Debatte um WM 2022: Katar-Botschafter zieht Russland-Vergleich
Und Dario Minden von der Fan-Organisation «Unsere Kurve» sagt vorm Botschafter, dass er Sex mit Männern habe und das «normal» sei
Der Botschafter Katars in Deutschland hat einen fairen Umgang mit seinem Land als WM-Gastgeber eingefordert und einen Vergleich zu Russland als Turnierausrichter 2018 gezogen.
«Wenn wir vier Jahre zurückgehen, war die WM in einem Land, die Krim war gerade eingenommen, Menschen im Gefängnis, unterdrückte Menschen, und da war keine Aufmerksamkeit aus Deutschland und nicht aus irgendeinem anderen Land in Europa», sagte Abdulla Mohammed al Thani bei einem Kongress des Deutschen Fussball-Bundes zur Menschenrechtslage im Emirat am Golf am Montag in Frankfurt.
Sein Land stehe seit zwölf Jahren im Fokus und habe viele Veränderungen angestossen.
Die Situation in Katar sei zwar «noch nicht perfekt», räumte der Botschafter ein, der Wandel brauche Zeit. «Es ist nicht bei 100 Prozent, es ist eine Reise», sagte er. Auch in Deutschland hätte zum Beispiel das Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau viele Jahre in Anspruch genommen.
Al Thani wünschte sich von Deutschen, die in Katar waren – wie dem Rekordmeister Bayern München nach seinen traditionellen Wintercamps -, von ihren positiven Erfahrungen zu berichten: «Sagen sie es öffentlich oder halten sie den Mund», formulierte der Diplomat in ungewöhnlich klarer Wortwahl.
Gemeinsame Reise mit Innenministerin Nancy Faeser? DFB-Präsident Bernd Neuendorf kündigte bei dem Kongress an, kurz vor dem WM-Anpfiff nochmals die Verbesserung der Menschenrechtslage im Gastgeberland bei einer gemeinsamen Reise mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) anzumahnen.
Fortschritte seien erkennbar, aber zwei Punkte bedürften der konkreten Umsetzung, betonte Neuendorf wie auch Vertreter*innen von Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften.
So müssten «Working center» eingerichtet werden, an die sich Arbeiter*innen bei Verstössen durch Arbeitgeber*innen wenden könnten. Zudem forderte Neuendorf die Einrichtung eines Fonds für Arbeiter*innen, die beim Bau von WM-Stadien ums Leben kamen oder verletzt wurden.
Hier stehe auch der Weltverband FIFA in der Verantwortung, machte Neuendorf klar. (MANNSCHAFT berichtete über schwule Paare, die in Katar im Hotel abgewiesen wurden.)
«Seien Sie nicht geschockt – aber ich habe Sex mit Männern» Derweil meldete sich Dario Minden von der Fan-Organisation «Unsere Kurve» zum Thema Katar zu Wort.
«Seien Sie nicht geschockt – aber ich habe Sex mit Männern», sagt er in einem Statement, das die Deutsche Welle auf ihrem Sportkanal übertragen hat. «Das ist normal – also gewöhnt euch dran oder haltet euch vom Fussball fern», so Minden. Dabei sieht man den Botschafter Katars in Deutschland zustimmend nicken, zumindest wirkt es im DW-Beitrag so.
«Egal wie reich jemand ist» «Fussball ist für alle da», betont Minden. Es sei egal, ob jemand schwul, lesbisch oder sonst was sei. Der Sport sei «für Jungs, Mädchen und alle dazwischen». Deshalb fordert Minden Katar auf, die Todesstrafe wegen Homosexualität abzuschaffen sowie jegliche Kriminalisierung basierend auf Sexualität und Genderidentität zu beenden.
Die Grundregel, dass Fussball für alle da sei, dürfe nicht gebrochen werden, «egal wie reich jemand ist» – eine Anspielung auf die Finanzlage des Golfstaates.
Minden betont, dass Katar selbstverständlich Teil der Fussball-Community sein könne und ebenso selbstverständlich auch ein Turnier wie die WM 2022 ausrichten könne. Aber dann müsse das Land sich auch an die geltenden Regeln halten. (mit dpa)
Das könnte dich auch interessieren
People
Von Trash-TV zu Ultramarathon: Emanuel Brunner braucht den Kick
Emanuel Brunner kommt im Dschungel an seine Grenzen. Was Realityshows mit Sportevents gemeinsam haben und warum es ihn immer wieder in Extremsituationen zieht.
Von Greg Zwygart
Sport
Fitness
Leben
Bi
Deutschland
CSD in Falkensee und Wittenberge – Rechtsextreme Gegendemo erwartet
Drei Wochen nach dem Angriff auf ein Fest für Vielfalt in Bad Freienwalde wird der Christopher Street Day in zwei Brandenburger Städten gefeiert. Die Veranstalter*innen rechnen mit einer Gegendemo.
Von Newsdesk/©DPA
Pride
Queerfeindlichkeit
News
Deutschland
Gegen Merz, für LGBTIQ: Zirkus hisst Pride-Fahne
Während des Berliner Christopher Street Day soll keine Regenbogenfahne auf dem Reichstag wehen, weil dieser laut Kanzler Merz kein Zirkuszelt sei. Ein Zirkus kritisiert jetzt diese Wortwahl.
Von Newsdesk/©DPA
News
Pride
Grossbritannien
«Daddyhole» – Strassenschild wird immer wieder geklaut
Der Stadtrat von Torquay weiss nicht mehr, was er tun soll. Er fordert mehr «Respekt» von Besucher*innen ein. Bislang vergeblich.
Von Newsdesk Staff
News
Porno