Königin enthüllt Gedenktafel für dänischen Schriftsteller Bang
Das Land Berlin ehrt den homosexuellen dänischen Schriftsteller und Journalisten Herman Bang (1857–1912) mit einer Gedenktafel
Diese Woche wurde die Porzellantafel aus der KPM Berlin im Rahmen eines Staatsbesuchs von Königin Margrethe II. und Kronprinz Frederik aus Dänemark in Begleitung einer Delegation aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Industrie im Literaturhaus Berlin enthüllt.
Dabei sprach u. a. Kultursenator Klaus Lederer. Er würdigte Bang als einen der «berühmtesten Vertreter der modernen skandinavischen Literatur».
Bang zählt zu den bekanntesten Schriftstellern des Impressionismus um die Jahrhundertwende. Er wohnte für zwei längere Zeitabschnitte in Berlin. «Als Homosexueller war er in Dänemark öfter Kritik und Schikanen ausgesetzt und suchte in Berlin Zuflucht», heisst es in einer Pressemitteilung der Senatsverwaltung.
Nach der Enthüllung wird die Gedenktafel in der Fasanenstrasse 58 angebracht, wo der Schriftsteller seinerzeit weilte.
Im Pfarrhaus geboren Im Rahmen der Enthüllungszeremonie sprachen ausserdem Lektorin Anna Lena Sandberg von der Universität Kopenhagen und Professorin Annegret Heitmann von der Ludwig-Maximilians-Universität München über Herman Bangs Werk und Leben.
Geboren am 20. April 1857 und aufgewachsen in einem evangelischen Pfarrhaus begann Bang 1878 journalistisch zu arbeiten. Nach kurzer Zeit galt er als bedeutendster dänischer Journalist seiner Zeit. Sein erster Roman «Haabløse Slægter» von 1880 («Hoffnungslose Geschlechter») führte in Dänemark zu einem Skandal und wurde beschlagnahmt.
Gezwungen Dänemark zu verlassen So gut wie alle Werke Bangs wurden schon zu seinen Lebzeiten ins Deutsche übersetzt, sein Lebensweg ist eng mit Berlin verknüpft. «Mehrmals sah er sich als offen homosexuell lebender Mann durch Angriffe auf seine Person gezwungen, Dänemark zu verlassen», erinnert die Senatsverwaltung. «Ende 1885 kam er zum ersten Mal nach Berlin und war beeindruckt. 1907 liess er sich erst in der Nürnberger Strasse und anschliessend in der Fasanenstrasse nieder.»
Er lebte teilweise mit dem deutschen Schauspieler Max Eisefeld (1863-1935) zusammen, den er am Hoftheater Meiningen kennen und lieben gelernt hatte.
In einem Brief von 1902 schrieb Thomas Mann begeistert: «Jetzt lese ich beständig Herman Bang, dem ich mich tief verwandt fühle.» Mann Sohn Klaus beschreibt später in seiner Erzählung «Reise ans Ende der Nacht» Bangs letzte Stunden. Diese hatte er auf einer Vortragsreise in den USA verbracht.
Im Zug von New York nach San Francisco erlitt Bang einen Schlaganfall und starb in der Klinik von Ogden in Utah. Er wurde auf dem Vestre Kirkegård in Kopenhagen begraben; das Grab ist anonym, aber identifizierbar.
Frühe Meilensteine des Queer Cinema Einige von Bangs Büchern wurden in der Stummfilm-Ära verfilmt. Insbesondere «Michael» von 1924 (Regie: Carl Theodor Dreyer) gilt als Meilenstein des frühen Queer Cinema. Es war bereits die zweite Filmadaption des Buchs «Mikaël» von 1902, um einen Künstler und seine Beziehung zu seinem männlichen Modell. Die erste Filmfassung erschien 1916 in Schweden (Regie: Mauritz Stiller).
Anlässlich des Staatsbesuchs der dänischen Königin ist auch eine Ausstellung über den Schriftsteller und seine Zeit in Berlin entstanden, die von der dänischen Botschaft in Zusammenarbeit mit dem Skandinavisten Raimund Wolfert entwickelt wurde. Unter dem Titel «Herman Bang und seine ‹Fasaneninsel› – ein Däne in Berlin» ist sie seit dem 11. November 2021 an verschiedenen Berliner Bibliotheken zu sehen.
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