der homophoben Hochphase gab es in Polen über 100 Städte und Dörfer, die Resolutionen gegen LGBTIQ beschlossen hatten. Davon ist heute nur noch jede zehnte übrig.
Polen galt lange eins der homophobsten Mitgliedsländer der EU. Dort hatten sich zeitweise rund 100 Städte und Dörfer per Resolution zu «LGBT-freie Zonen» erklärt, vor allem im erzkatholischen Süden und Südosten des Landes. Heute gibt es in Polen nur noch wenige Anti-LGBT-Resolutionen, teils richten sie sich in ihrem Namen gegen LGBTIQ, teils gegen «LGBT-Ideologie».
Inzwischen ist die rechtskonservative PiS-Partei abgewählt (MANNSCHAFT berichtete). Kürzlich hat sich ein Journalist für die «beschämende» Rolle des öffentlich-rechtlichen Senders TVP bei der Verbreitung von Queerfeindlichkeit entschuldigt (MANNSCHAFT berichtete). Aber war ist aus den zahlreichen «LGBT-freien Zonen» im Land geworden? Es gab europaweit Kritik an diesen Resolutionen. Die Europäische Kommission stellte Mittel für polnische Provinzen zurückstellt, die sich zu «LGBT-freie Zonen» erklärt hatten (MANNSCHAFT berichtete)
Heute gelten immerhin noch 11 Anti-LGBT-Resolutionen in Polen, die anderen wurden nach und nach zurückgezogen (MANNSCHAFT berichete). Kuba Gawron gehört zu den Aktivist*innen des sogenannten Atlas of Hate, der die «LGBT-freien Zonen» in Polen dokumentierte – wofür sie von der ultrakonservativen Organisation Ordo Iuris immer wieder vor Gericht gezerrt worden waren (MANNSCHAFT berichtete).
Heute existieren noch 10 «Chartas der Familienrechte» von Ordo Iuris, und eine Anti-LGBT-Resolution, sagt Gawron gegenüber MANNSCHAFT, u.a. in der Stadt Skierniewice in der Woiwodschaft Łódź.
Alle Beschlüsse gegen «LGBT-Ideologie» sind bereits aufgehoben, teilt uns der Aktivist freudig mit und erinnert: «In der Spitze waren es hier 105 Resolution unterschiedlichster Art», alle gegen LGBTIQ gerichtet.
Was die verbleibenden 11 Resolutionen betrifft, so ist der Akivist sicher, dass die in den kommenden Monaten auch noch aufgehoben werden. Denn: «Die meisten Kommunalverwaltungen werden EU-Mittel beantragen, die ihnen mit diskriminierenden Beschlüssen aber nicht zur Verfügung stehen. Zusammen mit der Equality Watch-Koalition überwache ich die Entwicklung, um zu verhindern, dass die lokalen Regierungen mit den Resolutionen finanziert werden.»
Insgesamt 7 mal wurde gegen Kuba Gawron und seine Mitstreiter*innen Anklage erhoben, weil sie gegen die Anti-LGBTIQ-Resolutionen gekämpft hatten. Davon sind 4 abgeschlossen: «Eine wurde zurückgezogen, die anderen drei haben wir gewonnen», so Gawron.
Drei Anklagen stehen noch aus, zwei beim Bezirksgericht (sąd okręgowy) und eine beim Berufungsgericht (sąd apelacyjny). «Den letzten haben wir eigentlich vor einem Bezirksgericht gewonnen, aber die lokale Regierung hat Berufung eingelegt.»
Noch wehren sich also einzelne Regionen und wollen an ihrem Status als «LGBT-freie Zonen» festhalten, notfalls mit Hilfe von Gerichten. Aber Kuba Gawron macht das keine Angst. «Wir werden alle Prozesse gewinnen!»
Im Jahr 2020 wurde bekannt, dass sich ein schwules Model in Polen das Leben genommen hat: Michał ertrug den Hass und die Anfeindungen nicht mehr (MANNSCHAFT berichtete).
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