So enorm sind die Folgekosten von «Konversionstherapien»
Ausgewertet wurden Posten wie die Behandlung von Angstzuständen und Depressionen
Wenn sich Queers einer sogenannten «Konversionstherapie» unterziehen, so hat das schlimme gesundheitliche Folgen: Depressionen etwa, die bis zum Suizid führen können. Nun liegt eine US-Untersuchung vor, wie hoch die wirtschaftlichen Kosten sind.
Die Forscher*innen um Anna Forsythe haben in ihrer Untersuchung festgestellt, dass diese schädliche Praxis in den Vereinigten Staaten schätzungsweise 9,23 Milliarden Dollar kostet, und zwar pro Jahr. (Auch der Kanton Bern will sie nun verbieten – MANNSCHAFT berichtete. Neuseeland hat diesen Schritt gerade getan – MANNSCHAFT berichtete)
Fast 700.000 LGBTIQ in den USA machen als Minderjährige eine «Konversionstherapie», das hat eine Studie des Williams Institute aus dem Jahr 2019 gezeigt. In einer aktuelleren Umfrage unter fast 35.000 jungen LGBTIQ gaben 13 % an, eine Konversionstherapie erhalten zu haben, so das Trevor Project, eine gemeinnützige Organisation, die sich u.a. mit Suizidprävention unter LGBTIQ-Jugendlichen befasst.
Laut einer in JAMA Pediatrics veröffentlichten ersten Studie dieser Art verursachen Bemühungen, die sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität einer Person zu ändern, sowohl direkte Kosten als auch indirekte Kosten.
Die Forschenden beziffern die jährlichen direkten Kosten der «Konversionstherapie», die an LGBTIQ-Jugendlichen durchgeführt wird – etwa die Zahlung von Dienstleistungen, Erstattungsbeiträge von Krankenversicherungen oder Gebühren bei religiösen Organisationen, die die Massnahmen durchführen – auf insgesamt 650 Millionen US-Dollar. Indirekt kostet die Konversionstherapie ein Vielfaches, nämlich jährlich 8,58 Milliarden US-Dollar, nämlich für die Behandlung von Auswirkungen wie Angstzuständen, Depressionen, Selbstmordversuchen oder Drogenmissbrauch.
«,Konversionstherapien‘ verursachen die Art von lebenslangem Schaden, für dessen Behandlung und Gesundheit wir am Ende Milliarden von Dollar ausgeben», so Casey Pick, Senior Fellow für Interessenvertretung und Regierungsangelegenheiten bei The Trevor Project, gegenüber Bloomberg. «Während wir versuchen, die ,Konversionstherapie‘ mit finanziellen Kosten zu belasten, gibt es so viel Unkalkulierbares, das nur verstanden werden kann, wenn man sich die Geschichten von Überlebenden anhört, um die wahren menschlichen Kosten zusätzlich zu den zusätzlichen finanziellen Kosten zu sehen.»
Die Auswertung von 28 veröffentlichten Studien zeige, dass LGBTIQ, die an Bemühungen zur Änderung der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität teilnahmen, mit grösserer Wahrscheinlichkeit negative Auswirkungen erfuhren als diejenigen, die dies nicht taten, darunter schwere psychische Belastungen (47 % vs. 34 %), Depressionen (65 % vs 27 %), Drogenmissbrauch (67 % vs. 50 %) und Suizidversuch (58 % vs. 39 %).
Konversionstherapien sind in 25 US-Bundesstaaten sowie im District of Columbia und Puerto Rico unterschiedlich streng verboten. Diese Verbote gelten jedoch nur für lizenzierte Fachleute, da religiöse Praktizierende nicht reguliert sind.
Die Forschenden erklären, dass es bereits einen klaren Konsens von medizinischen Organisationen und Menschenrechtsgruppen gibt, dass diese Praktiken den Patient*innen schaden. Ihre Analyse will der Diskussion eine wirtschaftliche Dimension hinzufügen und das Argument gegen die Bereitstellung öffentlicher oder privater Mittel für diese schädlichen Praktiken stärken.
«Es gibt eine wachsende Zahl von Forschungsergebnissen, die zeigen, dass trans oder nicht-binäre Geschlechtsidentitäten normale Variationen des menschlichen Geschlechtsausdrucks sind», erklärte die Präsidentin der American Psychological Association, Jennifer F. Kelly, in einer Erklärung gegen die schädlichen Methoden. Der Versuch, Menschen dazu zu zwingen, sich starren Geschlechtsidentitäten anzupassen, könne ihrer psychischen Gesundheit und ihrem Wohlbefinden schaden.
Schwarzer Rauch und Dämonen – So arbeiten die «Homoheiler». Als junge Menschen haben sich Mike und Bastian in «Konversionstherapien» begeben (MANNSCHAFT+).
Brauchst du Hilfe? Wende dich in der Schweiz telefonisch an die Nummer 143 oder schreibe an die Berater*innen von Du-bist-Du.ch. In Österreich hilft die HOSI Wien (zu Büroöffnungszeiten) unter (+43) 660 2166605, das Kriseninterventionszentrum oder für LGBTIQ die psychosoziale Beratungsstelle Courage. In Deutschland gibt es die Notfall-Nummer 19446, zudem hilft u.a. der Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie, in Städten wie Köln kann man sich an Rubicon wenden.
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