++ Polizisten homophob angegriffen ++ Protest-Segnungsfeier in Köln ++
Die LGBTIQ News: kurz, knapp, queer
Für den schnellen Überblick: Unsere LGBTIQ-News aus Deutschland ab dem 31. Juli 2023
++ Polizisten homophob angegriffen ++
Zwei Polizisten ausser Dienst, die sich dann aber als Beamte zu erkennen gegeben haben, wurden in der Nacht auf Freitag homophob beleidigt, bespuckt und mit einem Stein sowie leeren Getränkeverpackungen beworfen. Ihren Angaben zufolge soll die Atacke von mehreren Menschen aus einer circa achtköpfigen Gruppe in Berlin-Friedrichshain passiert sein. Die Gruppe sei im Anschluss geflohen.
Alarmierte Beamte nahmen die Verfolgung auf, wobei sich eine Polizistin den Arm brach. Drei Tatverdächtige im Alter von 17 und 18 Jahren konnten gefasst werden und wurden vorübergehend festgenommen. Der zuständige Staatsschutz ermittelt.
++ Protest-Segnungsfeier in Köln ++
Aus Protest gegen Kardinal Rainer Maria Woelki erwägen katholische Priester eine Segnungsfeier für gleichgeschlechtliche Paare vor dem Kölner Dom. Ob es wirklich dazu komme, sei noch nicht ganz sicher, aber das Echo sei auf jeden Fall gross, sagte der Münchner Geistliche Wolfgang Rothe am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Rothe hatte die Segensfeier vor dem Dom angeregt. Der Termin soll der 20. September sein, der Jahrestag von Woelkis Amtseinführung im Jahr 2014. «Solidaritätsbekundungen allein reichen meines Erachtens nicht mehr aus, es müssen auch deutliche Zeichen gesetzt werden», sagte Rothe.
Aktueller Anlass für den geplanten Protest ist die Massregelung eines Pfarrers aus Mettmann bei Düsseldorf, der eine Segensfeier für Liebende – darunter auch homosexuelle Paare – abgehalten hatte (MANNSCHAFT berichtete). Das Erzbistum verwies darauf, dass der Vatikan dies ausdrücklich verboten habe. Dieses Vorgehen hat zu einer Welle der Empörung geführt. So schrieb das Festkomitee Kölner Karneval auf Instagram: «Kölschfässer & Rosenmontagswagen segnen, aber sich liebende Menschen nicht? Kein Verständnis!»
++ Regenbogen-Zebrastreifen für Nürnberg ++
Nürnberg hat seit dem 1. August einen Regenbogen-Zebrastreifen. «Dieses bunte Band ist ein Signal an die Bürgerschaft und die Gäste dieser Stadt, dass Nürnberg eine bunte und diverse Stadt ist», sagte Oberbürgermeister Marcus König (CSU) am Dienstag zur Einweihung. Es sei aber auch ein Signal an die queere Community, dass man zu ihr stehe. Nürnberg sei für Toleranz und gegen Ausgrenzung.
Der bunte Bodenbelag aus Spezialfarbe markiert nach Angaben der Stadt den Eingang einer neu geschaffenen Fussgängerzone in die Altstadt. Der Zebrastreifen am Beginn der Königsstrasse wurde vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum zusammen mit einer Spezialfirma angebracht und soll dort dauerhaft zu sehen sein. Zuvor hatte die grüne Stadtratsfraktion eine verschiedenartige Bodenbemalung vorgeschlagen.
++ Niedersachsen gegen Queerfeindlichkeit ++
Mit konsequenter Strafverfolgung und Präventionsarbeit will die Landesregierung LGBTIQ vor Angriffen schützen. «LGBTIQ-Personen sind leider noch immer stärker als andere Bevölkerungsgruppen von gesellschaftlicher Ausgrenzung und im schlimmsten Fall auch von Straftaten betroffen», sagte Innenministerin Daniela Behrens (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. «Wir sind als Gesellschaft insgesamt gefordert, uns für Freiheit, Gleichberechtigung und Toleranz einzusetzen und einzustehen.»
In diesem Jahr sind bereits mehrere queerfeindliche Angriffe in Niedersachsen bekanntgeworden. So soll u.a. Mitte Juli eine trans Frau von einer Gruppe von sechs Männern in Hannover geschlagen und am Boden getreten worden sein. Sie wurde leicht verletzt. Insgesamt stieg queerfeindliche Hasskriminalität von 37 im Jahr 2020 auf 60 (2021) und 94 im vergangenen Jahr. 2019 – also vor der Pandemie – waren nur 29 solcher Taten statistisch erfasst. Ein Grund für den Anstieg könnte auch eine wachsende Anzeige-Bereitschaft sein.
++ Nordkirche mit Truck bei Hamburg Pride ++
An dem diesjährigen Umzug zum CSD in Hamburg will sich die Nordkirche mit einem eigenen Wagen beteiligen. «Liebe tut der Seele gut – ich freue mich sehr, dass wir als Nordkirche unter diesem Motto zum ersten Mal beim Hamburger Pride dabei sind», erklärte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt am Dienstag in einer Videobotschaft. Die Kirche heisse alle Menschen als geliebte Geschöpfe Gottes willkommen. «Die Vielzahl der Geschlechter, geschlechtlicher Selbstverortungen und verantwortlicher sexueller Orientierungen verstehen wir als Segen und Reichtum unter Gottes Regenbogen», sagte die Landesbischöfin.
