Ukraine: Charkiw Pride nahe der Kriegsfront

Auch für die Rechte queerer Soldat*innen wurde demonstriert

Zur Sicherheit aller Teilnehmenden fand die Pride Parade als Auto-Parade statt (Foto: KharkivPride / Instagram)
Zur Sicherheit aller Teilnehmenden fand die Pride Parade als Auto-Parade statt (Foto: KharkivPride / Instagram)

Ukrainische LGBTIQ haben bei der Charkiw Pride-Parade nur 30 Kilometer von der russischen Grenze demonstriert. Und das obwohl der Krieg nicht weit entfernt ist.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die westlichen Partner am Mittwoch zu mehr Tempo bei den versprochenen Lieferungen zur Stärkung der Flugabwehr aufgefordert. «Bis jetzt sind noch nicht alle Versprechen zur Flugabwehr, die beim Gipfel in Washington gemacht worden, umgesetzt», mahnte er in seiner abendlichen Videoansprache. Gerade zu Herbstbeginn sei es jedoch wichtig, eine effiziente Flugabwehr zu haben, sagte er mit Blick auf die systematischen russischen Angriffe gegen die Energie- und Wärmeversorgung.

Derweil läuft der Angriffskrieg Russlands seit über zweieinhalb Jahren. Dessen ungeachtet fand am Sonntag die 6. jährliche Charkiw-Pride pride. Zahlreiche queere Menschen nahmen bei der Auto-Pride teil und fuhren in ihren Autos durch die Innenstadt. Aus den Fenstern liessen sie die Regenbogenfahne wehen, schreibt das Nachrichtenportal Pink News. Es war eine Autoparade, weil angesichts der russischen Invasion die Sicherheit aller Teilnehmenden gewahrt bleiben sollte.

Auf jedem Auto waren Botschaften angebracht. Aufforderungen an das ukrainische Parlament, ein Gesetz zu verabschieden, das Hassverbrechen unter Strafe stellt. Dazu gehört auch der Gesetzentwurf 5488, der für Verbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität Strafen vorsieht.

Die Organisator*innen schätzten, dass 13 Autos mit etwa 60 Passagieren über die Hauptstrassen der Stadt fuhren und für Menschenrechte demonstrieren.

Während sich die Rechte von LGBTIQ in der Ukraine verbessern, ist die gleichgeschlechtliche Ehe nach wie vor verboten. Artikel 51 der Verfassung von 1996 definiert die Ehe als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau. Die Feindseligkeit gegenüber Homosexualität ist nach wie vor hoch. Mehr als 62 Prozent der Ukrainer*innen glauben laut einer Werteumfrage von 2022, dass Homosexualität «nicht gerechtfertigt» sei.

Auch auf den andauernden Krieg in der Ukraine wurde aufmerksam gemacht. Teilnehmer*innen der Parade forderten die europäischen Länder auf, Charkiw zu schützen und die Ukraine im Krieg zu unterstützen.

«Wir erinnern uns jeden Tag daran, wie wichtig der Sieg der Ukraine ist», sagte Anna Sharygina, Mitorganisatorin von Charkiw Pride. «Genauso wichtig ist uns der Kampf für Gleichberechtigung und der Schutz der LGBTIQ-Community. Menschen, die kämpfen und ihr Leben riskieren, können ihre Rechte nicht verweigert werden. Es ist sowohl ungerecht als auch unwürdig, und der Krieg hat diese Herausforderungen nur noch deutlicher gemacht.»

Viele der Parade-Teilnehmer*innen haben in den ukrainischen Streitkräften gedient oder tun dies noch immer. Einer von ihnen ist Sapsan. Er sagt, die Ukraine müsse queere Soldat*innen anerkennen. «Die Teilnehmer*innen des Charkiw Pride repräsentieren die Stimmen derjenigen an der Front und leider auch derjenigen, die nicht mehr unter uns sind.»

3-mal mit MANNSCHAFT gewinnen: die Teddy-prämierte Doku «Teaches Of Peaches»als DVD und Blu-ray. Weltpremiere des Films war auf der Berlinale.

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