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«Das Coming-out von Thomas Hitzlsperger war eine grosse Hilfe»

Lüder Wohlenberg trainiert ehrenamtlich beim SC West Köln eine Jugendmannschaft und beschäftigt sich mit Fragen des Kinderschutzes

Thomas Hitzlsperger
Lüder Wohlenberg (Foto: Promo)

Der Kölner Arzt und Kabarettist Lüder Wohlenberg trainiert ehrenamtlich beim SC West Köln eine Jugendmannschaft und beschäftigt sich mit Fragen des Kinderschutzes, aber auch mit verbaler Gewalt. Beschimpfungen wie «schwule Sau» will er auf dem Platz nicht hören.

Herr Wohlenberg, zum Thema Kinderschutz gehört u. a. Mobbing, aber auch körperliche und verbale Gewalt. Kommt Ihnen das bekannt vor.
Typisch beim Fussball ist natürlich die Herabsetzung über das Wort schwul – «das war schwul gespielt» oder als Beschimpfung «du schwule Sau!» etc. Da muss man als Trainer hellhörig werden und schauen, was dahintersteckt.

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Was steckt denn dahinter?
Im wesentlich passiert das in dem Alter unreflektiert, ich trainiere 11- und 12-Jährige. Die haben nur eine ungefähre Vorstellung davon, was schwul eigentlich ist, haben sich noch nicht wirklich mit sexuellen Orientierungen auseinandergesetzt. Ich pfeife auch mal Spiele von Erwachsenen. Da hört man solche Sprüche dauernd, selbst im normalen Umgang miteinander. Das wird dann oft von den Kindern übernommen, ohne es zu hinterfragen.

Was tun Sie, wenn Sie solche Sprüche auf dem Platz hören?
Ich bitte alle zusammenzukommen und sage: Was heisst denn schwul? Da kommt nicht so viel. Ich erkläre dann, dass es eine Herabsetzung ist, dass man das auf dem Fussballplatz und auch sonst vermeiden sollte. Ich frage auch: Kennt ihr einen schwulen Fußballspieler? Da ist es ja wirklich hilfreich, dass sich der Thomas Hitzlsperger geoutet hat. Seine Medienpräsenz ist eine grosse Hilfe. Wenn jemand von einem schwulen Pass spricht, dann meint er, das war schlecht oder läppisch. Dazu kann man sagen: Hitzlsperger war ja als Spieler durchaus robust im Umgang mit dem Gegenspieler und wurde nicht umsonst «The Hammer» genannt. Mit sexuelle Orientierung hat das alles gar nichts zu tun. Das verstehen die Jungs auch. Ich höre sowas bei meinen Spielern dann gar nicht mehr.


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Es gibt im Profi-Fussball Leute, die sagen: outet euch! Andere raten davon ab. Was meinen Sie?
Ich als Hetero trau mir da echt nicht zu, Ratschläge zu geben. Man kann auch nicht in alle Köpfe reingucken, die Reaktion auf ein Coming-out hängt auch immer vom Bildungsgrad ab. Ich selber habe auch schwule Freunde. Mir ist das letztendlich scheissegal, wer wen liebt – wir alle lieben den Sport.

Das vollständige Interview findest du in der März-Ausgabe der MANNSCHAFT. Hier geht es zum Abo Deutschland und hier zum Abo Schweiz.


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