Mit 85 auf Demos und zu Drehs – Jane Fonda macht trotz Krebs weiter
Statt einer grossen Party feiert sie ihren Geburtstag auf einer Spendengala
Mit 85 Jahren geht Jane Fonda noch als Aktivistin auf die Strasse und als Schauspielerin vor die Kamera. Von einer Krebserkrankung will sie sich nicht bremsen lassen. Statt Geburtstagsparty gibt es eine Spendengala.
Von Barbara Munker, dpa
Jane Fonda hat ihren 85. Geburtstag vorgefeiert und dabei auf eine grosse Party mit Promi-Gästen verzichtet. «Am 21. Dezember werde ich 85 Jahre alt, aber ich feiere meinen Geburtstag am 10. November in Atlanta mit einer Spendenaktion», teilte die Hollywood-Ikone schon Ende Oktober ihren zwei Millionen Instagram-Followern mit. Fondas Management bestätigte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage, dass für den eigentlichen Geburtstag kein Event geplant sei.
Schon ihren 80. Geburtstag hatte Fonda ganz ihrem langjährigen Herzensprojekt gewidmet. Die Einkünfte der Spenden-Gala fliessen in ihre Hilfsorganisation GCAPP, mit der die Schauspielerin und Aktivistin im US-Staat Georgia Heranwachsende unterstützt, etwa mit Programmen zur Verhütung von Teenagerschwangerschaften.
Sie könne ihr Leben nicht verlängern, aber sie könne es «breiter und tiefer» machen, sagte Fonda im November der US-Zeitschrift People. «Ich hoffe, ich kann jungen Menschen ein Beispiel sein, so dass sie keine Angst davor haben, älter zu werden».
Fonda, die sich neben der Schauspielerei seit den 60er Jahren für Frieden, Feminismus und verstärkt für den Umweltschutz einsetzt, ist ganz die liberale Aktivistin geblieben. Mit knallrotem Mantel und rotem Hut trat sie Anfang Dezember bei einem «Fire Drill Fridays»-Protest in Washington kämpferisch vor die Menge. Seit 2019 ist Fonda bei den Demonstrationen gegen den Klimawandel dabei, mehrmals schon wurde sie festgenommen.
Von ihrer Krebserkrankung wollte sie sich nicht bremsen lassen, hatte sie im September erklärt, als sie die Öffentlichkeit per Instagrambotschaft wissen liess, dass bei ihr ein sogenanntes Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert worden war (MANNSCHAFT berichtete). Sie habe mit Chemotherapie begonnen und vertrage das recht gut, schrieb die zweifache Oscar-Preisträgerin in dem sozialen Netzwerk. Erkrankung und Behandlung würden ihren Einsatz für den Klimaschutz nicht bremsen, beteuerte sie. Dies sei ein sehr wichtiger Zeitpunkt in der Geschichte der Menschheit, um sich gemeinsam für Veränderungen und für die Zukunft einzusetzen.
Auch vor der Kamera mischt Fonda mit 85 Jahren noch mit. «Was soll ich dazu sagen? Lily Tomlin, Rita Moreno, Sally Field und ich haben gerne ein bisschen Spass!», schrieb sie Mitte Dezember auf Instagram zu einem Filmposter für die Roadtrip-Komödie «80 for Brady», die im Februar in die Kinos kommen soll. Der Film mit dem grauhaarigen Damen-Quartett (im Alter von 76 bis 91 Jahren) ist von einer wahren Geschichte inspiriert. Vier beste Freundinnen reisten 2017 zum Super Bowl, um den Star-Quarterback Tom Brady zu erleben. Der American-Football-Superstar spielt in dem Streifen natürlich mit.
Damit treffen die alten Freundinnen Fonda und Tomlin (83) wieder aufeinander, die seit 2015 über sieben Staffeln hinweg die Netflix-Comedy-Serie «Grace und Frankie» drehten. Darin spielen sie langjährige Ehefrauen, deren Männer sich unerwartet als schwul outen. Notgedrungen ziehen die Managerin und die Kunstlehrerin zusammen und meistern mit vereinten Kräften das neue Leben.
Fonda hat eine bewegte Vergangenheit. Sie war zwölf Jahre alt, als ihre Mutter sich das Leben nahm. Sie wuchs bei der Grossmutter im US-Staat Connecticut auf. Als Tochter des Bühnen- und Filmstars Henry Fonda und Schwester von Peter Fonda lag ihr die Schauspielerei im Blut. An dem berühmten New Yorker Actors Studio lernte sie ihr Handwerk.
New Yorker Theaterkritiker feierten sie 1960 als «beste Nachwuchsschauspielerin». In der romantischen Komödie «Tall Story» (1960) stand sie mit Anthony Perkins erstmals vor der Filmkamera. Dem französischen Regisseur Roger Vadim, der zuvor Brigitte Bardot entdeckt hatte, folgte sie wenig später nach Paris. Er gab ihr mehrere Rollen und machte sie durch den erotischen Science-Fiction-Streifen «Barbarella» zum weltberühmten Sexsymbol.
Zurück in Hollywood holte sich Fonda als Marathontänzerin in dem Drama «Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss» ihre erste Oscar-Nominierung. Den begehrten Preis gewann sie zweimal: 1971 für ihre Prostituiertenrolle in «Klute» und 1978 für das Vietnamkriegsdrama «Coming Home». Es folgten Filme wie «Das China-Syndrom» und das Familiendrama «Am Goldenen See» – der erste und einzige Film, in dem Fonda an der Seite ihres bereits todkranken Vaters auftrat.
Beim Filmfest in Venedig 2017 wurden Fonda und Robert Redford mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk gefeiert. Gleichzeitig stellten sie ihren neuen Liebesfilm «Unsere Seelen bei Nacht» vor, ihr vierter gemeinsamer Film nach «Ein Mann wird gejagt», «Barfuss im Park» und «Der elektrische Reiter».
Mit Aerobic-Videos, später auch mit Stretching und Yoga, baute Fonda in den 1980er Jahren ein Fitness-Imperium auf. Jahrzehnte später erhielt sie ein künstliches Kniegelenk und eine neue Hüfte. Im vorigen April sprach sie über das Älterwerden. «Ich bin mir sehr bewusst, dass ich dem Tod näher bin. Und das macht mir eigentlich nicht so viel aus», sagte sie in der Fernsehsendung «CBS Sunday Morning». «Die Tatsache ist, dass ich mit fast 85 noch lebe und arbeite. Wow! Wen kümmert es, wenn ich meine alten Gelenke nicht mehr habe? Und nicht mehr Ski fahren, Rad fahren oder joggen kann?» Man könne sich mit 60 richtig alt fühlen und mit 85 «richtig jung» (MANNSCHAFT berichtete).
Die Schauspielerin war dreimal verheiratet. Fonda bekam eine Tochter mit ihrem ersten Ehemann Roger Vadim. Mit dem Aktivisten und Politiker Tom Hayden hatte sie zudem einen leiblichen Sohn und eine Adoptivtochter. Fondas dritter Ehemann war der Medienunternehmer Ted Turner, von dem sie 2001 geschieden wurde.
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