Queere Lyrik – jetzt erst recht!
Die Anthologie sei auch als Startschuss gedacht
Der Lyrikband «So gerade / nicht» zeichnet ein Bild von zeitgenössischer, deutscher und vor allem queerer Lyrik. Die Texte behandeln ganz unterschiedliche Themen, die einzig in punkto Queerness einen gemeinsamen Nenner haben.
Während die Antike und die Renaissance nur so von homoerotischen Gedichten triefte, hat sich Lyrik im allgemeinen und gerade auch queere Lyrik zum Randphänomen gewandelt. Der Gedichtband «So gerade / nicht» gibt diesem Schicksal Gegensteuer.
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Gedichtbände mit ausschliesslich schwuler Lyrik auf deutsch seien nur noch antiquarisch zu finden, lesbische Lyrik noch viel schwieriger. 2019 führte diese Lücke zur Gründung von QueerL, einem Netzwerk queerer Lyriker*innen. Ziel des Netzwerks ist es, die Wahrnehmung queerer Lyrik im deutschsprachigen Raum zu fördern.
Die Sammlung «So gerade / nicht» zeigt die grosse Vielfalt von Lyrik aber auch von Vorstellungen über Queerness. Es sind spielerische und sehnsuchtsvolle, experimentelle und abgefahrene Gedichte, die mindestens so bunt wie queer sind.
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Die Themen reichen damit vom typischen Liebesgedicht, über die Infragestellung fester Identitätsvorstellungen bis hin zum Umgang mit Dating-Apps. Die Autor*innen sprechen über Aktivismus, das Spiel mit Geschlechterrollen oder von sagenumwobenen Gestalten aus der Antike. Ein «Queerschnitt» der LGBTIQ-Community eben, lyrisch festgehalten.
Auch der Herausgeber Stefan Hölscher steuerte einige Gedichte bei. Der Heidelberger Psychologe, Philosophie und Sachbuchautor ist zugleich auch Initiator des QueerL. Gerne hätte er mehr als die jetzt 15 Lyriker*innen im 120 Seiten starken Band gehabt. Aber eben – Lyrik und gerade queere Lyrik ist nicht das, was die Massen anzieht.
Im Vorwort sagt er: «Vor allem aber hoffe ich sehr, dass diese Anthologie sich im Nachhinein nicht als eine statische Bilanz queerer lyrischer Textvorkommen aus den Jahren vor 2020, sondern als Startschuss für viele neue, starke, queere, lyrische Impulse erweisen wird: So gerade / nicht – und jetzt erst recht!»
«So gerade / nicht» ist 2020 im Geest-Verlag erschienen. Erhältlich ist der Gedichtband bei gut sortierten Buchhandlungen. Diese haben mit der Coronakrise einen noch schwereren Stand als sowieso (MANNSCHAFT berichtete). In der Schweiz kann man beispielsweise Queerbooks, in Berlin die Buchhandlung Prinz Eisenherz oder in Wien den Erlkönig unterstützen.
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