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Joachim Löw: «Würde zu eigener Homosexualität stehen»

Die Zeit befragt ihn zum Thema Offenheit im Fussball

Joachim Löw
Bundestrainer Joachim Löw in Aktion (Foto: Christian Charisius/dpa)

Bundestrainer Joachim Löw (61) bedauert es manchmal, keine Kinder zu haben. «Natürlich, ja», antwortete Löw in einem Interview der Zeit auf eine entsprechende Frage.

Mit 25, 30 oder 35 Jahren habe er «das noch nicht so gesehen. Da konnte ich es mir vielleicht nicht vorstellen, habe das Thema verdrängt oder weggeschoben. Die letzten zehn Jahre denke ich aber schon immer wieder daran oder darüber nach, wie es gewesen wäre, Kinder zu haben», erzählte der Coach der deutschen Fussball-Nationalmannschaft.

Er habe «immerhin einige Patenkinder», die er auch oft sehe. Das eine oder andere Patenkind sei «sogar ein bisschen bei uns aufgewachsen», sagte Löw und betonte: «Natürlich gibt es Momente, in denen ich eigene Kinder sehr vermisse.»

In dem Interview wurde Löw auch gefragt, warum sich der Fussball so schwer mit dem Thema Homosexualität tue und warum seit dem Coming-out des ehemaligen Nationalspielers Thomas Hitzlsperger kein Profispieler in Deutschland sein Schwulsein öffentlich gemacht habe.


«Thomas hat diesen Schritt gewagt, als seine Karriere eigentlich beendet war», sagte Löw. Hitzlsperger habe ihn «dabei ein Stück weit auf dem Laufenden gehalten». In der Gesellschaft sei die Offenheit grundsätzlich vorhanden, was wichtig sei, betonte Löw. «Obwohl sich schon wahnsinnig viel getan hat, fehlt sie aber vielleicht noch ein bisschen im Stadion», sagte Löw. Erklären könne er sich dies «nicht so genau», er bedaure es allerdings. «Unsere Gesellschaft, und damit auch der Fussball, steht doch für Offenheit, Vielfalt und Teilhabe.»

Auf die Frage, wie er handeln würde, wenn es ihn beträfe, sagte Löw: «Dann würde ich dazu auch stehen.»

Der ehemalige Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm rät homosexuellen Fussballern von einem Coming-out während der aktiven Karriere ab. Es möge Städte und Vereine geben, wo dies eher möglich wäre als anderswo, erklärte Lahm kürzlich (MANNSCHAFT berichtete).


Das Fussball-Magazin 11 Freunde hat für das Märzheft über 800 Fussballer*innen zusammengetrommelt, die sich gegen Homophobie stark machen und Mut zum Coming-out machen wollen. Ihre Botschaft an homosexuelle Profis: «Auch im Jahr 2021 gibt es keinen einzigen offene homosexuellen Fussballer in den deutschen Profiligen der Männer.» Die Angst vor Ausgrenzung sei offenbar immer noch zu gross (MANNSCHAFT berichtete).


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