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Schwules Ehepaar in Schottland auf offener Strasse zusammengeschlagen

Am Wochenende wurde ein verheiratetes Männerpaar von vier jungen Männern vor einem Shopping-Center attackiert – während Passant*innen filmten

Schottland
Auf einem Handyvideo sieht man eines der Opfer, das in Edinburgh angegriffen und ausgeraubt wurde (Foto: Screenshot / Twitter)

Im Stadtzentrum von New Town in Edinburgh wurde am vergangenen Freitag gegen 21.20 Uhr ein schwules Ehepaar auf offener Strasse von vier Männern angegriffen. Die Polizei ermittelt wegen eines Hassverbrechens.

Passanten wurden aufmerksam, als die Angreifer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren plötzlich auf das Paar eintraten und -schlugen, auch nachdem die Opfer bereits zu Boden gegangen waren und bluteten. Danach griffen die Täter die Taschen der beiden Männer und verschwanden.

I witnessed the assault of 2 gay men outside John Lewis tonight. These were 2 of the 4 assailants. If you recognise them I suggest taking it to the cops pic.twitter.com/1eiDR2gCzr

— Diana Rotten (@dianarotten666) July 30, 2021

Ein*e Augenzeug*in, die die Polizei rief, sagte laut Edingburgh Evening News, dass die Opfer «zitternd» zurückgelassen worden seien. Als diese*r Zeug*in zu den Opfern ging und fragte, ob alles okay sei, sei Blut auf dem Boden gewesen. «Der Mann brach in Tränen aus und weinte, während ich ihn gegen meine Brust drückte.» Eines der Opfer sagte, er habe keine Ahnung, warum er angegriffen worden sei. Laut Zeugenaussagen hatte das Ehepaar sich zuvor lebhaft mit einer Frau unterhalten über «Motivationsansprachen», als der Angriff unverhofft losging.

«Es gab keinerlei Provokation», heisst es. «Die schwulen Männer haben nicht zurückgeschlagen, sie haben nur versucht, sich selbst zu schützen.»


Die Angreifer hätten zuvor «gelacht» und sich gegenseitig «angestachelt», sie beschimpften die beiden Opfer als «Poofs», ein altmodisches Wort für «Schwuchteln». (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass LGBTIQ-Geschichte jetzt in Schottland obligatorischer Schullehrstoff ist.)

Niemand greift ein?
Obwohl sich der Vorfall auf einer belebten Strassenkreuzung vor einem Shopping-Center ereignete und obwohl auch mehrere öffentliche Verkehrsmittel und Autos vorbeifuhren, habe niemand angehalten und versucht einzugreifen. Ein*e Zeug*in äusserte dafür in den Edingburgh Evening News Verständnis, weil er/sie bei einem früheren Vorfall selbst attackiert worden sei, als er/sie versuchte zu intervenieren.

Was diese Zeug*in schockierte, waren die vielen Menschen, die danebenstanden und selbst lachten, über das was passierte. Etliche fingen an, Fotos und Videos zu machen mit ihren Handys, statt unmittelbar zu helfen. Das entsprechende Bildmaterial tauchte umgehend online auf.


Laut Auskunft der Polizei handelt es sich bei den Opfern um ein Ehepaar von 30 und 33 Jahren, das «nicht ernsthaft verletzt» wurde. Trotzdem wurden beide ins Krankenhaus gebracht für eine Untersuchung. Die weiteren Ermittlungen laufen, heisst es.

Schwere Nachwirkungen
«Wir wissen, dass Hassverbrechen schwere Nachwirkungen bei denen hinterlassen, die angegriffen wurden. Ein Angriff auf Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Geschlechtsidentität, ethnischen Zugehörigkeit oder wegen ihres Glaubens ist nicht nur abscheulich, sondern wird auch nicht toleriert», sagt der schottische Polizeiermittler Mark McGraw.

We are appealing for witnesses following an assault and robbery in Leith Street, Edinburgh, on Friday. The incident is being treated as a hate crime.

Read more from DI Mark McGraw here: https://t.co/Qoqp4e7YL2 pic.twitter.com/lIADqMCPjl

— EdinburghPolice (@EdinburghPolice) August 2, 2021

Die Polizei von Edinburgh bittet Zeug*innen, sich zu melden, falls sie mehr Informationen zum Vorfall haben sollten. Das Nachrichtenportal LGBTQ Nations weist darauf hin, dass der Angriff Teil einer ganzen Reihe von Attacken in der Stadt in der vergangenen Woche sei: zuvor sei ein Priester vor der Kathedrale der Heiligen Jungfrau Maria am 26. Juli angegriffen worden und am 29. Juli sei eine Frau sexuell belästigt worden in einer nahegelegenen Strasse.

In Zürich werden homophobe Hassverbrechen seit Anfang 2021 statistisch erfasst und Mitarbeiter*innen der Polizei für entsprechende Delikte besonders sensiblilisiert (MANNSCHAFT berichtete).


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