Queeres Kulturzentrum schon 2022 in Wien?
Einen konkreten Standort gibt es noch nicht
Ein neues Prestigeprojekt soll demnächst in Wien entstehen: «Wir sind in einem sehr guten Austausch mit dem QWien und der Community», sagt Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler im Gespräch über die Idee eines queeren Museums in Wien mit MANNSCHAFT.
Bereits Ende 1985 hat der Verein der Freundinnen und Freunde des Schwulen Museums in Berlin e.V. das Schwule Museum in Berlin gegründet. Dieser Verein beschäftigt sich in Ausstellungen, Veranstaltungen und Archivarbeit mit lesbischen, schwulen, transsexuellen, bisexuellen und queeren Lebensgeschichten, Themen und Konzepten in Geschichte, Kunst und Kultur, so ist es auf der Webseite des Vereins unter: www.schwulesmuseum.de zu lesen. Des weiteren verstehen sie unter dem Begriff queer eine kritische Praxis, die nicht nur heterosexuelle Dominanz und zweigeschlechtliche Geschlechterordnung bekämpft, sondern alle Formen von Diskriminierung und Ausgrenzung.
Infolge stellt sich nun die Frage, ob fast vierzig Jahre später so ein queeres Museum in Berlin als Vorzeigebeispiel für ein erstes queeres Museum in Wien entstehen könnte. Allerdings gibt die Kulturstadträtin zu bedenken, sie sei an keinem sogenannten Single-Issue-Museum im klassischen Sinn interessiert. Denn das Konzept eines solchen Museums, wie zum Beispiel queere oder Frauenmuseen in den 1980er und 1990er Jahren, die damals gesellschaftlich notwendig waren, sei gegenwärtig zu einengend und nicht mehr zeitgemäss, sagt Kaup-Hasler. Vielmehr müsse es für sie ein interdisziplinäres, zeitgenössisches, vitales queeres Zentrum sein, also ein lebendiger hybrider und sozialer Ort. Neue Kulturprojekte mit queeren Inhalten in Wien zu fördern, erachte die Kulturstadträtin als wichtig.
Qwien ist das Zentrum für queere Zeitgeschichte in Wien, das sich anlässlich des zehnjährigen Bestehens in ein Zentrum für queere Geschichte umbenannte, was auf deren Webseite unter auch zu lesen ist.
Queeres Zentrum statt klassisches Museum Mit Qwien gäbe es für die Wiener Kulturstadträtin auch eine Institution, die sich in Richtung eines interdisziplinären Raums entwickeln könne. Dabei soll es mehr Raum für ein europaweites queeres Archiv, mit ausreichend Platz für zahlreiche queere Veranstaltungen wie Filmabende und Ausstellungen, geben. «Also ein queeres Zentrum, das modern und zeitgenössisch, einfach lebendig, sein kann, statt ein klassisches Museum», sagt Kaup-Hasler. Queere Themen werden mittlerweile von unterschiedlichsten kulturellen Akteur*innen aufgegriffen und thematisiert, so zum Beispiel in der neuen Dauerausstellung des Wien Museums, die gerade konzipiert wird.
Infolge dessen unterstütze die Kulturstadträtin der Stadt Wien auch Initiativen, um einen neuen, grösseren, zentralen Standort in Wien zu suchen und zu finden. Bereits in den vergangenen Jahren habe sie dafür die geförderten Finanzmittel für QWien von 120.000 auf 200.000 Euro erhöht. Einen konkreten Standort von Seiten der Stadt Wien kann sie leider nicht anbieten, dafür habe sie die beiden Projektleiter von QWien gebeten, diesen selbst in Zusammenarbeit mit der Community zu finden. Sie habe allerdings angeboten, bei allen Themen hilfreich zur Seite zu stehen.
Nur leicht wird es nicht, ein passendes Immobilienobjekt, egal ob neu oder bereits bestehend, mit entsprechendem Wohlfühlcharakter, ausreichender Raumgrösse und leistbarer Miete zu finden. Dieses geplante interdisziplinäre queere Zentrum solle sich auch in keiner Lagerhalle am Stadtrand ansiedeln, sondern zentral gut sichtbar und leicht zu finden sein. Schliesslich seien die queeren Themen der Wiener Kulturstadträtin wichtig. Sie sei froh, dass in der Stadt Wien diesbezüglich schon viel passiert ist, was sich auch bei den vielen Einreichungen der laufenden Förderanträge bemerkbar mache.
Es soll sich dabei nicht nur um ein sekundäres Projekt, sondern um ein queeres interdisziplinäres Kulturzentrum als Prestigeprojekt in unserer Gesellschaft handeln, sagt Kaup-Hasler. Offen und guter Dinge für das queere Projekt in der Regenbogenhauptstadt Wien freut sich die Wiener Kulturstadträtin Kaup-Hasler auf den neuen Standort, der hoffentlich schon im nächsten Jahr 2022 von der Community gefunden und realisiert werden kann.
Derzeit läuft auch die erneute Suche nach einem «Denkmal für Männer und Frauen, die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit wurden», das im Wiener Resselpark realisiert werden soll (MANNSCHAFT berichtete).
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