«Ich geniesse es auf so vielen Ebenen, schwul zu sein»
Schauspieler Andrew Scott über Akzeptanz und queere Identität
Der schwule Schauspieler Andrew Scott brilliert in «All of Us Strangers» als einsamer Autor auf der Suche nach Liebe. Jetzt sprach er in einem Interview über Akzeptanz und queere Identität.
Er war der schelmische Bösewicht in «Sherlock Holmes» und der verführerische Priester in «Fleabag», jetzt ist Andrew Scott an der Seite von Paul Mescal in «All of US Strangers» zusehen und begeistert erneut. In dem Fanstasy-Drama von Regisseur Andrew Haigh tauchen die Zuschauenden in ein Spiel aus Schmerz und Vergnügen ein (MANNSCHAFT berichtete).
«Ich denke, der Hauptwert des Films – insbesondere für das queere Publikum – besteht darin, dass er anerkennt, dass die Dynamik innerhalb von Familien vielleicht nicht immer unbedingt so dramatisch ist, wie es manchmal in Geschichten über das Coming-out dargestellt wird», erklärt Scott in der neuesten Ausgabe des Magazins Attitude. «Es bedeutet weder völlige Akzeptanz noch komplette Ablehnung. Für viele queere Menschen liegt es irgendwo dazwischen, sodass Brutalität, Intoleranz und Zweifel neben echter Liebe in Familien existieren können.»
Scott spielt Adam, einen Drehbuchautor in den Vierzigern, der seit 30 Jahren allein lebt und nicht nur mit dem Verlust seiner Eltern zu kämpfen hat, sondern darüber hinaus mit den Stigmata um Homosexualität in den 1980er Jahren. «Es fühlt sich wie ein aussergewöhnliches Privileg an, eine solche Figur spielen zu dürfen. Und ich wollte so viel von mir geben, weil es für mich kathartisch war», sagte der 47-Jährige. «Ich hätte nie gedacht, dass ich einen Film wie diesen sehen könnte, geschweige denn im Mittelpunkt stehen würde.»
Der Umgang mit Aids, die Liebe zu einem wesentlich jüngeren Mann – «All of US Strangers» greift verschiedene Handlungsstränge auf und verbindet sie. «Ich weiss sicherlich, dass der Schatten von Aids sehr drohend auf mich zukam, als ich in den Neunzigerjahren aufwuchs. Und das hat sich auf die Art und Weise ausgewirkt, wie wir über Sexualität denken», stellte Scott Parallelen zu seiner eigenen Biographie her. «Auf der Ebene, dass wir das Gefühl haben, bestraft zu werden, wenn wir unsere Liebe zum Ausdruck bringen.»
«Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich aus dieser Situation befreit habe und meine Sexualität zu etwas geworden ist, das mir Spass macht», erklärte der Schauspieler weiter. «Die Emanzipation davon ist wunderbar. Ich geniesse es auf so vielen Ebenen einfach so sehr, schwul zu sein.» Für ihn sei es eine «wunderbare Sache», ein «aussergewöhnliches Geschenk». «Je älter ich werde, desto mehr fühle ich mich glücklich, schwul geboren zu sein und das prägt mein Leben und alle meine Freundschaften», sagte Scott.
Mittlerweile verspüre er ein grosses Kameradschaftsgefühl mit anderen queeren Menschen und, «ohne dabei zu hippig zu klingen, habe ich das Gefühl, dass ich diese Liebe und Positivität einfach in unserer Gemeinschaft verbreiten möchte, weil wir einen so langen Weg zurückgelegt haben», berichtet der gebürtige Ire. «Es ist wichtig, dass wir gut zueunander sind und aufeinander aufpassen und feiern, wie einzigartig unterschiedlich wir sind und wie verdammt wunderbar das sein kann.»
In der Netflix-Serie «AJ and the Queen» brilliert RuPaul als geprellte Dragqueen, die sich des Waisenjungens AJ annimmt (MANNSCHAFT berichtete).
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