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«Wir sind alle geschockt» – Dramatiker René Pollesch ist tot

Der offen schwule Volksbühnen-Intendant wurde 61 Jahre alt

Rene Pollesch
Rene Pollesch (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Der Intendant der Berliner Volksbühne, René Pollesch, ist tot. Er sei am Montagmorgen im Alter von 61 Jahren plötzlich und unerwartet gestorben, teilte die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz am Abend mit.

Er stand als Intendant an der Spitze der renommierten Berliner Volksbühne – und sorgte dafür, dass das Haus nach turbulenter Zeit wieder in ruhiges Fahrwasser kam. Nun ist René Pollesch überraschend gestorben.


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Er sei am Montagmorgen im Alter von 61 Jahren plötzlich und unerwartet gestorben, teilte die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz am Abend mit. Zu den genauen Todesumständen machte die Sprecherin der Volksbühne, Lena Fuchs, zunächst keine Angaben. «Wir sind alle geschockt», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.


Pollesch, der auch Autor und Regisseur war, hatte die Bühne 2021 übernommen und holte Künstler*innen wie Martin Wuttke, Fabian Hinrichs und Sophie Rois dorthin zurück. Zuvor hatte das Theater am Rosa-Luxemburg-Platz turbulente Jahre hinter sich. Pollesch hatte auch vor der Übernahme der Intendanz selbst an der Volksbühne gearbeitet, davor hatte er für diverse Theater inszeniert.


«Alter weisser Mann» streicht sein Haus in Regenbogenfarben


Der offen schwule Dramatiker und Regisseur wurde 1962 im hessischen Friedberg geboren. An der Universität Gießen studierte er Angewandte Theaterwissenschaften und war danach unter anderem künstlerischer Leiter des Praters der Berliner Volksbühne. Zu seinen Lehrmeistern gehörten George Tabori und Heiner Müller.


Als Autor schrieb er über 200 Stücke, die meist eher kurz waren. Seine eigenen Stücke inszenierte er unter anderem am Burgtheater Wien, am Deutschen Theater Berlin und an den Münchner Kammerspielen.

In seinen Texten und Inszenierungen brach er gerne mit Geschlechtererwartungen. Mit dem Repräsentationstheater, dem klassischen Dialogtheater, hatte er seine Probleme. «Wenn in einer Szenenanweisung von Samuel Beckett steht: ‹Ein Mensch betritt die Bühne›, hat man automatisch einen weissen heterosexuellen Mann vor Augen», sagte er vor vielen Jahren in einem Interview mit dem SZ-Magazin. «Das ist das Problem.»

Toleranz ist geschickt getarnter Menschenhass.

Pollesch äusserte sich immer auch, mit Vorliebe bei Twitter (später X), zum aktuellen Zeitgeschehen. Als sich vor über 10 Jahren prominente Hetero-Männer aus den Bereichen Schauspiel, Musik und Sport küssten, um ein Zeichen gegen Homophobie zu setzen – eine Aktion der Zeitschrift GQ –, twitterte Pollesch: «Heterosexuelle unter sich». Weiter kommentierte er: «Toleranz ist geschickt getarnter Menschenhass.».

Heterosexuelle unter sich #Mundpropaganda

— René Pollesch (@renepollesch) December 11, 2013

Herbert Grönemeyer und August Diehl: Küssen gegen Homophobie (Foto: GQ)

Für seine Arbeit wurde Pollesch mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Er erhielt unter anderem 2001 und 2006 den Mühlheimer Dramatikerpreis. Zuletzt wurde ihm 2019 in Wien der Arthur-Schnitzler-Preis verliehen.

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