«Mr. Loverman»: Mitt-Siebziger will endlich zu schwuler Liebe stehen
Roman übers Doppelleben eines karibischen Auswanderers
Bernardine Evaristo zählt zu den wichtigsten Stimmen der britischen Gegenwartsliteratur. Für ihren Bestseller-Roman «Mädchen, Frau etc.» übers Leben mehrerer in Grossbritannien lebender schwarzer Frauen erhielt sie den Booker Prize.
Nun ist ihr LGBTIQ-Roman «Mr. Loverman» auf Deutsch erschienen. Es ist wieder eine scharfsinnige Gesellschaftsanalyse, vereint mit einem spannenden Erzählfluss.
Die 63-jährige Autorin und Professorin für Kreatives Schreiben in London hat einen ganz eigenen Erzählton entwickelt. Sie verwendet wenige Satzzeichen und passt sich jeweils dem Slang ihrer Figuren an. So entsteht das Gefühl, ganz nah am Empfinden der Charaktere zu sein.
In «Mr. Loverman» steht der Mitt-Siebziger Barry im Fokus, ein karibischer Auswanderer, der vor Jahrzehnten mit seiner Frau nach London gezogen ist. Nach aussen hin führt er ein beschauliches Leben, im Ruhestand ohne finanzielle Sorgen mit zwei erwachsenen Kindern.
Doch heimlich führt er ein Doppelleben. Seit langem liebt er seinen Freund Morris, der wie er als junger Mann von Antigua nach England ausgewandert ist – und Morris liebt ihn.
Barry will sich nun endlich offen zu ihm bekennen. Doch ist das tatsächlich möglich?
Umfeld steht LGBTIQ-Lebensformen feindlich gegenüber Nicht nur Barrys Ehefrau und deren Freundinnen stehen allen nicht-heterosexuellen Lebensformen feindlich gegenüber. Erst 2022 etwa wurde in Antigua ein Gesetz, das Sex unter gleichgeschlechtlichen Partnern kriminalisiert, für verfassungswidrig erklärt (MANNSCHAFT berichtete). «Mr. Loverman» erschien im englischen Original bereits im Jahr 2013.
Die Erzählerin schreibt voller Witz und Empathie über das komplizierte Familien- und Liebes-Geflecht. Evaristos Figuren sind vielschichtig, und die Geschichte gibt Einblick in spannende Lebens- und Denkformen.
Warum Klett-Cotta das Buch erst jetzt – also zehn Jahre nach der Originalveröffentlichung – auf den deutschsprachigen Markt bringt, erfährt man auf der Homepage des Verlages nicht. Die anderen, teils neueren Bücher Evaristos hat Klett-Cotta durchaus schon veröffentlicht in Übersetzung.
Ist das Thema jetzt erst «reif» für deutschsprachige Leser*innen?
Der Oberste Gerichtshof der Ostkaribik erklärte 2022 Homosexualität betreffende Gesetze aus der Kolonialzeit für «null und nichtig» (MANNSCHAFT berichtete).
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