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Trauer um Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu

Mit ihm stirbt der bekannteste afrikanische Verfechter von LGBTIQ-Rechten

Desmond Tutu
Desmond Tutu (Foto: Nic Bothma/EPA/dpa)

Südafrikas Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu ist tot. Präsident Cyril Ramaphosa gab die Todesnachricht am Sonntag in einer Erklärung bekannt und sprach der Familie des Verstorbenen sein Beileid aus.

Desmond Tutu hatte erst kürzlich seinen 90. Geburtstag gefeiert. Mit ihm stirbt ein prominenter Verfechter von LGBTIQ-Rechten in Afrika. Er sagte einst  er werde niemals einen «homophoben Gott» anbeten und lieber in die Hölle kommen.

Archbishop Desmond Tutu dies. pic.twitter.com/nNpdwYjaoV

— Digital Mbizi (@leedzenga) December 26, 2021

Er war bei weitem der bekannteste afrikanische, wenn nicht sogar globale religiöse Führer, der sich für die Rechte von LGBTIQ einsetzte. Dies hat zu seinem internationalen Ruf als fortschrittlicher Denker und Aktivist insbesondere in der westlichen Welt beigetragen.

Auf dem afrikanischen Kontinent selbst stiess seine Haltung jedoch auf Misstrauen. Ein anglikanischer Mitbischof, Emmanuel Chukwuma aus Nigeria, erklärte ihn sogar für «spirituell tot». (Anfang 2020 war ein südafrikanischer LGBTIQ-Aktivist ermordet worden – MANNSCHAFT berichtete).


Tutu starb im Alter von 90 Jahren. Ob Rassendiskriminierung oder andere Ungerechtigkeit: Er fand stets klare Worte. Als streitbarer anglikanischer Gottesmann wurde er zur Stimme des Widerstands und erhielt 1984 für seinen gewaltlosen Einsatz gegen das Apartheidregime den Friedensnobelpreis. Er sei ein pragmatischer und prinzipienfester Mensch gewesen, schrieb Ramaphosa.

Der am 7. Oktober 1931 in der Bergbaustadt Klerksdorp bei Johannesburg geborene Tutu war nach dem Ende der Apartheid einer der Verfechter der Aussöhnung zwischen Schwarz und Weiss. Er übernahm 1996 den Vorsitz der Wahrheits- und Versöhnungskommission, die Verbrechen der Apartheidzeit aufarbeitete. Obwohl er sich dem heute regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC) seines Freundes Nelson Mandela im Anti-Apartheid-Kampf verbunden fühlte, kritisierte er den ANC später für Missstände oder Fehlentwicklungen.

Aus der Öffentlichkeit zog er sich nach der Fussball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika immer mehr zurück. Obwohl er zunehmend zur Behandlung ins Krankenhaus musste, meldete er sich aber bei ihm ungerecht erscheinenden Ereignissen noch immer stets lautstark zu Wort. Er hinterlässt seine Frau Leah und vier Kinder.


Einen seiner letzten öffentlichen Auftritte hatte er Mitte September 2019, als ihm der britische Prinz Harry bei einer Afrikareise seine kleine Familie vorstellte und der bereits sehr gebrechlich wirkende Tutu dem kleinen Archie einen Kuss auf die Stirn hauchte.

Der Film «Die Wunde» dreht sich um die Erlebnisse dreier Männer, die an traditionellen Beschneidungsriten am Ostkap Südafrikas teilnehmen, und um eine homosexuelle Beziehung (MANNSCHAFT berichtete).


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