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Merz erntet Shitstorm: «schwul» und «pädophil» gleichgesetzt?

Nicht der erste Fauxpas des einflussreichen CDU-Mannes

Friedrich Merz
Friedrich Merz (Foto: Twitter)

Friedrich Merz möchte Ende 2020 CDU-Chef werden. Und nächstes Jahr Kanzler. Für seine Antwort, ob er sich einen schwulen Regierungschef in Deutschland vorstellen könne, erntet er nun heftige Kritik: Er habe schwul und pädophil gleichgesetzt.

Für seine Antwort auf die Frage, ob er sich einen schwulen deutschen Kanzler vorstellen könne, erntet Friedrich Merz Kritik in den sozialen Netzwerken. Merz und Pädophilie trenden seither bei Twitter.

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Der CDU-Politiker hatte sich in einem Video-Interview mit der Bild-Zeitung geäussert. Darin stellte man ihm u. a. die Frage, ob er Vorbehalte gegen einen schwulen Bundeskanzler habe. Nein, so Merz zunächst.

Dann folgte der entscheidende Nachsatz: «Die sexuelle Orientierung geht die Öffentlichkeit nichts an, solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft. An der Stelle ist für mich allerdings eine absolute Grenze erreicht», so Merz.


Nun erntet er Kritik – aus der eigenen Partei. CDU-Mitglied Frank Sarfeld, Mitgründer der Union der Mitte (UdM), wirft Merz vor, schwul und pädophil gleichzusetzen.

Während Homosexualität von der Weltgesundheitsorganisation WHO schon seit 30 Jahren nicht mehr als Krankheit geführt wird, gilt dies für Pädophilie nach wie vor – zu Recht. Sie wird in der «Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme» (ICD-10) von der Weltgesundheitsorganisation WHO als «Störung der Sexualpräferenz» eingeordnet.

Armin Peter, Pressesprecher von Merz, wies die Kritik bei Twitter zurück: Die Behauptung von Sarfeld sei bösartig und schlicht falsch. «Friedrich Merz hat gesagt: ‚Die sexuelle Orientierung geht die Öffentlichkeit nichts an, solange sie sich im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft‘. Das gilt also für Heteros, Homos und alle anderen.»


Diese Äusserungen werden auch vom Co-Bundessprecher von DIE LINKE.queer, Daniel Bache, kritisiert. Merz selbst habe seine sexuelle Orientierung und sein Verhältnis zu Kindern allerdings nie als Privatsache betrachtet.

«Immer wieder verwies er in seinem Lebenslauf auf seine eigene heterosexuelle Orientierung, darauf, dass er verheiratet sei und darauf, dass er vier Kinder habe.» Als «Privatsache» wolle Merz also offenbar nur eine homosexuelle Orientierung gehandhabt wissen, in der klassischen homosexuellenfeindlichen «Don’t Ask, Don’t Tell»-Doktrin. Die Aufforderung, dass Menschen ihre sexuelle Orientierung für sich behalten sollen, sei «ein massiver Angriff auf die queere Emanzipationsbewegung», so Bache.

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CDU-Mann Sarfeld, der Merz zuerst kritisiert hat, hatte sich im vergangenen Jahr bei seinen konservativen Parteifreund*innen unbeliebt gemacht, als er gesagt hatte: «Die meisten Mitglieder der Werte-Union sind nicht einmal CDU-Mitglied» und: «Und die Anzahl der Mitglieder – hinterfragen wir doch mal, wie viele davon wirklich auch in der CDU sind. Wir wissen: eine verschwindende Minderheit». Die erzkonservative Werte-Union, für die Regenbogenfamilien nicht zu Deutschland gehören (MANNSCHAFT berichtete), hatte daraufhin eine einstweilige Verfügung gegen Sarfeld erwirkt.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Merz für Äusserungen rechtfertigen muss, die in der LGBTIQ-Community nicht gut ankommen. So hat er sich im Sommer gegenüber Focus Online von einem «Witz» distanziert, den er im Jahr 2001 gemacht hatte. Damals hatte er nach dem Coming-out des SPD-Politikers Klaus Wowereit auf die Frage nach dessen Homosexualität gesagt: «Solange der Wowereit sich mir nicht nähert, ist mir das egal.»

Das sei damals eine «humorvoll gemeinte Bemerkung» gewesen, die er heute nicht mehr machen würde, erklärte Merz. «Sexualität ist Privatangelegenheit. Unsere Gesellschaft ist toleranter geworden.» Und das sei auch gut so, erklärte in Anspielung auf Wowereits berühmte Coming-out-Äusserung.

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Die bisherige CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich aufgrund von «Witzen» oder ausgrenzenden Äusserungen ebenfalls häufig Ärger mit der LGBTIQ-Community eingehandelt (MANNSCHAFT berichtete).


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