Menschenrechts­kommissarin: Schluss mit «Konversionstherapien»!

Foto: AdobeStock
Foto: AdobeStock

«Konversionstherapien» finden weiterhin in ganz Europa statt, sagt Dunja Mijatović. Und das trotz der tiefgreifenden und lang anhaltenden schädlichen Auswirkungen, die diese Praktiken auf LGBTIQ haben, so die Menschenrechtskommissarin des Europarates.

«Ich fordere die Mitgliedstaaten auf, einen umfassenden, menschenrechtsbasierten Ansatz zur Beseitigung von Konversionspraktiken zu verfolgen. In den Mitgliedstaaten des Europarates ist das Bewusstsein für diese Praktiken und ihre schädlichen Auswirkungen auf LGBTI-Personen gestiegen, und es wurden mehrere gesetzliche Verbote erlassen oder geprüft» Dies sei derzeit in Belgien, Zypern, Irland, Finnland, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, der Schweiz (MANNSCHAFT berichtete) und dem Vereinigten Königreich der Fall.

«An sogenannten Konversionstherapien ist nichts Therapeutisches» – Dies seien die Worte einer trans Person und Aktivistin, die kürzlich bei einem Treffen der Zivilgesellschaft mit ihr gesprochen habe. „Dieser einfache Satz offenbart die heimtückische Natur von Interventionen, die behaupten, dass man die sexuelle Orientierung, die Geschlechtsidentität oder den Ausdruck einer Person (SOGIE) ändern kann und sollte», so Mijatović

Eine solche Vorstellung sei gefährlich und habe in einer auf Menschenrechten basierenden Gesellschaft keinen Platz. Dennoch fänden diese Eingriffe weiterhin in ganz Europa statt, oft rechtmässig und allgemein unter dem Deckmantel medizinischer oder religiöser Grundsätze. Trotz der tiefgreifenden und lang anhaltenden schädlichen Auswirkungen, die diese Praktiken haben können, blieben vielen Opfern weder die Anerkennung der erlittenen Schäden noch die Wiedergutmachung. «Das muss aufhören», so die Menschenrechtskommissarin.

Im Kern gäben «Konversionstherapien» vor, die sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität oder den Ausdruck einer Person zu ändern oder zu unterdrücken, wenn sie nicht der wahrgenommenen dominanten Norm entsprechen. Obwohl es viele Formen annimmt, treten diese Praktiken üblicherweise durch die Methoden wie Psychotherapie und medizinische Eingriffe aber auch glaubensbasierte Interventionen auf.

Diese Praktiken werden manchmal von Unternehmen betrieben, die schädliche Botschaften und Dienste für gefährdete Personen aktiv durch Werbung fördern und von denselben Personen profitieren. Jüngste Berichte deuten darauf hin, dass einige dieser Unternehmen gesetzliche Diskrepanzen zu den schädlichen Praktiken in Europa ausgenutzt und ihren Standort dorthin verlagert haben, wo sie noch legal sind.

Die Verbreitung der Praktiken in ganz Europa ist nicht bekannt, da sie oft unter geheimen Bedingungen stattfinden. Schätzungen zufolge haben 2 % der LGBTIQ-Personen in der EU solche Praktiken erlebt und 5 % wurden sie angeboten. Die tatsächlichen Zahlen könnte noch viel höher liegen könnten, heisst es in dem Kommentar.

Nach dem Coming-out von Jakub Jankto: Seine Ex-Partnerin ist stolz auf ihn (MANNSCHAFT berichete).

Das könnte dich auch interessieren