Tschetschenien: Queere Brüder müssen jahrelang ins Gefängnis
Sie befinden sich seit einem Jahr in einem Internierungslager in der Hauptstadt Grosny
Isaev und Magamedov wurden im Februar 2021 in Nischni Nowgorod festgenommen und in die russische Teilrepublik Tschetschenien verschleppt. Dort hat sie jetzt ein Bezirksgericht in Atschchoi-Martan zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Einer der Brüder ist schwul, der andere ist trans, schrieb damals Novaya Gazeta. Im Sommer 2020 hatte das russische LGBT-Netzwerk Magamadov und Isaev beim Umzug in die Stadt Nischni Nowgorod geholfen, von wo aus sie Russland in ein nicht näher bezeichnetes fremdes Land verlassen wollten. Doch sie wurden aus einer von einer örtlichen NGO zur Verfügung gestellten Wohnung entführt und nach Tschetschenien gebracht, wo immer wieder schwule Männer verfolgt werden (MANNSCHAFT berichtete).
Dort seien sie zur Strafe für atheistische Äusserungen im Internet zwei Monate in einem der geheimen tschetschenischen Gefängnisse festgehalten worden. Allerdings wird im russischen Strafgesetzbuch Atheismus gar nicht kriminalisiert.
Angeblich «illegale bewaffnete Gruppierung» unterstützt Offenbar ging es eher um queere Emojis, die sie im regierungskritischen Telegram-Kanal Osal Nakh 95 hinterliessen. Schliesslich, so Novaya Gazeta, habe man die Geschwister noch der Komplizenschaft am Terrorismus beschuldigt. So sollen sie einen Vertreter einer «illegalen bewaffneten Gruppierung» mit Lebensmitteln versorgt und so gegen Artikel 208 Teil 2 des Strafgesetzbuchs verstossen haben.
Nach ihrer Festnahme durften ihre Anwälte sie zunächst nicht sehen, ihre Familien wurden unter Druck gesetzt. Die Brüder sprachen später von Folter. Zweimal traten sie in einen Hungerstreik und forderten die Verlegung des Prozesses, aber ohne Erfol: Jetzt hat ein Bezirksgericht in Atschchoi-Martan die beiden Teenager zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, wie u.a. Radio Liberty berichtet. So muss Magamadow für ein Jahr ins Gefängnis und für weitere sieben Jahre ins Arbeitslager, Ismail muss dort sechs Jahre verbringen.
Bereits im September erkannte das in Moskau ansässige Menschenrechtszentrum Memorial, das kürzlich von den russischen Behörden geschlossen wurde (MANNSCHAFT berichtete), die Geschwister als politische Gefangene an und sagte, ihr Fall sei «mit eklatanten Rechtsverletzungen übersät». Amnesty International hat die sofortige Freilassung der Brüder gefordert.
Die beiden Brüder plädierten auf nicht schuldig. Ihre Verteidiger wollen gegen das Urteil Berufung eingelegen.
Das könnte dich auch interessieren
Community
Trauer in der Pornobranche: Colton Ford ist tot
Colton Ford, ausserhalb der schwulen Erotikfilmbranche als Glenn Soukesian bekannt, starb Berichten zufolge am Montag. Der Pornodarsteller, Schauspieler und Sänger wurde 62 Jahre alt.
Von Newsdesk Staff
Lust
News
Porno
Brandenburg
Homosexuelle als Feindbilder – Aktion gegen mutmassliche rechte Terrorzelle
Jugendliche aus Südbrandenburg sollen Teil einer rechtsextremen Terrorzelle sein. Jetzt ermittelt die Bundesanwaltschaft - nach mutmasslichen Anschlägen gab es Durchsuchungen und Festnahmen.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
Deutschland
Besuch in Neubrandenburg: «Passt gut auf unsere Stadt auf»
Neubrandenburg bekam zuletzt viele Schlagzeilen, nicht alle waren rühmlich. Mobbing gegen den Oberbürgermeister und ein Bahnhof ohne Züge gehörten dazu. Doch nicht die Schlagzeilen bestimmen den Takt.
Von Newsdesk/©DPA
Schwul
News
Religion
Homofeindlicher Comic in der Schweiz aufgetaucht
Im Wallis wurde das Machwerk in privaten Briefkästen gefunden. «Gays are not born that way», heisst es in dem auf Englisch verfassten Comic.
Von Kriss Rudolph
Comic
Queerfeindlichkeit
News
Schweiz