TikTok-Zensur: Disney-Stimmen können nicht «schwul» sagen
Die merkwürdige Einschränkung ist offenbar inzwischen aufgehoben
Ein neues Feature erlaubt es TikTok-Benutzer*innen, Texte in der Stimme einer Disney-Figur vorlesen zu lassen. Die Stimmen weigerten sich jedoch, LGBTIQ-Begriffe wie «gay» und «lesbian» auszusprechen. Was wollte Disney mit dieser Einschränkung bezwecken?
Disney+ feiert gerade sein zweijähriges Bestehen und hat zu diesem Anlass mit TikTok ein Voice Feature herausgebracht. Damit lassen sich Texte in der Stimme einer Disney-Figur vorlesen. Dazu gehört etwa C-3PO aus «Star Wars», Stitch aus «Lilo & Stitch» oder Rocket aus dem Marvel-Universum.
Homophobe Zensur? Für die TikTok-Benutzer*innen die perfekte Gelegenheit, um mit ihren Lieblingscharakteren rumzualbern. Doch einige stellten bald überrascht fest: Die Stimmen lesen nicht alles vor, was man ihnen diktiert. Wie in Videos zu hören – oder eben nicht zu hören – ist, werden Wörter wie «gay» («schwul»), «lesbian» («lesbisch») oder «queer» einfach ausgelassen. Gleichzeitig machten die verblüfften TikToker*innen deutlich, dass die Stimmen kein Problem mit den Begriffen «homophob» und «Homophobie» haben.
@kbwild_ The ending is my favorite part #disneyplusday #disneytexttospeech #rocket #rockettexttospeech #disneyvoice #lesbian #lesbianstereotypes #ledollarbean #gaytiktok #lesbiantiktok #lgbtcreators #queertiktok #alphabetmafia🌈 ♬ Disney wont say Gay – KaraBiner (Kbwild)
Homophobie ist denn auch das, was einige Nutzer*innen Disney wegen dieser LGBTIQ-Zensur vorwerfen. Denn bemerkenswert ist, dass die normale Text-to-Speech-Funktion, die nicht in Zusammenarbeit mit Disney entstanden ist, diese Wörter problemlos vorlesen kann. Wie mehrere Medienplattformen berichten, hat man die merkwürdige Einschränkung inzwischen aufgehoben. Die Stimmen in den bereits veröffentlichten Videos aber bleiben weiterhin stumm, wenn sie das Wort «schwul» sagen sollen.
Kreative Lösungen Stumm bleiben auch Disney und TikTok; die Unternehmen haben bisher nicht erklärt, wie es zum LGBTIQ-Filter kam. Verständlich ist, dass Disney seinen Figuren keine Schimpfwörter in den Mund legen möchte. Auch vulgäre Begriffe, die direkt mit Sex zu haben, werden nicht vorgelesen.
Dies wiederum impliziert, dass Disney die Wörter «schwul» und «lesbisch» in der gleichen Kategorie wie jene «schmutzigen» Wörter sieht und sie als grundsätzlich unpassend einstuft. Eine andere denkbare Erklärung: Disney wollte verhindern, dass «gay» und «queer» in den Videoclips als Schimpfwörter missbraucht werden.
Aber die TikTok-Community ist ja bekanntlich kreativ und weiss sich immer zu helfen. Als «gay» und «queer» noch verboten waren, bedienten sie sich der Vielseitigkeit der englischen Sprache: Fehlschreibungen wie «guay» und «qweer» wurden nämlich vorgelesen.
Disney wird diverser Diese Art von Zensur würde so gar nicht zu Disneys Bemühungen passen, das konservative Konzern-Image abzustreifen. Es tauchen seit einiger Zeit nämlich erstmals LGBTIQ-Figuren in den Disney-Produktionen auf.
So hat Violet Sabrewing aus «DuckTales» zwei Väter (MANNSCHAFT berichtete). Im zuvor erschienen Film «Onward: Keine halben Sachen» erwähnt ausserdem die Polizistin Specter, eine grossgewachsene Zyklopin, nebenbei, dass sie eine Freundin hat (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Religion
«Sodomie!» – Bischöfe bitten um Verzeihung für LGBTIQ-Wallfahrt
Über 1.000 Gläubige aus rund 30 Ländern waren am Wochenende zu einer Wallfahrt in Rom, darunter erstmals ganz offiziell katholische Queers.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
Berlin
Homofeindliches Mobbing am Campus Rütli? Staatsanwaltschaft ermittelt
Der Ehemann eines schwulen Lehrers am Campus Rütli in Neukölln bekommt nachts anonyme Anrufe und wird beleidigt. Stecken Schüler dahinter? Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Von Newsdesk/©DPA
Bildung
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
Österreich
Qwien eröffnet neuen Standort in Wien
Mit neuen Räumlichkeiten und gesicherter Finanzierung baut Qwien seine Rolle als queeres Kultur- und Forschungszentrum in Wien weiter aus.
Von Newsdesk Staff
News
LGBTIQ-Organisationen
Wissenschaft
Geschichte
Kultur
Kommentar
Europa darf Uganda nicht für seinen rigiden Anti-LGBTIQ-Kurs belohnen!
Die niederländische Regierung hat mit Uganda vereinbart, abgelehnte Asylsuchende in das afrikanische Land abzuschieben. Auch Deutschland und Österreich hegen Sympathien für die Idee. Für queere Menschen ist es eine Horrorvorstellung, schreibt unser Autor in seinem Kommentar.
Von Kriss Rudolph
Queerfeindlichkeit
Politik
Österreich
Deutschland