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Muslimischer Hass auf Homosexuelle: Wir müssen handeln!

Bei den jüngsten terroristischen Angriffen handelt es sich um die Spitze eines Eisbergs, warnt Yannick Shetty

Oslo
Oslo: Gedenken am Tatort (Foto: Martin Solhaug Standal/NTB/dpa)

Eine Woche ist es her: In Oslo erschiesst ein islamistischer Terrorist zwei Menschen und verletzt über 20 Menschen (MANNSCHAFT berichtete). Der NEOS-Sprecher für Integration und LGBTI, Yannick Shetty, fordert in einem Gastbeitrag* Konsequenzen und eine «ehrliche Debatte».

In der Community-Metropole Berlin explodiert die Zahl homophober Gewaltverbrechen. Besonders häufig werden junge muslimische Männer als Täter identifiziert. Vorgeblich progressive Politiker*innen schauen verantwortungslos weg. Wir brauchen endlich eine ehrliche Debatte!

Schüsse, schreiende Verletzte, hunderte Menschen verstecken sich stundenlang in Kellern – so beschrieben Augenzeugen den Terroranschlag, der die norwegische Hauptstadt am Vorabend der Pride in Angst und Schrecken versetzte. Das Ziel des Täters war ein schwuler Nachtclub mitten in Oslo. Der Islamist war den Behörden bereits vor dem Anschlag als Gefährder bekannt.

Bereits zwei Jahre zuvor wird in Dresden ein schwules Paar Opfer eines brutalen Messerangriffs. Ein Opfer stirbt, sein Partner überlebt mit schweren Verletzungen (MANNSCHAFT berichtete). In den deutschen Medien wird über die Tat als «Touristenmord» berichtet. Der Täter: Ein junger Moslem, vom Verfassungsschutz als islamistischer Gefährder eingestuft. Nur wenige benennen öffentlich sein Motiv: Religiös motivierter Hass gegen Homosexuelle.


Bei diesen terroristischen Angriffen handelt es sich um die Spitze eines Eisbergs: Unter dem Aufmerksamkeitsradar der Öffentlichkeit findet in vielen europäischen Zuwanderungsgesellschaften eine besorgniserregende Entwicklung statt, die von vorgeblich progressiven Politiker:innen totgeschwiegen wird – Ambiguitätstoleranz ist leider keine ausgeprägte Fähigkeit. Eine Studie des Integrationsexperten Kenan Güngör mit SORA zeigt, dass illiberale und LGBTI-feindliche Haltungen unter jungen Muslimen überdurchschnittlich stark ausgeprägt sind. Der Aussage «Homosexualität
ist nie okay» stimmen 15% der Österreicher*innen ohne Migrationshintergrund zu. Unter jungen Menschen mit afghanischen, syrischen und tschetschenischen Wurzeln (oftmals junge Männer in zweiter oder dritter Zuwanderergeneration) ist die Zustimmung zu dieser Totalabwertung erschreckend hoch: 51%, 50% bzw. 41% der Befragten stimmen zu.


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Natürlich existieren in Österreich auch andere homophobe Kräfte. Es handelt sich dabei jedoch um politisch-institutionellen und nicht gesellschaftlich getragenen Einfluss. So haben erzkonservative Einzelpersonen aus dem klerikal-reaktionären Milieu (und der neuen Rechten) ein einflussreiches Netzwerk in Legislative und Exekutive gesponnen, um Fortschritt zu blockieren. Sie handeln aber entgegen der grossen Mehrheit der Bevölkerung.


Um Missverständnissen vorzubeugen: Nach der herrschenden Auffassung finden sich im Koran keine Verbote gleichgeschlechtlicher Handlungen, vielmehr waren schwule Beziehungen im vorkolonialen Zeitalter in islamischen Gesellschaften keine Seltenheit (MANNSCHAFT+). Erst durch die Strafgesetzgebung westlicher Imperialmächte wurde europäische Homophobie in die Rechtssysteme islamisch geprägter Gesellschaften exportiert. Während es in vielen westlichen Staaten ab den 70er Jahren schrittweise zur Liberalisierung kam, wurde in Staaten wie dem Iran und Saudi-Arabien Hass gegen Schwule zu einem charakteristischen Merkmal.

Zurück nach Österreich: Wenn wir verhindern wollen, dass sich die Situation in Wien ähnlich entwickelt wie in Berlin oder Paris, müssen die Verantwortlichen handeln. Dazu gehört, dass bereits in Schulen Sensibilisierungsarbeit mit Role Models aus der Communtiy geleistet, gezielte Sozialarbeit mit jungen muslimischen Männern ausgebaut und in den Werte- und Orientierungskursen des Integrationsfonds Akzeptanz gegenüber LGBTI-Personen integraler Bestandteil des Curriculum wird. Neben solchen Massnahmen ist ein innermuslimischer, selbstkritischer und reflektierter Dialog – er wird bisher schmerzlich vermisst – Voraussetzung für eine nachhaltige Trendumkehr. ÖVP und Grüne haben indes angekündigt, einen «Round Table gegen Hate Crime» abzuhalten. Was man sich davon erwarten darf? Leider nicht viel

*Dieser Gastbeitrag ist zunächst im Standard erschienen.


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