Stefan Raab: Come­back mit «trans­feindlichem Popu­lismus»

Mit dem Entertainer kommen die billigen Witze zurück ins Fernsehen

Stefan Raab (Foto: Matthias Balk/dpa)
Stefan Raab (Foto: Matthias Balk/dpa)

Stefan Raab war für RTL+ offensichtlich eine ausgezeichnete Investition. Drei von vier Abos, die das Comeback dem Streamingdienst einbrachte, gingen an Neukund*innen. Ohne queerfeindliche Witze kommt Raab bis heute nicht aus.

Es war die Woche des Stefan Raab. Sein Comeback hat dem Streaming-Anbieter RTL+ nach eigenen Angaben seinen bisher besten Neustart beschert. Was sich nicht geändert hat: Seine Pointen gehen immer noch oft auf Kosten anderer.

Geschmackssichere Witze waren noch nie die Stärke von Raab, der sich gerne über Minderheiten lustig machte. Nach dem Coming-out von Thomas Hitzlsperger witzelte er. «Erwarten Sie jetzt bitte keine billigen Schwulenwitze von mir.» Und dann ging es los: «Das ist ein verdienter Fussballspieler: VfB Stuttgart hat er gespielt, Zenit St. Penisburg – was denn? – Erzgebirge Aua, Manfister United, und so weiter. Mehr brauche ich nicht zu sagen.»

Der Schwulen- und Lesbenverband (LSVD) verurteilte das Niveau prompt und erklärte: «Natürlich muss man auch über Lesben und Schwule Witze machen dürfen», sagte die damalige LSVD-Sprecherin Renate Rampf dem Focus. «Aber nicht auf diesem Stammtisch-Niveau auf Kosten anderer Leute», ergänzte Rampf. «Ein Witz ist intelligent, aber das ist nicht intelligent.»

Diesmal ging sein Witz auf Kosten von trans Personen – und wurde umgehend von der Queer Media Society als «transfeindlich» und «populistisch» kritisiert. Der Witz griff zurück auf den Fall einer Boxerin bei den Olympischen Spielen (MANNSCHAFT berichtete), die transphober Hetze ausgesetzt war und in den Sozialen Medien fälscherlicherweise als Mann bezeichnet wurde.

Trotzdem: Das Comeback von Raab war ein Erfolg. Mutterhaus RTL in Köln nannte einen Tag nach der Pilotfolge von «Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab» zwar noch keine absoluten Zahlen, liess aber zumindest ein paar Daten durchsickern.

«73 Prozent der Abonnements wurden an Neukunden verkauft, der Rest waren Wiederkehrer, die für Stefan Raab zu RTL+ zurückgekommen sind», berichtete das Medienhaus. «Auch auf Social Media schlägt Stefan Raab ein wie ein Komet: Über 465 Millionen Kontakte auf Instagram, TikTok, Facebook, YouTube und Co. seit dem Box-Abend am Samstag.»

Es fühlt sich – im besten Sinne – an, als wäre er nie weg gewesen.

RTL-Programmgeschäftsführerin Inga Leschek sagte laut Mitteilung: «Es fühlt sich – im besten Sinne – an, als wäre er nie weg gewesen und als wäre er schon immer ein Teil der RTL-Familie.» Die Streamingtochter RTL+ hat nach eigenen Angaben derzeit 5,6 Millionen zahlende Abonnenten. (mit dpa)

Das fehlende Puzzleteil – Wie Epithesen trans Männern helfen. Dank Sofia Koskeridou, einer deutschen Epithetikerin mit ausgezeichnetem Ruf (MANNSCHAFT+)

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