Schwuler DRK-Sanitäter soll nach Guinea abgeschoben werden
In seinem Heimatland in Westafrika drohen ihm Gefängnis und Tod
Faya Michel Koniono ist Rettungssanitäter und bei der freiwilligen Feuerwehr. Trotzdem soll er nach Guinea abgeschoben werden – das könnte fatale Folgen für ihn haben.
Ende Januar 2018 kam Faya Michel Koniono aus Guinea nach Deutschland und beantragte gleich darauf Asyl. Er wurde von einem Flüchtlingsheim ins andere verschoben, bevor er in Gustavsburg landete. Dort lebt er in prekären Verhältnissen mit ständig wechselnden Zimmergenossen.
Das sei auch der Grund, weshalb er den Ablehnungsentscheid nicht erhalten habe, erzählt der Mann aus Guinea gegenüber der Frankfurter Neuen Presse (FNP). Dadurch habe er die Einspruchsfristen nicht einhalten können.
Doch Koniono macht das Beste aus seiner Situation. Der 33-Jährige engagiert sich ehrenamtlich in der Feuerwehr und beim Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Der Vorsitzende der DRK-Ortsgruppe, Hans Reinheimer, würde ihm gerne die Ausbildung zum Rettungssanitäter ermöglichen. Doch Konionos Aufenthaltsstatus erlaubt das nicht, er gilt rechtlich nur als geduldet.
Für queere Flüchtlinge aus Afrika ist es besonders schwierig, ihre Identität glaubhaft zu machen, deshalb werden ihre Asylanträge oft abgelehnt (MANNSCHAFT berichtete). Eine Tätigkeit in einem essentiellen Beruf reicht nicht aus, um bleiben zu dürfen. Das erlebte auch eine bisexuelle Pflegerin in Irland, trotz Corona-Pandemie (MANNSCHAFT berichtete).
«Ich habe panische Angst, jederzeit abgeschoben zu werden. Das könnte für mich den Tod bedeuten», schildert Faya Michel Koniono der FNP zögerlich. «Ich bin homosexuell, und in meinem Herkunftsland, das zu 90 Prozent muslimisch und sehr traditionell ist, bedeutet dies Verfolgung, Misshandlung, Gefängnis und potenziell den Verlust meines Lebens.»
Nach seiner Ausbildung an einer privaten Universität in Guinea habe er begonnen für die Rechte von Homosexuellen zu kämpfen. Doch das Engagement und seine Liebe zu einem Mann aus der Elfenbeinküste habe ihm Probleme eingebracht.
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Unter den Augen der Polizei seien sie eines Abends brutal zusammengeschlagen worden. «Die Polizei hat die Angreifer noch angestachelt und gesagt, wir würden mit unserem Verhalten die Homosexualität in Guinea fördern.» Seine Familie habe ihn verstossen, nur noch seine Tante habe ihm beigestanden, berichtet Koniono weiter.
«Als ich im Senegal war, hat mir meine Tante per E-Mail eine polizeiliche Fahndungsmeldung über mich geschickt. Sie wollten mich ins Gefängnis werfen, wenn ich nach Guinea zurückkehre.» Deshalb kam Faya Michel Koniono nach Deutschland, wo ihm nun die Abschiebung droht. In seinem Heimatland habe er niemanden mehr, seine Tante sei inzwischen am Coronavirus verstorben.
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