So ticken junge Männer: «Schwulsein in der Öffentlichkeit stört mich»
Ergebnisse einer Onlinebefragung aus Deutschland
Klassische Rollenbilder oder toxische Männlichkeit? Die Befragung mit dem Titel «Spannungsfeld Männlichkeit» liefert erschreckende Erkenntnisse.
Gewalt in der Partnerschaft, Vorbehalte gegen Homosexuelle: Eine neue Umfrage zeigt, dass ein grosser Teil der Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren einem teils problematischem «traditionellen Rollenverständnis» anhängen, wie die Autor*innen der Studie Spannungsfeld Männlichkeit vom Kinderhilfswerk Plan International Deutschland es nennen.
Befragt wurden in ganz Deutschland vom 9. bis zum 21. März je 1000 Männer und 1000 Frauen zwischen 18 und 35 Jahren. Um die Repräsentativität der Stichprobe zu sichern, habe man auf Basis der amtlichen Statistiken Menschen mit unterschiedlicher Schulbildung befragt: ohne Abschluss bis mittlerer Abschluss bzw. mit Hochschulreife und abgeschlossenes Studium. Unabhängig davon wurden Fallzahlen für die regionale Aussteuerung der Stichprobe vorgegeben, es wurden vier Gebiete definiert: Nord, West, Süd, Ost.
Zur Herkunft der Befragten macht Plan International keine Angaben.
Fast die Hälfte (48 Prozent) der Männer stimmten dieser Aussage eher oder voll zu: «Es stört mich, wenn Männer ihr Schwulsein in aller Öffentlichkeit zeigen.» 51 Prozent gaben zudem an, dass sie schwach und angreifbar wären, wenn sie Gefühle zeigen würden. 42 Prozent der Männer sagen, ein Mann, der auf sie «verweichlicht oder feminin wirkt», kriegt schon mal «einen Spruch» von ihnen ab.
«Die klassischen Rollenbilder sind eben doch noch in den Köpfen der Gesellschaft verankert», erklärt Alexandra Tschacher, Sprecherin von Plan International Deutschland, gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. So glaubt eine Mehrheit von 71 Prozent der befragten jungen Männer, persönliche Probleme selbst lösen zu müssen, ohne andere um Hilfe zu bitten.
Die klassischen Rollenbilder zeigen sich auch am Umgang mit Frauen. 33 Prozent der befragten Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren gaben demnach an, es «akzeptabel» zu finden, wenn ihnen oder anderen Männern im Streit mit der Partnerin gelegentlich «die Hand ausrutscht». Jede Dritte (34 Prozent) ist entweder Frauen gegenüber selber schon mal handgreiflich geworden, «um ihnen Respekt einzuflössen», oder glaubt von sich selbst, dass er in einer entsprechenden Situation so handeln würde.
Bei den Frauen stimmten immerhin 14 Prozent der Aussage zu, es sei «okay», wenn Männern in Beziehungen die Hand «ausrutsche».
In einer ersten Version dieser Artikels war von einer Studie die Rede. Da Zweifel an der Methodik aufkamen, haben wir den Text angepasst.
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