«Hochwald» – Ein Traumtänzer wird von der Realität eingeholt
Der Kinofilm dreht sich um den Aussenseiter Mario aus Südtirol
Der Kinofilm «Hochwald» dreht sich um den Aussenseiter Mario, der für sein Leben gern tanzt. Doch in seinem konservativen Heimatdorf in Südtirol kommt das nicht gut an. In einer Schwulenbar in Rom passiert eine Katastrophe.
In ländlichen Gegenden ist es oft immer noch so, dass die sexuelle Identität kaum diskutiert wird. Die Südtirolerin Evi Romen, die nach langjähriger Arbeit als Schnittmeisterin mit «Hochwald» ihr Regiedebüt gibt, formuliert es so: «Die Doppeldeutigkeit ist die wichtigste Sprache in einem Dorf. Jeder weiss es und keiner sagt etwas.»
Dieser Gedanke ist im Film denn auch zentral. Mario (Thomas Prenn) lebt in einem Südtiroler Kaff und ist ein wahrer Traumtänzer. Als sein Jugendfreund Lenz (Noah Saavedra) zur Weihnachtsfeier aus Rom anreist, flammen zwischen den beiden alte Gefühle neu auf. Spontan fährt Mario mit Lenz nach Rom.
Dort wird der Besuch einer Gaybar zum Horror: Islamisten stürmen das Lokal und schiessen in die Menge. Die meisten sterben, auch Lenz – aber Mario überlebt. Zurück in Südtirol droht Mario am Erlebten zu zerbrechen, und das Mitgefühl der Dörfler schlägt in Misstrauen um.
Ausgerechnet das Schlüsselereignis in der Schwulenbar passt nicht so recht ins Gesamtbild. Als Porträt eines Sonderlings in der Provinz funktioniert der Film einwandfrei, als Traumadrama weniger. Vor allem Marios Freundschaft zum Muslim Nadim (Josef Mohamed) wirkt forciert und unglaubwürdig – die zwei als Aussenseiter quasi nebeneinanderzustellen, funktioniert schlicht nicht.
Dennoch hat «Hochwald» seinen Reiz. Thomas Prenn beeindruckt, die Schilderung des provinziellen Mikrokosmos ist authentisch, das alpine Setting stimmig. Vor allem wühlt Marios emotionale Achterbahnfahrt einfach auf – allen Kritikpunkten zum Trotz. Dafür gab’s beim Zurich Film Festival das Goldene Auge für den besten deutschsprachigen Film.
«Hochwald» startet am 7. Oktober in deutschen Kinos. In der Schweiz ist der Film nochmals am 28. und 29. September im Kino Rex in Bern zu sehen.
Das könnte dich auch interessieren
Buch
Liebe, Lust und andere Katastrophen – unsere queeren Lesetipps
Éric Chacour verwebt queere Liebe mit familiären Zwängen in Kairo. Chloé Caldwell zerlegt das lesbische Begehren in schmerzhafter Klarheit. Und Eryx Vail stellt die Frage, ob queeres Leben in dystopischen Zukunftsvisionen überhaupt vorkommen darf.
Von Newsdesk Staff
Schwul
Lesbisch
Gesellschaft
Kultur
Queer
Wien
Ein Leuchtturm namens Magnus: Das neue Zentrum für sexuelle Gesundheit
Wien bekommt ab 2026 ein neues Zentrum für sexuelle Gesundheit: Magnus* Ambulatorium für sexuelle Gesundheit: ein einzigartiges Kompetenzzentrum für Prävention, Testung, Behandlung und Beratung.
Von Newsdesk Staff
Gesundheit
News
HIV, Aids & STI
Österreich
Buch
Warum verehrte eine lesbische Frau Adolf Hitler?
Wie kann sich eine lesbische Frau mit Hitler und den Nazis identifizieren? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine lesenswerte Biografie über Stephanie Hollenstein, Hitlers queere Künstlerin.
Von Christian Höller
Lesbisch
Geschichte
Kultur
Award
Endlich ein Emmy für Hannah Einbinder aus «Hacks»
Überraschende Sieger*innen und zwei politische Statements: Der US-Fernsehpreis hätte eine komplett gelungene Show werden können – wäre da nicht eine Idee gewesen, die sich als unglücklich herausstellte.
Von Newsdesk/©DPA
Bi
Comedy
TV
Unterhaltung
Serie