TV-Tipp: Was ist von der sexuellen Revolution übrig geblieben?
Gestern prüde, heute offen – morgen wieder prüde? Eine 3sat-Doku
Beim Thema Lust und Liebe stiessen junge Menschen vor der «Sexuellen Revolution» vor allem auf grosses Schweigen. Heute reden Teenager offen über ihre Identitätssuche. Doch sie haben andere Probleme.
Wenn die Wiener Schauspielerin Christa Schwertsik mit ihrer jungen Enkelin über Sex spricht, malt man sich die Zeit vor 1968 wie das finsterste Mittelalter aus. «Aufklärung hab‘ ich nicht wirklich gekriegt zuhause», erzählt die 81-Jährige über ihre Jugend. «Im Biologieunterricht halt die Funktionen. Zuhause habe ich nichts erfahren. Und wie ich dann meine erste Regel hatte und ich entsetzt war, hat es geheissen: Das wirst du jetzt jeden Monat haben. Und es war furchtbar.»
Die Doku «Sex, Porno und die Freiheit der anderen – Was von der sexuellen Revolution blieb» am Mittwoch (3.8./20.15 Uhr auf 3sat) schildert die Anfänge der Befreiung und schlägt den Bogen zum Heute.
Christa Schwertsik trifft ihre Enkelin Fanny, um über die Lust von damals und den Sex von heute zu sprechen. Dass die 22-jährige Fanny Beziehungen mit beiden Geschlechtern unterhält, nimmt ihre Grossmutter völlig gelassen: «Ich glaube, dass es Beziehungen der verschiedensten Art immer schon gegeben hat. Du kannst nur jetzt das offener zeigen oder offener leben in dieser oder jener Konstellation. Aber ich glaube nicht, dass die Menschen sich geändert haben.»
In der frühen Nachkriegszeit herrschte in Europa eine Sexualmoral, die sich durch Tabus und Drohbotschaften auszeichnete. Wer sich selbst befriedigte, riskierte angeblich Rückenmarkschwund oder abfaulende Hände. Der weibliche Orgasmus fand kaum Beachtung, mitunter wurde er sogar als schädlich betrachtet. Klar getrennte Geschlechterrollen und Häuslichkeit waren vorherrschende Lebensformen. Homosexualität galt als krank und stand unter Strafe.
Heute erscheinen die Moralvorstellungen der Adenauer-Zeit weit weg und vorsintflutlich. Der Aufbruch in der «Sexuellen Revolution» hat Enttabuisierung, aber auch Kommerzialisierung in Gang gebracht.
Heute haben vor allem Jugendliche andere Probleme und Fragestellungen in Bezug auf ihre Sexualität: Welches Geschlecht habe ich? Welche Sexualpartnerinnen oder Sexualpartner ziehe ich vor – und wie viele? Wie entziehe ich mich der allgegenwärtigen Erotik und Pornografie?
Die Filmemacher Florian Kröppel und Kurt Langbein haben sich auf die Suche begeben. Sie sprechen mit jungen und alten Menschen über ihre Erfahrungen. Sie besuchen auch die Sexualtherapeuten Ute und Johann Giffey.
Das Paar führt seit über 25 Jahren gemeinsam eine Praxis im österreichischen Linz und sieht grosse Fortschritte seit der «Sexuellen Revolution». Im Hinblick auf ihre eigene Jugend bemerken sie aber auch, dass sich eine neue Prüderie in die Gesellschaft einschleicht.
Im Mai gewann der Film «Joyland» über die sexuelle Revolution in Pakisation in Cannes die Queere Palme (MANNSCHAFT berichtete).
Text: Christof Bock, dpa
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