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Debatte um WM 2022: Katar-Botschafter zieht Russland-Vergleich

Und Dario Minden von der Fan-Organisation «Unsere Kurve» sagt vorm Botschafter, dass er Sex mit Männern habe und das «normal» sei

Wladimir Putin
Protest gegen Wladimir Putin (Foto: Daniel Schäfer/dpa)

Der Botschafter Katars in Deutschland hat einen fairen Umgang mit seinem Land als WM-Gastgeber eingefordert und einen Vergleich zu Russland als Turnierausrichter 2018 gezogen.

«Wenn wir vier Jahre zurückgehen, war die WM in einem Land, die Krim war gerade eingenommen, Menschen im Gefängnis, unterdrückte Menschen, und da war keine Aufmerksamkeit aus Deutschland und nicht aus irgendeinem anderen Land in Europa», sagte Abdulla Mohammed al Thani bei einem Kongress des Deutschen Fussball-Bundes zur Menschenrechtslage im Emirat am Golf am Montag in Frankfurt.

Sein Land stehe seit zwölf Jahren im Fokus und habe viele Veränderungen angestossen.

Fussball-WM in Katar
Der offizielle Spielball «Al Rihla» («die Reise» in arabischer Sprache) für die WM 2022 (Foto: Christian Charisius/dpa)

Die Situation in Katar sei zwar «noch nicht perfekt», räumte der Botschafter ein, der Wandel brauche Zeit. «Es ist nicht bei 100 Prozent, es ist eine Reise», sagte er. Auch in Deutschland hätte zum Beispiel das Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau viele Jahre in Anspruch genommen.


Al Thani wünschte sich von Deutschen, die in Katar waren – wie dem Rekordmeister Bayern München nach seinen traditionellen Wintercamps -, von ihren positiven Erfahrungen zu berichten: «Sagen sie es öffentlich oder halten sie den Mund», formulierte der Diplomat in ungewöhnlich klarer Wortwahl.

Gemeinsame Reise mit Innenministerin Nancy Faeser?
DFB-Präsident Bernd Neuendorf kündigte bei dem Kongress an, kurz vor dem WM-Anpfiff nochmals die Verbesserung der Menschenrechtslage im Gastgeberland bei einer gemeinsamen Reise mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) anzumahnen.


Mehr zum Thema: In einer RTL-Reportage schilderten Homosexuelle in Katar erstmals selbst ihre Lage



Fortschritte seien erkennbar, aber zwei Punkte bedürften der konkreten Umsetzung, betonte Neuendorf wie auch Vertreter*innen von Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften.

So müssten «Working center» eingerichtet werden, an die sich Arbeiter*innen bei Verstössen durch Arbeitgeber*innen wenden könnten. Zudem forderte Neuendorf die Einrichtung eines Fonds für Arbeiter*innen, die beim Bau von WM-Stadien ums Leben kamen oder verletzt wurden.

Hier stehe auch der Weltverband FIFA in der Verantwortung, machte Neuendorf klar. (MANNSCHAFT berichtete über schwule Paare, die in Katar im Hotel abgewiesen wurden.)

«Seien Sie nicht geschockt – aber ich habe Sex mit Männern»
Derweil meldete sich Dario Minden von der Fan-Organisation «Unsere Kurve» zum Thema Katar zu Wort.

A representative of Germany’s association of fan and ultra groups went on stage to speak to the DFB’s conference on human rights in Qatar ahead of the World Cup.

Here’s his personal speech on LGBT rights in the country, addressed directly at Qatar’s ambassador to Germany. pic.twitter.com/ODYZrsYWyq

— DW Sports (@dw_sports) September 19, 2022

«Seien Sie nicht geschockt – aber ich habe Sex mit Männern», sagt er in einem Statement, das die Deutsche Welle auf ihrem Sportkanal übertragen hat. «Das ist normal – also gewöhnt euch dran oder haltet euch vom Fussball fern», so Minden. Dabei sieht man den Botschafter Katars in Deutschland zustimmend nicken, zumindest wirkt es im DW-Beitrag so.

«Egal wie reich jemand ist»
«Fussball ist für alle da», betont Minden. Es sei egal, ob jemand schwul, lesbisch oder sonst was sei. Der Sport sei «für Jungs, Mädchen und alle dazwischen». Deshalb fordert Minden Katar auf, die Todesstrafe wegen Homosexualität abzuschaffen sowie jegliche Kriminalisierung basierend auf Sexualität und Genderidentität zu beenden.

Die Grundregel, dass Fussball für alle da sei, dürfe nicht gebrochen werden, «egal wie reich jemand ist» – eine Anspielung auf die Finanzlage des Golfstaates.

Minden betont, dass Katar selbstverständlich Teil der Fussball-Community sein könne und ebenso selbstverständlich auch ein Turnier wie die WM 2022 ausrichten könne. Aber dann müsse das Land sich auch an die geltenden Regeln halten. (mit dpa)

MANNSCHAFT berichtete über eine regierungsnahen Zeitung in Katar, die vor der «Bewerbung» von Homosexualität über soziale Medien warnte. Das würde «die Kinder» vom rechten Pfad Gottes abbringen.


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