Österreich senkt Hürden für Blutspenden von Schwulen

Auch die ÖVP hat zugestimmt

Symbolbild: AdobeStock
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Österreich senkt die Hürden für Blutspenden von Homosexuellen. Für diese Gruppe gelte wie für alle anderen Männer und Frauen künftig eine sogenannte Drei-mal-drei-Regel, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Freitag in Wien.

Wer innerhalb der letzten drei Monate mit drei verschiedenen Partnern Sex gehabt habe, werde für drei Monate von der Blutspende ausgenommen – egal ob Mann, Frau, Hetero, Homo oder trans. «Wir beseitigen damit eine völlig aus der Zeit gefallene Ungleichbehandlung», so der Minister. Auch die konservative ÖVP habe als Regierungspartner der neuen Verordnung zugestimmt.

Ich finde es ausgesprochen gut, dass zukünftig individuelles Risikoverhalten zählt.

Homo- und bisexuelle Männer durften bisher nur dann in Österreich Blut spenden, wenn sie ein Jahr lang keinen Sex hatten. Trans und nicht-binäre Menschen waren komplett von der Blutspende ausgeschlossen. «Ich finde es ausgesprochen gut, dass zukünftig individuelles Risikoverhalten zählt und nicht mehr ganze Bevölkerungsgruppen pauschal diskriminiert werden», sagte Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP). Die Regelung soll laut Rauch ab Herbst gelten und soll nach zwei Jahren von Experten evaluiert werden.

«Der jahrelange Druck der Community für eine diskriminierungsfreie Blutspende hat gewirkt, wenn wir der medialen Berichterstattung folgen dürfen. Gerade diese Woche haben wir wieder massiv im Rahmen des IDAHOBIT – des Internationalen Tags gegen Homo-, Bi-, Trans- und Interphobie – Druck gemacht, dass wir endlich zu einer Regelung kommen, die Männer, die Sex mit Männern haben, und transgender Personen nicht ausschliesst», sagte Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien.

Andrea Brunner, Geschäftsführerin der AIDS-Hilfe Wien ergänzt: «Wir machen gemeinsam mit vielen anderen Organisationen schon lange und sehr deutlich darauf aufmerksam, dass bei der Blutspende auf ein individuelles Risikoverhalten der Spender*innen abgestellt werden muss und nicht darauf, dass wie bisher Gruppen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität ausgeschlossen werden. Wenn das jetzt mit der Verordnung gelingt, ist das ein wichtiger Schritt.»

Da der Verordnungstext aber noch nicht öffentlich vorliege, könne nur gehofft werden, dass dieser ein explizites Diskriminierungsverbot beinhalte. Denn nur so sei sichergestellt, dass die interne – durch keinen medizinischen Beleg begründete – Praxis des Roten Kreuzes trans Menschen auszuschliessen, künftig unterbunden sei, so Otte und Brunner.

In Deutschland dürfen laut Hämotherapierichtlinie schwule und bisexuelle Männer Blut spenden, wenn sie in einer dauerhaften monogamen Beziehung leben. Sexuelle Kontakte zwischen Männern ausserhalb solcher Beziehungen führen seit Herbst 2021 laut Deutscher AIDS-Hilfe zu einem Ausschluss für vier Monate (MANNSCHAFT berichtete). Beim Sex zwischen Männern und Frauen führen nur «häufig wechselnde Partner/Partnerinnen» zum Ausschluss. Die Ampel-Koalition will das Problem der Diskriminierung laut Koalitionsvertrag durch eine weitere Neuregelung angehen.

Was geschieht, wenn jemand Falschangaben bei der Blutspende macht, erklärte das Team von Dr. Gay in Bezug auf die Schweiz so: Solche Abgaben hätten keine strafrechtlichen Konsequenzen, da wohl keine Schädigungsabsicht bestehe. Doch das ist nicht überall so (MANNSCHAFT berichtete).

Auch Kanada verkündete unlängst neue MSM-Blutspenderegeln: Premierminister Justin Trudeau stellte die neuen Richtlinien selber vor (MANNSCHAFT berichtete).

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