Warum sich viele trans Personen Essen lieber nach Hause liefern lassen

Auf der Suche nach sicheren Räumen für LGBTIQ

Ein Fahradbote von Lieferando fährt durch die Innenstadt.  (Bild: Jan Woitas/dpa)
Ein Fahradbote von Lieferando fährt durch die Innenstadt. (Bild: Jan Woitas/dpa)

Unterstützung für die LGBTIQ-Community: Ein Pride Guide hebt queergeführte und queerfreundliche Restaurants in ganz Deutschland hervor.

Lieferando hat eine Umfrage unter 1049 Personen der LGBTIQ-Community in Deutschland in Auftrag gegebenen, um Diskriminierung von queeren Personen in der Gastronomie aufzudecken. Die Ergebnisse waren besorgniserregend.

  • 21% der Befragten fühlen sich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität in Restaurants unwohl.
  • 15% haben Diskriminierung erlebt, wobei 53 % der Vorfälle vom Restaurantpersonal selbst ausgingen.
  • 60,6% der befragten trans Personen lassen sich Essen nach Hause liefern, weil sie sich in Restaurants unsicher fühlen.
  • Nur 18% der Betroffenen haben erlebt, dass das Personal queerfeindliches Verhalten anderer Gäste angesprochen hat.

Sichere Räume sollten nicht schwer zu finden sein. Deswegen wurde der Lieferando Pride Guide als kontinuierlich wachsendes Projekt entwickelt. Die aufgeführten Restaurants wurden anhand von Empfehlungen aus der LGBTIQ-Community, ihrer aktiven LGBTIQ-freundlichen Kommunikation und ihrer inklusiven Unternehmenspolitik sorgfältig ausgewählt.

Die teilnehmenden Restaurants setzen sich aktiv für Inklusion und Sicherheit ein und bieten eine freundliche Atmosphäre für alle Gäste. Zum Start des Pride Guides wurden verschiedene Stimmen aus der Community zu einem Launch-Event eingeladen, das die Vielfalt, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und den Stolz der LGBTIQ-Community feierte.

Der Guide soll über den Pride Month bestehen bleiben und fortlaufend um neue queerfreundliche Restaurants in ganz Deutschland ergänzt werden. Er startet mit rund 80 Restaurants in 40 Städten.

Lucas Marquez Morato Fedrigo, Country-Lead des internen Lieferando LGBTIQ-Komitees, erklärt: «Unser Ziel ist es, dass sich alle Menschen, unabhängig von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität, gleichberechtigt behandelt und vor allem sicher fühlen. Der Pride Guide ist ein weiterer Schritt, um diese Vision zur Realität werden zu lassen. Es ist besonders in den aktuellen Zeiten wichtig, aktiv gegen Intoleranz und Gewalt vorzugehen. Und auch wir als Lieferdienst sehen das als unsere Pflicht».

Es ist besonders in den aktuellen Zeiten wichtig, aktiv gegen Intoleranz und Gewalt vorzugehen

Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage sind mehr als ernüchternd: 47% der homosexuellen Befragten berichteten von abfälligem Tuscheln, während 34,1% auffällig angestarrt wurden. Abwertende Gesten erlebten 40,9% der homosexuellen Befragten und 15,9% bekamen mit, wie sich andere Gäste beim Restaurantpersonal über sie beschwerten. Darüber hinaus berichteten 22,7% der Befragten, dass andere Gäste absichtlich den Platz wechselten, um den Abstand zu vergrössern.

Besonders alarmierend ist die Situation für trans Personen: 71% fühlten sich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität unwohl, und 57,9% wurden deswegen schlechter behandelt. Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass sichere und inklusive Räume dringend benötigt werden.

Und diese Räume möchte der Pride Guide besonders hervorheben und Restaurantpartnern Tipps geben, wie sie sich queerfreundlicher verhalten können. Denn offensichtliche Queerfreundlichkeit steigert das Sicherheitsgefühl von 45,5% der Befragten. Unter den befragten trans Personen sind es sogar 61,5%. Die Antworten zeigen, dass das Sicherheitsgefühl durch die Beschäftigung von queeren Mitarbeitenden (39%), durch Schulungen für Mitarbeitende zur Sensibilisierung (34,6%), durch LGBTIQ-freundliche Symbole (31,4%), einem Feedback & Beschwerdesystem, um diskriminierendes Verhalten zu melden (28%) und durch geschlechtsneutrale Toiletten (20%) gesteigert werden kann.

Aber auch jetzt setzen sich schon viele Restaurants aktiv für die LGBTIQ-Community ein – darunter diese vier Partnerrestaurants: Tom’s Wurst in Berlin ist eine Institution. Das Restaurant liegt mitten im Regenbogenkiez in Schöneberg, ist Mitglied im Verein CSD Berlin, im Regenbogenfond Berlin und weiteren Vereinen und queeren Institutionen. Tom’s Wurst ist auch ein regelmässiges Ziel von queeren Kieztouren in Schöneberg.

Ein Vorbild ist Snack Jack in Neckarbischofsheim. Hier werden Mitarbeiter*innen in LGBTIQ-Themen geschult, um Respekt für alle Gäste sicherzustellen. Snack Jack hat zudem eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Diskriminierung und verzichtet auf geschlechterspezifische Sprache.

Ein weiteres inspirierendes Beispiel ist der Hellas Grill Eilbek in Hamburg. Bereits seit 6 Jahren feiern sie den Pride Month. Sie setzen regelmässig politische Statements gegen Diskriminierung und Rassismus auf ihre Menüboxen und zeigen sichtbar die Pride-Flagge. Der Besitzer, dessen Sohn in der LGBTIQ-Szene aktiv ist, unterstützt die AIDS-Hilfe und sponsert zahlreiche LGBTIQ-Events.

Auch Rocket Rice Milchreis in Köln zeigt ein starkes Engagement für die queere Community. Seit der Eröffnung schmücken Regenbogen-Sticker die Tür und zum CSD wird das Restaurant dementsprechend dekoriert – geplant ist, eine Dragqueen einzubinden. Das Restaurant teilt ausserdem regelmässig Beiträge bei Instagram, die die Vielfalt und Toleranz der Kundschaft und Mitarbeitenden hervorheben.

Restaurants, die Teil des Lieferando Pride Guides werden möchten, können eine Nachricht an [email protected] senden.

Viele katholische Christ*innen lehnen eine Beteiligung am CSD ab. Denn: Sex ist nur zum Kinderkriegen da, sagen sie Aber diese katholische Lehre bröckelt. Warum wir unseren Brüdern und Schwestern beistehen sollten, schreibt unser Autor in seinem Kommentar* (MANNSCHAFT+).

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