Shitstorm für SRF-Sendung nach homophoben Rap-Texten
Solche Zeilen seien «lame» und «whack», findet Moderator Pablo Vögtli
Während der neuesten Ausgabe der jährlich stattfindenden «Bounce Cypher» von Radio SRF Virus waren zahlreiche homophobe und sexistische Textzeilen zu hören. Das findet sogar der Moderator, der die Rapper*innen eingeladen hat, «zum Kotzen».
86 Rapper*innen traten an der diesjährigen «Bounce Cypher» von Radio SRF Virus auf. Dabei zeigt man den Anwesenden im Rahmen einer Art Rap-Battle mit eigens für den Auftritt getexteten Zeilen, was man so draufhat. Die Sendung läuft im Radio und parallel als Stream auf YouTube und dauert meist zwischen sechs und acht Stunden. Die grösste Hip-Hop-Livesendung der Schweiz hinterliess allerdings einen fahlen Beigeschmack: Es wurden zahlreiche homophobe und sexistische Texte vorgetragen.
«Abstand, kleiner Gay» Frauen werden zu «Bitches» und «Fotzen», das Wort «schwul» zum Schimpfwort. Auch die Beschreibung von Geschlechtsverkehr mit Müttern anderer Rapper ist ein beliebtes Motiv. Das Nachrichtenportal Watson hat Textstellen aus einer Zusammenstellung eines inoffiziellen SRF-Instagramkanals herausgepickt. Dort heisst es unter anderem auch: «Oder ich zücke eifach Pumpgun und dänn Abstand chline Gay» («Oder ich zücke einfach [die] Pumpgun und dann Abstand, kleiner Gay»).
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Diese Textpassagen lösten im Netz einen regelrechten Shitstorm aus. Jemand schrieb etwa: «Zeigt das mal den Müttern dieser Loser». «Haben die kein bisschen Respekt gelernt», fragte sich ein anderer User.
Moderator übernimmt Verantwortung Auch der langjährige Co-Moderator von «Bounce Cypher», Pablo Vögtli, ist alles andere als zufrieden mit den diskriminierenden Zeilen. «Es tut mir weh und es tut mir leid, wie viele homophobe, sexistische und sonstige diskriminierende Aussagen gefallen sind», sagte er später auf Instagram.
«Schwul» sei kein Synonym für «Scheisse», «weiblich» sei kein Synonym für «schwach». Dass man immer wieder die gleiche Grenze überschreiten müsse und dafür noch Punkte erwarte, sei ein «Armutszeugnis», «zum Kotzen», «lame» und «whack», so Vögtli. Man könne auch Leute batteln, ohne ganze Bevölkerungsgruppen zu diskriminieren.
Da er die Rapper*innen eingeladen habe, übernehme er auch die Verantwortung. Es sei allerdings in der Live-Situation bei 86 Auftritten unmöglich, jede Zeile zu analysieren und sofort adäquat darauf zu reagieren.
Rapper relativieren Die Rapper*innen selbst sehen die Sache mit den diskriminierenden Texten mitunter nicht ganz so kritisch. Wie Watson schreibt, findet es MC Hero, der zusammen mit Rapper Semantik an der «Nachbesprechung» teilnahm, «problematisch», allzu schnell als homophob abgestempelt zu werden.
Im Rap wolle man «seine Männlichkeit in den Vordergrund stellen». Da sage man nicht, dass man der Kleinste und Schwächste im Raum sei, sondern der Grösste und Stärkste. Er selbst habe überhaupt keine Probleme mit homosexuellen Menschen. Und Semantik sei «müde» davon, im Jahr 2022 über Homophobie im Schweizer Rap zu reden. «Ich finde, wir sind darüber hinweg.»
Moderatorin Mira Weingart hielt dagegen: Diese Sprache sei früher schon ein Problem gewesen, nur waren die Betroffenen damals ruhiger. «Diese Cypher ist der beste Beweis dafür, dass man immer noch darüber reden muss.»
Es geht aber auch anders: Der Schweizer Rapper Mimiks, der ebenfalls an der Cypher teilgenommen hatte, solidarisierte sich vor zwei Jahren mit den Befürworter*innen der Ehe für alle (MANNSCHAFT berichtete).
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