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Viktor Orbán beschwört «christliches Westeuropa» gegen LGBTIQ

Der ungarische Premierminister bezeichnete die Eheöffnung als «Experiment»

Viktor Orbán
Bild: Flickr/European Peoples Party

Bei einer Veranstaltung zum Ende des Ersten Weltkriegs sprach Ungarns Premierminister Viktor Orbán von «Experimenten» Westeuropas mit gleichgeschlechtlicher Ehe und Regenbogenfamilien.

Bei der Veranstaltung am 20. August handelte es sich um die Einweihung eines Denkmals zum Gedenken an den Vertrag von Trianon. Er wurde zum Kriegsende unterzeichnet und wird von vielen Ungar*innen als traumatisch angesehen, da das damalige Königreich Ungarn zwei Drittel seiner Gebiete verlor. Viele ethnische Ungar*innen lebten somit danach in Österreich, der Slowakei, Serbien und Rumänien.

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In seiner Rede rief Viktor Orbán Ungarns Nachbarländer auf, sich zusammenzuschliessen, um ihre christlichen Wurzeln zu bewahren. Westeuropa würde nämlich mit gleichgeschlechtlichen Familien, Migration und Atheismus «experimentieren».

«Westeuropa hat … ein christliches Europa aufgegeben und stattdessen mit einem gottlosen Kosmos, Regenbogenfamilien, Migration und offenen Gesellschaftsformen experimentiert», sagte Orbán in seiner Rede.


Er erklärte, das neue Denkmal sei ein Aufruf an die mitteleuropäischen Nationen, ihr Bündnis zu stärken und sich um das – wie er es nannte – «Polnische Flaggschiff» zu scharen. Das Denkmal besteht aus einer 100 Meter langen und 4 Meter breiten Rampe, die in der Nähe des Budapester Parlamentsgebäude gehauen wurde. An dessen Wände stehen alle über 12’000 Gemeinden, die Stand 1913 zum Königreich Ungarn gehörten.

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Mit der Rede bekräftige er somit auch Ungarns Beziehung zum Hauptverbündeten in Mitteleuropa, Polen. Seit der Machtübernahme der rechts-konservativen Partei «Recht und Gerechtigkeit» (PiS) 2015, fährt die Regierung dort eine sozialkonservative Schiene. Die Opposition gegen die «LGBTIQ-Ideologie» ist eine der wichtigsten Wahlstrategien der Partei. Auch der neue Aussenminister warnte schon, die Kinder seien in Gefahr (MANNSCHAFT berichtete).

Die Feindseligkeit gegenüber LGBTIQ habe seit Beginn von Orbáns dritter Amtszeit im Jahre 2018 stetig zugenommen, sagen Menschenrechtsorganisationen. So hat Orbán kürzlich seine durch die Pandemie neu gewonnene Macht dafür missbraucht, trans Personen das Rechts nehmen, ihr amtliches Geschlecht legal zu ändern (MANNSCHAFT berichtete).


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Anlässlich der Budapester Pride hat der Oberbürgermeister kürzlich zwei Regenbogenfahnen ans Rathaus hängen lassen (MANNSCHAFT berichtete). Doch die wurden wieder heruntergerissen, meldet Pinknews. Unter den Täter*innen war auch ein ungarischer Politiker, der dabei gefilmt wurde, wie er eine Leiter hochsteigt, die Flagge abreisst und wegwirft. Die rechtsextreme Partei «Unser Vaterland Bewegung» teilte das Video stolz online und schrieb dazu: «Dieses familienfeindliche Symbol hat keinen Platz in unseren Strassen, insbesondere nicht an der Fassade der Kommunalverwaltung der Hauptstadt.»


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