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Freddie Mercury zum 75.: «Es kommt eine Zeit, da muss man aufhören»

Würde seine Stimme heute noch so mächtig klingen?

Freddie Mercury
Freddie Mercury bei einem Auftritt im September 1984 (Foto: dpa)

Als Frontmann von Queen begeisterte er Millionen von Menschen. Sein Privatleben hielt Freddie Mercury aber lange vor der Öffentlichkeit geheim. Dass er krank war, machte der Sänger erst kurz vor seinem Tod bekannt. Einen Showman wie ihn gab es nicht nochmal. Von Philip Dethlefs, dpa

Ob Freddie Mercury noch mit Queen in Stadien auftreten und seine theatralischen Bühnenposen zeigen würde, wenn er am Leben wäre? Würde seine Stimme heute noch so mächtig klingen? Durch seinen frühen Tod bleibt der einzigartige Sänger und Queen-Frontmann in der Erinnerung ewig jung. Sämtliche Konzertaufnahmen stammen aus seinen besten Zeiten. Denn als Mercury krank wurde, zog er sich schnell von der Bühne zurück. Am 5. September wäre er 75 Jahre alt geworden.

Auf kaum einen im Showgeschäft passte der im Englischen gebräuchliche Begriff «larger than life» so sehr wie auf den flamboyanten, britischen Entertainer, der 1946 als Farrokh Bulsara in Sansibar geboren wurde. Wenn Freddie Mercury auf der Bühne stand, umgab ihn eine besondere Aura. Wo er auftrat, zog er das Publikum in seinen Bann. Das ist noch heute faszinierend zu sehen, etwa auf Videos vom legendären Auftritt beim «Live Aid»-Konzert im Wembley-Stadion 1985. Ein «Eee ooo» von Freddie genügte, schon sangen alle mit. «Eee-do-lee-do-lee!»

Queen begeisterten Pop- und Rockfans gleichermassen. Ob krachende Rockhymnen wie «Tie Your Mother Down», «We Will Rock You» und «I Want It All» oder gefällige Radiohits wie «Another One Bites The Dust», «Radio Ga Ga» und «A Kind Of Magic» – Queen hatten beides im Repertoire. Dazu natürlich das Magnum Opus «Bohemian Rhapsody», das vielleicht auch deshalb so erfolgreich wurde, weil es Mercury in all seinen Facetten zeigte – der Rocker, der Poet, der theatralische Entertainer mit riesigem Stimmumfang. Freddie konnte alles.


Als der kleine Farrokh, Sohn parsischer Eltern, in Indien aufs Internat geht, werden Lehrer auf sein Talent aufmerksam. Er singt im Chor, spielt Klavier, tritt im Schultheater auf und gründet seine erste Band. Schon damals nennen ihn Mitschüler Freddie. Der Name bleibt, als er im Teenageralter mit der Familie nach London zieht, wo sich ihm eine neue Welt eröffnet. Er studiert Grafikdesign, zeichnet Porträts und entwirft Männermode. Und er entdeckt den Rock’n’Roll.

Als die Band Smile der befreundeten Musiker Brian May (Gitarre) und Roger Taylor (Schlagzeug) zerbricht, gründen sie 1970 mit Freddie, der schon als Roadie und Assistent bei Smile involviert war, und Bassist Roger Deacon Queen. Die bekannte Geschichte der Band wird – mit künstlerischer Freiheit – in dem Spielfilm «Bohemian Rhapsody» erzählt, der dafür kritisiert wurde, dass manche Teile von Mercurys Leben zu kurz kommen, darunter seine wilden Jahre in München.

Anfang der Achtzigerjahre wohnt der Sänger in der bayrischen Metropole. Er feiert im Glockenbachviertel und lebt – von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt – seine Homosexualität im Münchener Nachtleben aus. In Interviews berichtet er später von einer exzessiven Zeit. Das Musikvideo zur Single «Living On My Own» wurde beim ausschweifenden, dekadenten Kostümfest zu seinem 39. Geburtstag gefilmt. Nun soll in München eine Strasse nach Mercury benannt werden (MANNSCHAFT berichtete).