Auf der Veranstaltung am Samstag seien auch die Pastoren und Pastorinnen von der kirchlichen Event-Agentur St. Moment und vom Konvent schwuler und lesbischer Theologinnen und Theologen präsent und böten Segnungen vor Ort an. Die Nordkirche hatte 2016 beschlossen, auch schwule und lesbische Paare zu segnen. Das Motto des Umzugs zum Christopher Street Day lautet «Selbstbestimmung jetzt! Verbündet gegen Trans*Feindlichkeit».
++ Exhibitionistische Handlung in Berlin ++
Am Montagnachmittag soll ein 38-jähriger Mann in einem Hinterhof in der Berliner Kochstrasse kurz vor 15 Uhr exhibitionistische Handlungen vor einem fünfjährigen Jungen durchgeführt haben. Das teilte die Polizei am Dienstag mit. Die Mutter des Kindes bemerkte den Unbekannten und schrie ihn an, dies sofort zu unterlassen. Der Tatverdächtige flüchtete daraufhin und konnte wenig später von den hinzugerufenen Einsatzkräften in einem Bus der Linie M 29 aufgegriffen werden.
Er beleidigte die Funkwagenbesatzung mehrfach und widersetzte sich der Anordnung, den Bus zu verlassen. Bei dem Versuch, den Tatverdächtigen am Arm ins Freie zu führen, stürzte ein Beamter mit dem Mann zu Boden und verletzte sich am Knie. Nachdem er auch weiterhin fortlaufend versuchte, die Einsatzkräfte zu treten, wurden dem Tatverdächtigen die Handfesseln angelegt. Anschliessend kam er in die psychiatrische Abteilung eines Krankenhauses. Die weiteren Ermittlungen hat ein Fachkommissariat des Landeskriminalamts übernommen.
++ LSU will queere Jugendarbeit schützen ++
Die LSU Berlin, eine Sonderorganisation der CDU Berlin, berichtet von drohenden Kürzungen im queeren Jugendarbeitsbereich in der Stadt. Darauf reagiert der Landesveraband mit «erheblichem Unverständnis», wie es in einer Mitteilung vom Montag heisst. Speziell soll es sich um das Zentrum in der Karl-Kunger-Strasse in Treptow-Köpenick und eine Einrichtung in Spandau handeln.
«Die LSU Berlin fordert, die Mittel für queerpolitische Projekte, insbesondere für die queere Jugendarbeit, über die allgemeinen Kostensteigerungen hinaus zu erhöhen. Die Landesregierung und das Abgeordnetenhaus von Berlin sollten anerkennen, dass Investitionen in die Jugendarbeit immer Zukunftsinvestitionen sind», schreiben die Organisator*innen.
++ Angriffe gegen CSD Chemnitz ++
Am Wochenende wurde in Chemnitz Pride gefeiert (MANNSCHAFT berichtete), was zu etlichen LGBTIQ-feindlichen Aktionen führte: So brannte eine Regenbogenflagge, zudem attackierten mutmassliche Neonazis CSD-Teilnehmer*innen mehrfach verbal. Vereins-Sprecher Robert Lutz beobachtete sogar einen Hitlergruss, berichtet das Portal Tag24: «Solche Aktionen zeigen, dass der CSD weiter nötig ist, um Akzeptanz und Sicherheit für queere Menschen zu schaffen.»
Von der zerstörten Pride Flagge berichtete der CSD-Verein via Facebok und erklärte: «Wir lassen uns von derartigen Angriffen nicht einschüchtern. Gemeinsam lohnt sich! Jetzt erst recht!» Der Bürgermeister von Chemnitz, Ralph Burghart, erklärte:: «Solche Taten verurteile ich, ich rufe zu Respekt und Solidarität auf. Und man darf sich davon nicht entmutigen lassen: Der CSD ist wichtig!»
++ Antifa-Gewalt gegen CSD Stuttgart inakzeptabel ++
Der gewaltsame Angriff auf die Parade in Stuttgart hat für Bestürzung gesorgt. Die Attacken seien «schockierend, irritierend und scharf zu verurteilen», so Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU), am Montag in einer Erklärung. Beim CSD Stuttgart hat eine linksradikale Gruppe der sogenannten Antifa den Wagen des Stuttgarter CSD-Vereins blockiert, dessen Vertreter sowie Polizist*innen und angegriffen und zwei Personen verletzt.
Michael Kauch, LiSL-Bundesvorsitzender erklärte: «Dies ist eine weitere Eskalation der Linksextremisten auf den CSDs. Nicht nur Homo- und Transfeinde, Rechtsradikale und Islamisten bedrohen unsere Community – jetzt auch Linksradikale.» Kauch weiter: «Wer unter dem Deckmantel von Queerness in Wahrheit unseren liberalen Staat bekämpfen will, gehört nicht auf den CSD. Und wer Gewalt anwendet, gehört vor Gericht.» Er erwarte eine Solidarisierung aller CSD-Vereine mit dem CSD Stuttgart und eine klare Abgrenzung gegen linksradikale Gewalttäter*innen.
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