Ljubljana Pride – ohne Kommerz, gegen Hate Speech
Die Pride in der slowenischen Hauptstadt findet am 22. Juni statt
Die Ljubljana Pride gehört zu den kleineren in Europa, aber definitiv zu den politischeren. An diesem Samstag sollen wieder über 2000 Mitglieder der LGBTIQ-Community durch die Stadt ziehen.
Bei der Pride in der wirklich schönen und sehr europäischen Stadt Ljubljana legt man viel Wert auf Intersektionalität, ist beispielsweise klar antirassistisch ausgerichtet. Die politische Ausrichtung ist den Organisator*innenen wichtig. Jedes Jahr gibt man sich einen Themenschwerpunkt, in diesem Jahr will man auf das Problem von Hate Speech aufmerksam machen.
Kommerz lehnt man ab, darum ist auch keine Werbung von Firmen und Unternehmen gestattet. Mit Leuten, die die Pride als grosse Party sehen oder die Besucher nicht mit allzu politischen Aussagen schockieren und vertreiben wollen, findet man wenig Schnittmengen. Die gibt es sowohl unter Lesben wie offenbar vor allem unter Schwulen, was einer der Gründe ist, warum das Organisationskommitte der Pride fest und ausschliesslich in den Händen von Lesben und trans Personen liegt.
Zur Pride gibt es auch dieses Jahr wieder Round-Table-Gespräche, es kommen internationale Sprecher*innen, die Vorträge halten, es gibt Workshops (etwa zum Thema Anti-Rassismus für Aktvist*innenen) und natürlich kulturelle Events .
Die formell erste Pride fand in Ljubljana in 2002 statt, erzählt Simona Muršec. «Wir zählen aber schon 2001 mit, damals gab es den ersten Protestmarsch in der Stadt, als Reaktion auf einen homophoben Vorfall auf der Terrasse eines Cafés mitten in Ljubljana.»
Wegen Massenprotesten: Tiflis Pride wird verschoben
In den ersten Jahren kamen etwa 200 bis 300 Leute zur Parade. Mehr Teilnehmer wurden es erst nach dem verlorenen Referendum im Jahr 2012, in dem die Liberalisierung des Familiengesetzbuches abgelehnt wurde. Die von der Katholischen Kirche unterstützte «Slowenischen Zivilinitiative für die Familie und Kinderrechte» erzielte damals 55 Prozent Zustimmung. Viele Mitglieder der LGBTIQ-Community waren geschockt von dem Ergebnis, erzählt Simona. Es wurden dann irgendwann 500 Teilnehmer, und in den letzten Jahren wuchs die Zahl sogar auf 2000 queere Demonstrant*innenen und mehr.
2015 war ein weiteres Referendum verloren gegangen: Die Mehrheit der Slowenen stimmten mit 63,5 Prozent gegen gleichgeschlechtliche Ehen.
Seit ein paar Jahren finden sich sogar immer mehr Zuschauer. Touristen, die Pride Paraden vielleicht aus ihren Ländern kennen, sehen vom Rand zu. Auch Anwohner hängen inzwischen aus Solidarität Flaggen aus ihren Fenstern.
Trotzdem bleiben Homo- und Transphobie ein Problem. Immer gibt immer wieder Übergriffe auf Menschen, die von Partys der LGBTIQ-Community kommen und nach Hause gehen. Die Pride-Organisator*innen fordert darum die Leute auf, in Gruppen nach Hause zu gehen oder ein Taxi zu nehmen. Immerhin, man hat einen guten Dialog mit der Polizei in der Stadt, erzähle Simona. Die Einsatzkräfte zeigen sich bei Veranstaltungen der Community, wenn auch teilweise mit zusammengebissenen Zähnen.
Im Bürgermeister von Ljubljana, Zoran Janković, hat man einen wichtigen Verbündeten. Er ist bereits in der dritten Amtszeit und setzt sich für Minderheiten wie etwa die LGBTIQ-Community ein. Allerdings äusserte er sich zuletzt wenig hilfreich; so findet er etwa, die Stadt sei doch so liberal und freundlich, man brauche doch eigentlich keine Pride mehr. Und das, erzählt Simona, sagte er ausgerechnet auf der Pride Bühne. Seither ist das Verhältnis zwischen ihm und den Pride-Organisator*innen angespannt. Mittlerweile spricht der Vize-Bürgermeister bei der Pride.
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