Seine Solokarriere läuft hingegen enttäuschend. Sein einziges Soloalbum, das discolastige «Mr. Bad Guy» erscheint 1985 und hat ausserhalb Grossbritanniens nur mässigen Erfolg. Posthum wird 1993 ein Remix von «Living On My Own» in vielen Ländern ein Nummer-Eins-Hit. Auch sein Album «Barcelona» mit der befreundeten spanischen Opernsängerin Montserrat Caballé wird 1988 kein kommerzieller Erfolg, sondern erst 1992 als Neuauflage im Zuge der Olympischen Spiele in Barcelona.

Mit Queen bringt Mercury weiter mit grossem Erfolg neue Alben heraus und nimmt selbst dann noch Musik auf, als seine AIDS-Erkrankung bereits stark fortgeschritten ist. Sogar Musikvideos dreht der ewige Showman, für den «The Show Must Go On» ein Lebensmotto war. In seinem letzten Video, «These Are The Days Of Our Lives», ist nicht zu übersehen, dass Mercury gesundheitlich schwer gezeichnet ist.

Freddie Mercury
17.01.1979, Freddie Mercury in Hamburg (Foto: Werner Baum/dpa)

In der Öffentlichkeit wird lange über seinen Gesundheitszustand spekuliert. Dass er an AIDS erkrankt ist, macht Freddie Mercury am 23. November 1991 öffentlich. Nur einen Tag später stirbt er in seinem Haus in Kensington, wo er mit seinem letzten Lebensgefährten Jim Hutton lebt, an einer Lungenentzündung.

Ein Jahr später steigt in Wembley ein gigantisches Tributekonzert, bei dem unter anderen George Michael, Elton John, Liza Minnelli und Guns’n’Roses auftreten. Vor der sogenannten Garden Lodge, dem Haus in Kensington, legten Fans Blumen nieder. Beschriftungen und Fotos an der Mauer wurden erst vor einigen Jahren entfernt.

Vier Jahre nach dem Tod von Freddie Mercury veröffentlichen Queen 1995 das letzte Studioalbum. «Made In Heaven» enthält neue Versionen einiger Solosongs von Mercury wie «I Was Born To Love You» und viele Songs, die er noch vor seinem Tod eingesungen hat. Seine letzte Aufnahme mit Queen war der Song «Mother Love», den er nicht zu Ende singen konnte, weil ihn die Kraft verliess. Die letzte Strophe wird deshalb von Brian May gesungen – ein echter Gänsehautmoment.

 

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An seinem Geburtstag gedenken Freddie-Mercury-Fans noch heute jedes Jahr ihrem Idol. Die von seinen hinterbliebenen Bandkollegen und Manager Jim Beach ins Leben gerufene AIDS-Stiftung «The Mercury Phoenix Trust» organisiert regelmässig das Event «Freddie For A Day», an dem Fans aufgerufen sind, sich einen künstlichen Schnurrbart anzukleben und sich wie der Sänger zu kleiden. Letztes Jahr brachte die Royal Mail 13 Briefmarken zu Ehren von Queen heraus (MANNSCHAFT berichtete).

Gut möglich übrigens, dass die Rocklegende heute nicht mehr auftreten würde, wenn er noch am Leben wäre. «Ich weiss, dass eine Zeit kommen wird, wo ich nicht mehr auf der Bühne herumrennen kann, weil es lächerlich wäre», sagte er 1986 in einem Interview anlässlich eines Queen-Konzerts im Knebworth Park. «Es kommt eine Zeit, da muss man aufhören.» Ob er es schon ahnte? Der gigantische Auftritt vor 120’000 Zuschauer*innen war das letzte Konzert von Freddie Mercury mit Queen.


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