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Human Rights Watch warnt homosexuelle Fussballfans vor Katar-Reise

Am besten, man lasse es

Katar
Katar, Al Ruwais: Hier wird das Teamquartier der deutschen Fussball-Elf sein (Foto: Christian Charisius/dpa)

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat homosexuelle Fussballfans vor der Reise zur WM nach Katar gewarnt.

Am besten lasse man es, sagte Wenzel Michalski, Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, am Dienstag beim Kongress Bodensee Business Forum der «Schwäbischen Zeitung» in Friedrichshafen. Die Botschaft aus Katar an Gäste und Touristen, sich an Traditionen des Landes zu halten, könne man als «charmant vorgebrachte Warnung» verstehen, sagte Michalski, da schwinge mit: «Wenn ihr das so auslebt wie in Berlin-Schöneberg, dann werden wir uns schon irgendwas ausdenken.»


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Er glaube zwar nicht, dass viel passieren werde, weil die ganze Welt zuschauen werde, sagte Michalski – und dass westliche homosexuelle Fans, sofern sie sich an die Sitten der Katarer hielten, dort Fussball schauen können. «Aber eine Garantie gibt es nicht.» Einheimische Homosexuelle schwebten zudem in grosser Gefahr, ihnen drohten nach der WM strafrechtliche Massnahmen. Michalski sprach von einer totalen Überwachung in dem Land. Überall in den Stadien gebe es etwa Kameras.


In Katar ist Homosexualität gesetzlich verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft (MANNSCHAFT berichtete). Katars Botschafter in Deutschland hatte am Montag auf einem Kongress des Deutschen Fussball-Bundes zur Menschenrechtslage einen fairen Umgang mit seinem Land als WM-Gastgeber eingefordert (MANNSCHAFT berichtete). Die Situation in Katar sei «noch nicht perfekt», räumte Abdulla Mohammed al Thani ein.

Derweil kämpft die organisierte Fanszene weiter gegen die Akzeptanz der Fussball-WM. Unter dem Motto «Nicht unsere WM!» findet am kommenden Samstag (18.00 Uhr) in Frankfurt/Main eine weitere gemeinsame Veranstaltung statt. Ausrichter sind das Netzwerk von «Nie wieder!», das Bündnis «Unsre Kurve», der Verein Gesellschaftsspiele aus Berlin und die Initiative «Boycott Qatar».

Es geht um fehlende Pressefreiheit und schlimmste Diskriminierungsformen gegenüber Frauen und LGBTIQ

«Es geht darum, dass Menschen zur Ermöglichung eines WM-Turniers entrechtet und massenweise in den Überarbeitungs-Hitze-Tod getrieben wurden. Es geht um fehlende Pressefreiheit und schlimmste Diskriminierungsformen gegenüber Frauen und der LGBTIQ Community», sagte Dario Minden, Sprecher von «Unsere Kurve», der Deutschen Presse-Agentur. «Und dass all dies der Fussballbranche in ihrer Spitze egal zu sein scheint, wenn die Geldbündel, mit denen gewedelt wird, nur dick genug sind. Es geht um einen moralisch verkommenen Sport, der sich noch vor jeden Karren spannen lässt.»


Katar steht vor dem WM-Turnier (20. November bis 18. Dezember) wegen Menschrechtsverstössen und des Umgangs mit Arbeiter*innen aus anderen Ländern schon lange in der Kritik. In der Vergangenheit war es auch zu tödlichen Unfällen auf den Baustellen gekommen. Die Regierung des Emirats verweist auf eigene Reformen und weist Teile der Kritik zurück. Anfang der Woche hatte der Deutsche Fussball-Bund (DFB) einen Kongress zu Katar


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