Gewalt gegen LGBTIQ in Tschetschenien – Rettung angelaufen
40 Schwule und Lesben sollen verfolgt und brutal gefoltert worden sein, von zwei Morden ist die Rede
In Tschetschenien sollen in einer erneuten Welle von Hass mindestens 40 Schwule und Lesben verfolgt und gefoltert, zwei sogar ermordet worden sein. Das russische LGBT Network hilft ersten Opfern, das Land zu verlassen. Dazu braucht es Geld.
Die neue Welle von Verhaftungen soll schon Anfang Dezember 2018 begonnen haben und sei schlimmer, als er befürchtet hätte, teilte Igor Koschetkow vom russischen LGBT Network mit. Man wisse jetzt, dass es mehrere Orte gibt, an denen Menschen, die verdächtigt werden, homosexuell zu sein, festgehalten werden. Neben einem Polizeigebäude in Argun im Norden des Landes, wo die Verfolgungen und Misshandlungen 2017 stattgefunden haben, betreffe das nun auch ein Polizeirevier in der Hauptstadt Grosny. Das beweise einmal mehr, dass alle Verhaftungen, Folterungen und Morde von den Strafverfolgungsbehörden begangen würden.
Das Entsetzen über die erneute Gewalt gegen LGBTIQ ist international gross. In Berlin ist am Sonntag ein Trauermarsch geplant. Vor dem russischen Konsulat in New York fand bereits am Dienstag eine Protestkundgebung statt.
Opfer bestätigten laut dem LGBT Network, nicht nur Männer, sondern auch Frauen seien auf brutale Art und Weise gefoltert worden. «Die Gefangenen werden mit einem Elektroschock-Stock geschlagen und vergewaltigt. Alle Männer werden kahl rasiert, man zwingt sie, Frauenkleider zu tragen und einander mit Frauennamen anzusprechen.»
Ein aus der Region geflüchtetes Opfer habe dem LGBT Network zudem berichtet, die Inhaftierten hätten nichts zu essen bekommen. Zu trinken gab es schmutziges Putzwasser. Sauberes Wasser gebe es nur zum Gebet.
Die EU warf den Behörden in der russischen Republik Tschetschenien die Misshandlung und mögliche Ermordung von Angehörigen sexueller Minderheiten vor. Der Auswärtige Dienst der EU erklärte am Freitag in Brüssel: «Die russischen Behörden haben die Pflicht, all ihre Bürger zu schützen». Man erwarte nun zügige, vollständige und transparente Untersuchungen der mutmasslichen Verbrechen in Tschetschenien. Die Verantwortlichen seien zur Rechenschaft zu ziehen. Einem OSZE-Bericht zufolge, der nach der ersten Verfolgungswelle vor gut eineinhalb Jahren erstellt wurde, ist kein einziger Behördenvertreter vor ein Gericht gestellt worden.
Ein Sprecher des kanadischen Aussenministeriums nannte das brutale Vorgehen gegen LGBTIQ «abscheulich». Über konkrete Hilfsmassnahmen wurde noch nichts bekannt. Im Sommer 2017 hatte Kanada über 50 Flüchtlinge aus Tschetschenien aufgenommen.
Unterdessen bittet das LGBT Network zusammen mit der Kampagnen-Plattform All out um Spenden. Die Kosten, um einen Flüchtling sicher unterzubringen und ihn mit Reise-Dokumenten zu versorgen, betrügen insgesamt rund 4.000 Euro.
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