Nach Beschluss gegen Eheöffnung – Kirchenmusiker tritt aus
Andreas Koch ist seit seiner Jugend in der Kirche aktiv, spielte auf Beerdigungen, half bei Seniorenfeiern mit. Damit ist jetzt Schluss
Weil sein Kirchenkreis gleichgestellte Trauungen für schwule und lesbische Paare ablehnt, will Andreas Koch aus der Kirche austreten: Er hat sich dort seit seiner Jugend engagiert; nun wendet er sich enttäuscht ab.
Ende Juni sprach sich die Sommersynode des Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg dagegen aus, homosexuelle Paare in der westfälischen Landeskirche zu trauen. Sie folgte mit 43 gegen 34 Stimmen bei 9 Enthaltungen einer entsprechenden Empfehlung des Theologischen Ausschusses des Kirchenkreises. Begründung der Synode: Ehe würden nach biblischem Verständnis zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen.
Andreas Koch ist enttäuscht. Seit seiner Jugend ist der Mann aus der Stadt Kierspe in der Kirche, nun will er austreten, wie er dem Portal come-on.de erzählte. «Die Gesellschaft hat sich gegen die Diskriminierung Schwuler entschieden und die gleichgeschlechtliche Ehe ermöglicht, aber die Kirche diskriminiert Schwule weiterhin», so Koch. Seine Entscheidung steht fest: Er will aus der Kirche austreten, da er mit der Kirchensteuer nicht auch noch jene unterstützen will, die diese Entscheidung getroffen haben.
Koch ist seit seiner Jugend in der Kirche aktiv. So begleitete er mit Gitarrenschülern kirchliche Veranstaltungen, spielte auf Beerdigungen, half bei Seniorenfeiern mit. «Wenn die Kirche mein schwules Leben als nicht richtig ansieht, warum hat es mir Gott dann gegeben?», fragt er.
Vor acht Jahre traten Koch und sein damaliger Partner vor den Altar einer Kirche, um ihre Beziehung im Rahmen einer sogenannten Segnungsandacht vor Gott und den Menschen zu bekräftigen. Dafür waren zwar zwei Sitzungen des Presbyteriums nötig, aber am Ende war es möglich.
So ganz will er der Kirche nicht den Rücken kehren. Koch möchte weiter ab und zu in der Kirche St. Josef, die von der Evangelischen Gemeinde ausgerichtet wird, mitwirken; auch sein Engagement für die Orgel in der Erlöserkirche in Lüdenscheid will er nicht einstellen. Das tue er aber ausdrücklich nur für seine Freunde dort, nicht für Kirche.
Evangelische Landeskirche in Oldenburg stellt Homopaare gleich
In den letzten Jahren haben die Landeskirchen u. a. im Rheinland, in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und in Baden gezeigt, dass die Akzeptanz vielfältiger Lebensweisen in der Kirche möglich ist. Auch die Evangelisch-reformierte Kirche in Leer öffnete sich Ende 2017 für schwule und lesbische Paare. Mit der Gleichstellung der Traugottesdienste haben diese Landeskirchen Ja gesagt, zu einer modernen und offenen Kirche. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau segnet gleichgeschlechtliche Paare schon seit 2002, kirchenrechtliche Beurkundungen gibt es immerhin schon seit August 2013.
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