Vor 30 Jahren starb Freddie Mercury – Die Queen-Show geht weiter
Eine neue BBC-Dokumentation widmet sich den tragischen letzten Monaten des genialen Musikers
Er war einer der grössten und beliebtesten Stars der Musikgeschichte und er sang, bis er nicht mehr konnte. Vor 30 Jahren starb der legendäre Queen-Frontmann Freddie Mercury. Seine Band ist ohne ihn weiter erfolgreich. Ein Teil ihrer Konzerte bleibt Mercury trotzdem. Von Philip Dethlefs, dpa
Freddie Mercury ist immer noch bei jedem Queen-Konzert präsent. Wenn die Band, die inzwischen als Queen + Adam Lambert mit ihrem neuen Frontmann auf Tournee geht, den unsterblichen Klassiker «Bohemian Rhapsody» anstimmt, dann wird Mercury auf der Leinwand vom Band eingespielt. Ein echter Gänsehautmoment. Und der legendäre Sänger bekommt jedes Mal tosenden Applaus. 30 Jahre nach seinem frühen Tod ist Freddie Mercurys Popularität ungebrochen. Die Stadt München benennt eine Strasse nach ihm (MANNSCHAFT berichtete). Briefmarken, die ihn und die Band ehren, gibt es auch längst (MANNSCHAFT berichtete).
«Wenn ich nicht mehr singen kann, Darling, dann werde ich sterben, dann falle ich tot um», soll der an AIDS erkrankte Mercury gesagt haben – wenige Monate, bevor er am 24. November 1991 in London an den Folgen einer Lungenentzündung starb. Das erzählt Anita Dobson, Ehefrau von Queen-Gitarrist Brian May, in einer neuen BBC-Dokumentation. «Freddie Mercury: The Final Act» widmet sich den tragischen letzten Monaten des genialen Musikers und Entertainers mit der Vier-Oktaven-Stimme.
Von der grossen Bühne zog sich Mercury bereits 1986 auf dem Höhepunkt zurück. Queens Mammutkonzert vor 120 000 Zuschauern im Knebworth Park ist sein letztes mit der Gruppe, die für Welthits wie «We Will Rock You», «Radio Ga Ga» oder «Another One Bites The Dust» steht. Dass es eines Tages ohne ihn weiter gehen könnte, ahnt er. «Das ist der Überlebensinstinkt der Band. Wenn ich mal plötzlich nicht mehr da sein sollte, werden sie mich ersetzen», sagt er Mitte der 80er in einem Interview und grinst. «Aber es wird nicht leicht, mich zu ersetzen.»
Er nimmt noch zwei komplette Alben mit seinen Bandkollegen auf. «The Miracle» wird 1989 veröffentlicht, «Innuendo» erscheint im Februar 1991 und enthält die vielsagende Single «The Show Must Go On». Zu diesem Zeitpunkt weiss Mercury, dass ihm nur noch wenig Zeit bleibt. Seine schwindenden Kräfte nutzt der gesundheitlich schwer gezeichnete Musiker, um weitere Songs einzusingen, letztmals im Mai. Sie sind auf dem letzten Album «Made In Heaven» zu hören, das 1995 posthum erscheint.
Nach dem Freddie-Mercury-Tribute-Konzert im April 1992, bei dem die verbleibenden Queen-Musiker im Wembley-Stadion mit Stars wie George Michael, Lisa Stansfield, Elton John und David Bowie auf der Bühne stehen, veröffentlichen Gitarrist May und Drummer Roger Taylor Soloalben. Bassist John Deacon setzt sich zur Ruhe. «Wir hatten nicht gedacht, dass wir noch einmal zusammen Musik machen», sagt Taylor in der TV-Dokumentation «The Show Must Go On». Doch es kommt anders.
Das Musical «We Will Rock You», das 2002 in London Premiere feiert, bewegt May und Taylor zum Umdenken. Ein Jahr später tritt das Duo bei einem Konzert zu Ehren von Nelson Mandela in Kapstadt – mit Deacons Zustimmung – erstmals wieder unter dem Namen Queen auf. Fünf Jahre lang gehen sie anschliessend mit Paul Rodgers, dem ehemaligen Sänger von Free («Alright Now») und Bad Company («Can’t Get Enough»), auf Tournee und veröffentlichen als Queen + Paul Rodgers sogar ein gutes Album: «The Cosmos Rocks».
2009 treten Queen beim Finale der achten Staffel der Castingshow «American Idol» mit den beiden Finalisten Kris Allen und Adam Lambert auf. Allen gewinnt die Show, aber der stimmgewaltige, extravagante Lambert beeindruckt Queen. Als sie 2011, im Jahr des 40. Queen-Jubiläums, bei den MTV Europe Music Awards auftreten sollen, rufen sie Lambert an. Der schmettert «The Show Must Go On», «We Will Rock You» und «We Are The Champions» und empfiehlt sich endgültig für ein dauerhaftes Engagement. Seit 2012 sind Queen + Adam Lambert regelmässig auf Tournee und spielen weltweit Konzerte.
Wie sein überlebensgrosser Vorgänger ist auch Adam Lambert ein Showman durch und durch. Ein Mercury-Nachahmer ist er nicht. Das hätten May und Taylor auch nicht gewollt. «Sie haben sofort klargemacht, dass ich mein eigenes Ding machen sollte», betonte Lambert vergangenes Jahr im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Die grosse Herausforderung war, es mir zu eigen zu machen, ohne mich zu weit vom Original zu entfernen, denn das würde sich auch nicht richtig anfühlen.» So überzeugte der Sänger selbst skeptische Queen-Fans.
Im Film «Bohemian Rhapsody» spielt Lambert eine augenzwinkernde Minirolle als schwuler Trucker, der mit Mercury flirtet (MANNSCHAFT berichtete). Der biografische Kinofilm, für den Hauptdarsteller Rami Malek mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, gewann eine neue Generation von Fans für die Musik von Mercury und Queen – und liess Verkaufs- und Streamingzahlen in die Höhe schnellen. May verriet kürzlich, dass es Überlegungen für eine Fortsetzung gibt.
30 Jahre nach dem Tod von Freddie Mercury, der im September 75 geworden wäre, lebt sein Mythos weiter. Queen füllen immer noch die grossen Hallen und treten gelegentlich sogar in Stadien auf. Für 2022 sind allein zehn Konzerte in der Londoner o2-Arena geplant, bei denen Freddie Mercury sicher wieder auf der Leinwand erscheint. In Deutschland werden Queen + Adam Lambert in Berlin, Köln, München und Zürich auftreten. Ganz nach dem alten Bandmotto: «The Show Must Go On».
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