«Schwänze lutschen»: Apache 207 überholt «Last Christmas»
Der deutsche Rapper mischt die Weihnachtscharts auf mit Textzeilen über «kleine P*sser», die «Schwänze lutschen»
Viele Jahre war «Last Christmas» der am längsten in den deutschen Single-Charts platzierte Hit. Nun zog ein deutschsprachiges Lied von 2019 an dem jährlich wiederkehrenden Weihnachtspopsong vorbei.
Von Gregor Tholl, dpa
Der längstplatzierte Charthit in Deutschland ist jetzt mit 162 Wochen der Song «Roller» des Ludwigshafener Rappers Apache 207 (MANNSCHAFT berichtete). Das im August 2019 veröffentlichte Lied hat um eine Woche den Weihnachtshit «Last Christmas» von Wham! aus dem Jahr 1984 überholt, wie GfK Entertainment als Ermittler der Offiziellen Deutschen Charts in Baden-Baden mitteilte.
Seit dreieinhalb Jahren mischt «Roller» – mit Unterbrechungen – die Top 100 auf. Eine wiederkehrende Textstelle im Refrain lautet: «Apache bleibt gleich.»
Wie lang der Rekord hält, zeigt sich Ende des Jahres, wenn sich – wie alle Jahre – George Michaels «Last Christmas»-Gesang wieder platzieren dürfte und «Roller» womöglich in den ewigen Chartgründen versunken ist.
Der heute 25-jährige Apache 207, der eigentlich Volkan Yaman heisst, versteht es, Eurodance und Strassenrap zu kombinieren Er wurde 1997 in Mannheim geboren und wuchs in Ludwigshafen am Rhein auf.
Zwischen R’n’B, Pop und Disco Apache 207 passt in keine Schublade, bewegt sich erfolgreich zwischen R’n’B, Pop und Disco. Mit langen schwarzen Haaren und oft Sonnenbrille passt der zwei Meter grosse Künstler auch optisch in kein Raster.
Der Deutschen Presse-Agentur sagte er Ende des vergangenen Jahres: «Ich habe mir nie ein Kostüm angezogen, das ist einfach meine eigene Kleidung, das ist so wie ich bin.»
Von den 162 Wochen in den Charts war «Roller» nur eine einzige Woche Anfang September 2019 auf dem ersten Platz. Derzeit steht der Song auf Rang 41, in der Woche davor war es Platz 45.
Apache 207 hat derzeit einen anderen Nummer-eins-Hit. Mit «Komet» steht er, zusammen mit Udo Lindenberg (76), seit sechs Wochen auf der Spitzenposition der Single-Charts. Im Videoclip rauchen die beiden Stars Zigarre auf einem Balkon vom Hotel Atlantic in Hamburg.
Im Rekord-Song «Roller» trägt das lyrische Ich Gucci-Sandalen «aus Trotz, Trotz»: «Trotzdem machen sie mir nach, kann’s nicht glauben.» Dann spricht das lyrische Ich über seine «Wespe», womit die Moped-Marke Vespa gemeint ist.
«Let’s go, Barbie» Doch ist das Lied keine reine Liebeserklärung an Motorroller. Es gibt auch die für Rap übliche saloppe Sprache über Frauen, Schwule und Gewalt. Davon zeugen Zeilen wie «Bitch like Barbie, Hood-Safari; Steig‘ auf die Speedfight, scheiss auf Kawasaki, let’s go, Barbie».
Im Vergleich dazu ist jedenfalls der Wham!-Weihnachtshit «Last Christmas» eine harmlose Nummer. Jedes Jahr pünktlich zum Advent stürmt sie – wie «All I Want For Christmas Is You» von Mariah Carey – die Charts. 2023 wird das nostalgische Lied schon 39 Jahre alt (MANNSCHAFT berichtete).
Der kitschige Synthesizer-Popsong feierte 1984 den Einstieg in die Hitliste pünktlich am 24. Dezember (Platz 54). Im Januar 1985 kletterte der Song bis auf Position sieben. Dann schaffte es «Last Christmas» elf Jahre lang nicht mehr in die Top 100.
Seit 1997 schauen George Michael und Andrew Ridgeley regelmässig im Dezember und Januar vorbei. Erstmals auf der Eins war der Ohrwurm übrigens erst an Heiligabend 2021, dann nochmal an Silvester desselben Jahres. Ein drittes Mal auf Platz eins war der Song dann vor gut neun Wochen, also Ende 2022.
Auf ebenfalls 161 Wochen in den Charts bringt es jetzt auch «Another Love» von Tom Odell. Das Liebeslied des 32 Jahre alten britischen Singer-Songwriters hat bereits zehn Jahre auf dem Buckel, erreichte erstmals Anfang März 2013 die deutschen Charts.
In den vergangenen beiden Jahren wurde es zum Beispiel durch Tiktok wieder populär. Es entwickelte sich zum Solidaritätslied für die Ukraine und den Iran. Aktuell rangiert «Another Love» an 17. Stelle.
Bei Netflix ist der Weihnachtsfilm «Single All the Way» mit schwulem Hauptpaar zu sehen, gespielt von Michael Urie und Philemon Chambers (MANNSCHAFT berichtete).
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