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Unterdrücktes Begehren: «The Power of the Dog» holt begehrteste Bafta-Awards

Jane Campions LGBTIQ-Western räumt in London ab

Kodi Smit-McPhee (l.) und Benedict Cumberbatch in «The Power of the Dog» (Foto: Netflix)

Grosse Überraschungen bleiben bei der Bafta-Verleihung aus. Während der von unterdrückter Homosexualität durchzogene Film «The Power of the Dog» die begehrtesten Preise erhält, bekommt «Dune» (mit Timothée Chalamet in der Hauptrolle) die meisten. Bei der Zeremonie in London wird James Bond gefeiert, für die 007-Produzenten verläuft der Abend dennoch enttäuschend, berichtet Philip Dethlefs.

Das Science-Fiction-Epos «Dune» von Regisseur Denis Villeneuve hat bei der Verleihung der als Baftas bekannten Britischen Filmpreise am Sonntag fünf Preise erhalten. Die beiden begehrtesten Trophäen gingen an das Western-Drama «The Power of the Dog» von Jane Campion, das als bester Film ausgezeichnet wurde. (Der Film ist derzeit auf Netflix zu sehen.)

Die 67-jährige Campion, die bei der glamourösen Zeremonie in der Londoner Royal Albert Hall nicht anwesend war, erhielt ausserdem den Bafta für die Regie. Der hoch gehandelte Coming-Of-Age-Film «Belfast» von Kenneth Branagh bekam den renommierten Preis als herausragender britischer Film. «Das Kino ist am Leben», jubelte Branagh.

Zwei Wochen vor der Verleihung der Oscars in Los Angeles wurde US-Schauspieler Will Smith für «King Richard», einen Film über die Williams-Schwestern, als Bester Schauspieler ausgezeichnet, doch auch er wurde in London vermisst.


«West Side Story» von Steven Spielberg & Tony Kushner
Über den Preis als Beste Schauspielerin freute sich die Britin Joanna Scanlan, die sich unter anderem gegen Lady Gaga («House Of Gucci») und Tessa Thompson («Seitenwechsel») durchgesetzt hatte. Scanlan kämpfte bei ihrer Rede mit den Tränen.

Die Preise für die Nebenrollen gingen an Ariana Debose («West Side Story» mit einem Drehbuch des schwulen Star-Dramatikers Tony Kushner, derzeit bei Disney+ zu sehen, inkl. 40-minütige Doku). Ebenfalls ausgezeichnet wurde der US-Amerikaner Troy Kotsur («Coda»), der als erster gehörloser Schauspieler einen Bafta erhielt.

«Dune», elfmal und damit am häufigsten nominiert, räumte wie erwartet in den Kategorien Kamera, Schnitt und Sound ab. Auch die Filmmusik des deutschen Komponisten Hans Zimmer wurde ausgezeichnet. Zimmer ist zur Zeit auf Tournee in Deutschland und spielte am Tag der Preisverleihung ein Konzert in Stuttgart. (In «Dune» spielt auch «Euphoria»-Star Zendaya mit, MANNSCHAFT berichtete über ihre Rolle in der LGBTIQ-Serie.)


Über die Trophäe für die visuellen Effekte in «Dune» freute sich ein internationales Team um den deutschen Spezialeffektekünstler Gerd Nefzer, der 2018 für «Blade Runner 2049» einen Bafta erhalten hatte. «Beim zweiten Mal fühlt es sich sogar noch besser an», scherzte Nefzer, der mit seinem Team schon an der «Dune»-Fortsetzung arbeitet.

Zur besten Dokumentation wurde «Summer of Soul (…Or, When the Revolution Could Not Be Televised)» gekürt. Es ist das Regiedebüt von Ahmir Thompson, besser bekannt als Questlove. Er ist Schlagzeuger der Gruppe The Roots, die auch die Hausband von US-Showmaster Jimmy Fallon ist. Feiern konnte der überglückliche Gewinner deshalb nicht. «Ich muss direkt zum Flughafen, weil ich morgen bei der Arbeit sein muss», sagte Questlove, der lange in London gelebt hatte. «Ich muss in der ‹Tonight Show› mit Jimmy Fallon sein.»

Dame Shirley Bassey singt
Eröffnet wurde die glamouröse Preisverleihung von Dame Shirley Bassey. Anlässlich des 60. Jubiläums der James-Bond-Filme sang die 85-Jährige ihren 007-Titelsong «Diamonds Are Forever». Für ihre Performance in der Royal Albert Hall erntete die Diva stehenden Applaus der Gäste, darunter das Bond-Produzentenduo Barbara Broccoli und Michael G. Wilson und Bond-Girl Léa Seydoux. (MANNSCHAFT berichtete über Bassey als Queer Icon.)

Die Hoffnung der Bond-Macher auf die begehrte Trophäe für den «Herausragenden Britischen Film» erfüllte sich nicht. Der fünfmal nominierte «Keine Zeit zu sterben» bekam nur einen einzigen Preis für den Schnitt. Das Duo Tom Cross und Elliot Graham widmete ihren Bafta dem 2002 gestorbenen Cutter und Regisseur Peter Hunt, der sich vor 60 Jahren beim Debütfilm «James Bond – 007 jagt Dr. No» für den Schnitt verantwortlich zeichnete. (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass der nächste 007 eine nicht-binärer Figur sein könnte, laut Aussagen der Produzenten.)

Die Londoner Schauspielerin Lashana Lynch, die in «Keine Zeit zu sterben» eine Agentenkollegin von Daniel Craig spielt, wurde in der Sonderrubrik mit dem «Rising Star Award» geehrt. Bestes Adaptiertes Drehbuch wurde «Coda», bestes Originaldrehbuch «Licorice Pizza». Die goldene Bafta-Maske für den besten Animationsfilm bekam der mit vielen Ohrwürmern gespickte Disney-Film «Encanto».

Die in London ansässige British Academy of Film and Television Arts feiert in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Es sei auch «die letzte Show», scherzte Moderatorin Rebel Wilson, die mit zahlreichen Kalauern durch die Preisverleihung führte. Die Bafta-Awards zählen nach den Oscars und den Golden Globes zu den begehrtesten Preisen der Branche. Ein Fingerzeig für die Oscars waren sie zuletzt eher selten.

«The Power of the Dog» gilt aber auch in Los Angeles als Favorit (MANNSCHAFT berichtete).


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