Leichtathletik-Weltverband bleibt bei Regeln für trans Athlet*innen hart

Dem Vorbild des IOC will man nicht folgen

Internationales Stadionfest ISTAF in Berlin, 2021 (Foto: Andreas Gora/dpa)
Internationales Stadionfest ISTAF in Berlin, 2021 (Foto: Andreas Gora/dpa)

Der Leichtathletik-Weltverband wird trotz der neuen IOC-Richtlinien seine Regeln für trans Athlet*innen nicht verändern.

«Alle Regeln bleiben wie sie sind», erklärte Weltpräsident Sebastian Coe am Donnerstag nach dem digitalen Kongress von World Athletics. «Wir teilen aber die Notwendigkeit, dass alle Regeln im Rahmen der Menschenrechte sein müssen.»

Der neue Regelrahmen des Internationalen Olympischen Komitees für trans Athlet*innen sieht keine allgemeingültigen Vorgaben mehr vor. Vielmehr können demnach die Weltverbände unter der Massgabe fairer Zugangsregeln über die Bedingungen der Teilnahme entscheiden. Ein einheitliches Testosteronniveau, das für Starts bei Wettkämpfen festgelegt wird, gibt das IOC nicht mehr vor (MANNSCHAFT berichtete).

Nach dem Regelwerk von World Athletics müssen einige hyperandrogene Leichtathletinnen ihren natürlichen Testosteronspiegel künstlich senken, um in Wettkämpfen auf den Strecken zwischen 400 Metern und einer Meile an den Start gehen zu können.

Die südafrikanische Läuferin Caster Semenya hatte vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS gegen den Weltverband geklagt, aber diesen Rechtsstreit verloren. Inzwischen hat die 800-Meter-Olympiasiegerin von 2012 und 2016 Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingereicht.

Caster Semenya (Foto: Stefan Puchner/dpa)
Caster Semenya (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Eine Studie sollte beweisen, dass Testosteron Athletinnen schneller macht. Doch die Untersuchung war falsch. Das Papier führte zur Sperre von Semenya (MANNSCHAFT berichtete).

Russland hat gute Fortschritte gemacht.

Auch von der strikten Haltung gegen Russland ist World Athletics nicht abgewichen. Der Kongress hob sechs Jahre nach dem Skandal um flächendeckendes Doping die im November 2015 verfügte Suspendierung nicht auf. «Russland hat gute Fortschritte gemacht. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit dem russischen Verband Rusaf weiterkommen», sagte Coe. Auf die Frage, ob die Sperre bis zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris aufgehoben wird, antwortete der Brite: «Ich kann keine Vorhersagen machen.» Bei den Tokio-Spielen durfte Russland nur zehn Leichtathlet*innen an den Start schicken.

Dagegen hat World Athletics mit dem «World Plan» für die Jahre 2022 bis 2030 eines der ehrgeizigsten Zukunftsprojekte auf den Weg gebracht. Auf Grundlage dieses Plans sollen Wachstum und Entwicklung der Leichtathletik bis 2030 gefördert werden. Der Plan enthält klare Rollen und Zuständigkeiten der Mitgliedsverbände, Zeitvorgaben bei Projekten, messbare Ergebnisse und Auswirkungen auf Ressourcen und die Finanzen. Er werde dazu beitragen, «weitere wichtige und notwendige Veränderungen und Entwicklungen in der olympischen Sportart Nummer eins herbeizuführen», sagte Coe.

Seit Anfang 2020 steht Mara Gomez bei Villa San Marcos unter Vertrag und ist damit die erste trans Frau in der argentinischen Profiliga (MANNSCHAFT berichtete).

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