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«Habe auf Diversity gesetzt, lange bevor es zum guten Ton gehörte»

Alan Poul produzierte unter anderem die Erfolgsserien «Tales of the City» und «Six Feet Under»

Regisseur und Produzent Alan Poul ist seit über 30 Jahren im US-amerikanischen Seriengeschäft dabei. Sein neues Werk «The Eddy» ist seit Anfang Mai auf Netflix zu sehen.

Alan, in den Medien klang es immer so, als sei «The Eddy» in erster Linie das neue Projekt von Oscargewinner Damien Chazelle. Wessen Baby ist die Serie denn nun?
Hier muss ich gleich mal ausholen, denn dieses Projekt ist auf eine andere Weise entstanden als alle anderen Serien, an denen ich bisher beteiligt war. Und das waren viele.

 

Nur zu!
Die Entwicklung von «The Eddy» fing quasi von hinten an. Wir begannen mit der Musik, und das Drehbuch entstand am Schluss – also genau andersherum als gewöhnlich. Ende 2013 drückte mir der Songwriter Glen Ballard (der mit Alanis Morissette, Michael Jackson, Christina Aguilera, Katy Perry u.a. gearbeitet hat, Anm. d. Redaktion) eine CD in die Hand, mit den Worten: Diese Songs habe ich für eine Serie geschrieben, die in einem Jazzclub im heutigen Paris spielen soll.


Das war alles?
Ja, er hatte ansonsten keine Story, keine Figuren, nichts. Aber die Songs waren fantastisch – und die Band, die Glen nur für diesen Zweck gegründet hatte, war live einfach grossartig. 

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Mir kam sofort Damien Chazelle in den Sinn, obwohl dessen Schlagzeugerfilm «Whiplash» damals gerade erst abgedreht war. Doch dank seines ersten Films «Guy and Madeline on a Park Bench» wusste ich, wie sehr er Jazz liebt. Ausserdem ist er halb Franzose! Er fand die Idee super, Glens Band gefiel ihm ebenfalls, deswegen war er sofort mit an Bord. Weil er aber auch schon in der Vorbereitung zu «La La Land» steckte, brauchten wir auf jeden Fall einen Drehbuchautor, den wir in Jack Thorne fanden. So kann man also, um deine Frage zu beantworten, sagen, dass Glen, Damien, Jack und ich alle vier die Eltern des Babys «The Eddy» sind.

Und wie hast du aufgeteilt, wer welche Folgen inszeniert?
Da gab es gar keine langen Diskussionen. Es war immer klar, dass Damien die ersten beiden übernimmt und ich die letzten beiden. Für die vier Folgen in der Mitte wollten wir auf jeden Fall zwei französische Regisseur*innen, am liebsten Frauen. Und wurden dann in Houda Benyamina und Laila Marrakchi fündig, die beide fantastisch sind.


Du hast betont, dass du für «The Eddy» unbedingt Frauen hinter der Kamera haben wolltest. Überhaupt spielte Diversität in deinen Serien – «My So-Called Life – Willkommen im Leben», «Six Feet Under», «Tales of the City» – immer schon eine Rolle. Wacht die Branche allmählich auf?
Stimmt, ich habe schon auf Diversität gesetzt, lange bevor das zum guten Ton gehörte! Und natürlich finde ich grossartig, welche Veränderungen in der Film- und Fernsehbranche gerade stattfinden, denn wir waren diesbezüglich wirklich rückständig!

Das vollständige Interview mit Alan Poul ist im Mai-Heft der MANNSCHAFT erschienen. Hier geht es zum Abo Deutschland und hier zum Abo Schweiz.


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